Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
gegeneinander. Er zuckte zusammen und bewegte sie, als ob sie schmerzten, und legte die Hände dann auf die Knie. »Ich weiß nicht, was danach noch geschehen ist. Ich bin fortgelaufen, so schnell ich konnte. Ich hatte nichts mehr, und da war niemand mehr, um den ich mir Sorgen machen musste - außer um mich selbst.«
    Wurzelkrebs hielt Tauchvogels kaltem Blick stand, und Tauchvogel sah Tränen in den trüben alten Augen.
    Als Tauchvogel nichts darauf sagte, stand der alte Mann auf, nickte Kupferkopf respektvoll zu und humpelte durch das Dorf davon. Die Leute hielten ihn auf, sprachen sanft mit ihm und fragten, was geschehen sei.
    Tauchvogel sagte: »Was willst du damit beweisen? Hast du geglaubt, dass ich nach dieser Geschichte an meiner Frau zweifeln würde? An einer Frau, die ich seit zweimal zehn und fünf Sommern kenne?«
    Kupferkopf starrte weiter auf die Meerfrau, und sein Gesicht wurde zu Stein.
    Zornig wollte Tauchvogel wissen: »Den Namen der Frau, die seine Kinder tötete - woher wusste er den? Hast du ihm gesagt, dass sie Muschelweiß hieß? Glaubt er deswegen, dass sie es war?« Seine Brust hob sich vor Erregung, und das weckte Schmerzen aus Rücken- und Schulterwunden, die ihm Stiche im Unterleib beibrachten. Ein Brechreiz quälte ihn. Er beugte sich vor, stützte sich mit einer Hand auf den Boden und wartete darauf, dass es vorüberging. Er ließ sich auf die Bodenmatte zurückgleiten, als es ihm wieder möglich war, und zwang sich, gleichmäßig und tief zu atmen. Der Brechreiz verging wieder.
    Draußen jagte ein kahlköpfiger Adler über die glitzernde Oberfläche der Meerfrau, kreiste und stieß hinab und fuhr schließlich wie eine Lanze ins Wasser, um einen Fisch zu fangen. Seine schwarzen Flügel schwappten gegen die Oberfläche. Tauchvogel beobachtete das Spiel gegen den Hintergrund der roten aufgehenden Sonne und des unendlichen blauen Ozeans, und eine Spur ruhiger Gelassenheit drang in sein Herz.
    »Wer war es wirklich, der die Kinder dieses alten Mannes getötet hat, Kupferkopf?« fragte er. »Du musst es wissen. Warum sagst du Wurzelkrebs nicht die Wahrheit? Das hätte er doch verdient. Wie kannst du unter diesen Leuten leben und so tun, als wärst du ein aufrechter und guter Mensch, wenn du in Wirklichkeit ein Lügner bist?«
    Kupferkopf drehte sich langsam um, die dunklen Augen weit aufgerissen, und ließ seine Arme schlaff herunterfallen. »Die Sonnenmutter allein weiß, was recht und gut ist, Tauchvogel«, antwortete er sanft. »Und das würde ich nie von mir behaupten.«
    Teichläufer kroch nackt um die Reste des gestrigen Feuers herum und trennte mit einem Stock die Glut, die er nach rechts schob, von der Asche, die er nach links häufelte. Die Morgensonne fiel schräg durch den Wald und schoss goldene Dunstbänder durch die Bäume über ihm und lockte mit ihrer Wärme kleine Nebelkringel vom nassen Waldboden nach oben. Was für ein herrlicher Tagesanfang!
    Der liebliche Duft feuchter Borke mischte sich mit dem Geruch von Holzrauch. In der Ferne brüllte irgendwo ein Alligator, und Bruder Erde verstummte; dann aber brachen alle Vögel wieder in lauten Gesang aus. Die Purpurhühner übertönten mit ihrem Geschnatter alle andern. Teichläufer lächelte. Er stellte sich den schönen Vogel vor, der über die Seerosenblätter in einem nahe gelegenen Teich stolzierte, mit dem Kopf und dem Schwanz ruckhaft zuckend, während er nach Insekten jagte.
    Er zog eine Hand voll Zweige aus dem Holzstapel innerhalb der Hütte, legte sie aber wieder ab. Trotz der Achtsamkeit seiner Verwandten hatte Regen die Reiserspitzen nass gemacht. Er musste tiefer graben, um trockene Zweige zum Feuermachen zu finden. Als er genug davon hatte, legte er sie auf die Glut und fachte das Feuer vorsichtig blasend an. Gelbe Flammenzungen leckten empor, krachend und spuckend. Er legte langsam weitere Zweige nach und dann größere Holzstücke.
    Seine Frau schlief noch, und er ….
    Meine Frau! Es war so neu und so wunderbar, diese Wörter auszusprechen. Am liebsten hätte er seine Freude in die Welt hinausgeschrien, doch wollte er sie nicht wecken. Sie hatte sich in der Nacht dauernd herumgewälzt. So wie er.
    Selbst jetzt sah er diese seltsamen Bilder vor sich … Sie wiederholten sich, zuckten jedes Mal durch seine Seelen, wenn das Blitzvogeljunge mit den Flügeln schlug, um sie zu trocknen, oder den Kopf auf dem mageren Halsstumpf hin- und herschwenkte. Er fragte sich, was die Bilder bedeuteten.
    Und wie viel Zeit bleibt

Weitere Kostenlose Bücher