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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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sein könnte, und sie würde das Schlimmste fürchten. Sie würde nicht lange brauchen, um einen Suchtrupp anzuführen - gegen heftige Einwände von Seiten der Geistältesten, die sie warnen würden: Ohne sie wäre das Dorf so gut wie wehrlos. Aber sie würde trotzdem aufbrechen.
    Muschelweiß würde kühn sogar den Zorn der Sonnenmutter in Kauf nehmen, um ihre Familie davor zu bewahren, Kupferkopf in die Hände zu fallen. Seit zweimal zehn und sechs Sommern hatte die Erbitterung an ihm genagt und ihn fast aufgefressen. Mit Recht wäre sie beunruhigt über die Taktik, die er anwenden würde, um diese alte Ehrenschuld zu begleichen.
    Er schaute zu den Fledermäusen auf, die durch die Dunkelheit huschten und deren Flügel im Mondlicht aufblitzten, und er fragte sich, was er tun würde, wenn sie käme.
    Die schwere Last auf seinem Herzen wurde unerträglich. Er ließ den Kopf in die Hände fallen und schloss die Augen.
    Er wusste nur, dass er auf sie warten würde.

    Vorsichtig, um keinen Laut zu machen, schob Tauchvogel den Palmwedel, der ihm den Weg versperrte, nach vorn. Als er daran vorbei war, ließ er ihn in die ursprüngliche Stellung zurückschnellen. Er schwankte kaum, als er über das Rankengewirr auf beiden Seiten strich.
    Tauchvogel, schwer atmend und auf wackligen Beinen, betrachtete eingehend den Wald im Dämmerlicht.
    Er hatte nicht mehr zusammenhängend denken können; eine ganze Zeit lang war er zu keiner Erinnerung mehr fähig gewesen, er kannte weder seinen Namen noch seinen Clan, nicht einmal die Richtung, die nach Hause führte, aber dann war alles wieder in einer erschreckenden Welle der Erinnerung auf ihn eingestürzt, und er war sofort verzweifelt losgelaufen.
    Das kurze Stück eines Speerschafts ragte aus der linken unteren Rückenhälfte hervor, und die Wunde hörte nicht auf zu bluten. Er presste seine Hand darauf, und der Schmerz schüttelte ihn. Mit jeder Bewegung schnitt die scharfe Feuersteinspitze tiefer ins Fleisch. Er hatte versucht, den Schaft herauszuziehen, konnte ihn aber in all dem Blut nicht packen. Er hatte den Schaft abgebrochen, aber wann?
    Er zwang sich, klar zu denken. Kupferkopfs Krieger … sie haben angegriffen … der Speer traf mich in die Seite … ich bin gefallen …
    Er schluckte; seine Kehle war trocken. Grauenvolle Bilder von fliehenden Männern durchdrangen seine Seele.
    Er blinzelte; Nebelfetzen lagen wie Rohrkolbenflaum in den dicken Lianen, die die Bäume umschlangen. In der aufkommenden Abendkühle verdichtete sich der Dunst, und ein dauernder Tropfregen ging auf die braune Laubmatte auf dem Waldboden nieder, wie in einem leisen Trommelrhythmus. Bis auf die Haut durchnässt, erschauerte Tauchvogel. Nicht einmal seine schenkellange Kapuzentunika schützte ihn vor dem schneidenden Wind, der mit sondierenden Fingern durch den Stoff fuhr, der Abwehr seiner Haut spottend.
    Vögel beobachteten ihn; sie hatten ihre Federn der Wärme wegen aufgeplustert, und nur wenige wagten zu zwitschern. Stille herrschte über der glitzernden Welt.
    Nur der Dunst bewegte sich.
    Silberne Schleier schwebten um die mächtigen Stämme hoher Eichen herum, kletterten an Kiefern hoch und verfingen sich in den Spitzen ihrer Kronen.
    Tauchvogel humpelte in der gespenstischen Stille vorwärts. Der eine Speer, den er hatte, war feucht und schlüpfrig geworden. Er packte ihn fester. Er hatte sein Atlatl, die Speerschleuder, in den Gürtel gesteckt; diese Waffe bestand aus einem Stück Holz von vier Handlängen, mit einem Muschelhaken am Ende. Wenn das Griffende des Speers am Haken befestigt war, konnte er damit den Speer fünfmal so weit werfen wie mit bloßen Händen. Auf Sandstränden waren Atlatls tödliche Waffen, aber in diesem dichten Wald konnte er von Glück sagen, wenn ihm überhaupt ein Wurf gelang, von einem Treffer ganz zu schweigen.
    Er schob einen Vorhang von hängendem Moos zur Seite und sah einen kleinen Teich vor sich, kristallklar das Wasser, von flechtenbehangenen Stämmen umgeben. Der Dunst hing wie ein Regenbogen über dem Teich. Tauchvogel, von großem Durst gequält, ging zu Boden und kroch zum Wasser. Die Gerüche von nassem Laub und Gras stiegen ihm in die Nase. Er durfte sich nicht lang im offenen Gelände sehen lassen … aber er musste ans Wasser; er würde sterben, wenn er jetzt nicht trinken könnte.
    Während er näher rutschte, sah er den Alligator, der regungslos, mit grüner Entengrütze bedeckt, in der Mitte lag -lauernd, wartend. Tauchvogels verzweifeltes

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