Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze
nackt vor einer Frau gestanden, nicht in so einer Situation, die eine Pflichterfüllung forderte.
Muschelweiß schlüpfte unter die Decke und hielt sie für ihn hoch. »Ich will dich halten, Teichläufer.«
Geschwind schlüpfte er neben sie, lag auf dem Rücken, und Muschelweiß stützte sich auf einen Ellbogen und beugte sich über ihn, ihre Brüste auf seiner Brust. Eine Kaskade ihres Haares fiel über ihn. Er sah Sternenlicht durch die Fülle der Haare fallen und auf ihren Silbersträhnen schimmern. Er strich leicht darüber, sie fühlten sich an wie Seide, so fein wie glänzende Spinnweben.
Sie berührte seine Flanken; er zuckte zusammen. »Habe ich dich erschreckt? Das tut mir Leid.«
»Ich war nicht darauf gefasst.« Er schob seine Arme unter ihren Rücken und sagte: »Ich will ja, dass du mich berührst, Muschelweiß. Ich bin nur etwas nervös.«
»Ich habe kalte Finger, ich hätte dir vorher Bescheid sagen müssen. Meine Hand gleitet jetzt an deiner Seite hinunter, Teichläufer, so, siehst du, über deinen Bauch.« Ihre Hand glitt langsam durch das weiße Haar unter seinem Nabel, und dabei küsste sie ihn auf den Mund und den Hals; Schauer liefen ihm über den Rücken. Irgendwo, tief in seinem Innern, rumpelte es, als das Blitzvogeljunge sich in seiner Brust ausdehnte und gegen die letzten Reste der Schale drückte, die es noch gefangen hielten, wie jeder Vogel wissend, dass es aus dieser Schale ausbrechen - oder sterben musste. Blitze gleißenden Lichts blendeten Teichläufer, und er stieß hörbar keuchend die Luft aus. Muschelweiß führte es auf anderes zurück …
»Jetzt gleitet meine Hand noch tiefer, Teichläufer.« Ein Feuer durchglühte seinen Körper, wie ein feuriger Strom fuhr es bis in seine Fingerspitzen, bis in seine Zehen, und füllte die Höhlung seiner Brust wie eine Flut geschmolzenen Goldes. Gleichzeitig überkam ihn das Gefühl eines noch nicht erlebten wunderbaren Glücks, als hätte er das Licht der Sonne getrunken.
Trotz seiner Müdigkeit und der Abgründe seiner Angst erwachten seine Seelen zum Leben.
Teichläufer legte ihr eine Hand in den Nacken und zog ihr Gesicht heran. Er küsste sie sanft, erschauernd, und flüsterte: »Ich danke dir dafür, Muschelweiß. Ich danke dir, dass du meine Frau geworden bist.«
Heftiges Weinen weckt mich. Erschreckt hebe ich den Kopf und drehe mich zu Muschelweiß. Sie liegt auf dem Rücken, das schöne Gesicht von Sternenlicht überstrahlt, und schläft tief. Die Decke ist heruntergefallen und enthüllt ihre Brüste. Ihre Lider bewegen sich mit ihren Träumen. Aber ihre Stimme … es ist nicht die ihre … es ist jetzt nicht die ihre, eher die eines kleinen Mädchens.
Ich setze mich auf und schaue sie verwirrt an. Erinnert sie sich an ihren Mann? Ist sie einsam? Ist sie schuldbewusst, weil sie mich geliebt hat, da Tauchvogels Leiche noch nicht gefunden worden ist?
Durch ihr Weinen fühle ich mich innerlich ganz leer. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Soll ich sie wecken? Ich strecke die Hand aus, die aber oberhalb ihrer Schulter innehält. Jetzt weint sie stärker.
Tränen strömen ihr aus den Augenwinkeln. Funkelnde Tautropfen liegen auf der Decke und schimmern im Sternenlicht. Solch schmerzliche Tränen habe ich noch nie erlebt. Wahrscheinlich habe ich es nie für möglich gehalten, dass eine so mutige Frau, dass so eine große Kriegerin solche Tränen vergießen kann. Aber das ist nicht die Stimme einer Frau. Etwa die eines Kindes? Meine Seelen winden sich. Ist ihr vielleicht als Kind etwas Schreckliches zugestoßen? Und durchlebt sie es jetzt wieder?
»Muschelweiß?« rufe ich leise. Da sie nicht antwortet, lege ich ihr die Hand auf die Stirn und streiche ihr ganz leicht übers Haar. »Muschelweiß«, murmele ich, »alles ist gut. Du bist in Kernholz-Dorf.
Niemand wird dir etwas tun, das verspreche ich, denn ich würde es nicht zulassen. Ich bin Teichläufer, dein Mann«, und während ich das sage, fühle ich mich froh und stolz. »Ich bin dein Ehemann. Ich liebe dich über alles. Bitte komme zu mir zurück, alles ist gut.«
Ich streiche ihr weiter übers Haar, und endlich hört sie auf zu weinen und gleitet in einen tieferen Schlaf. Ihr Atem wird langsamer. Als sie sich auf die Seite dreht, das Gesicht zu mir, lege ich mich zurück und ziehe ihr die Decke über die Schulter, um sie vor der Abendkälte zu schützen. Jetzt hat ihr Gesicht einen ruhigen, heiteren Ausdruck gewonnen.
Ein Schmerz durchbohrt mich.
Ich beiße die
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