Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
sicherer.«
    Er lächelte breit. »Danke. Ich hole meine Sachen.«
    Rotalge sah ihn weggehen. Sein Beutel, Atlatl und die Speere lagen neben dem niederbrennenden Feuer. Häsling musste über zugedeckte Leiber steigen, um an seine Sachen zu kommen. Einige Männer murrten und wälzten sich zur Seite, als er vorbeischlich. Einer sprach ihn an, und Rotalge vernahm die barsche Frage.
    »Was hast du mit dem Mädchen vor? Die wird noch unser Tod sein. Hält uns auf, zwingt uns, auf sie aufzupassen. Nur weil sie die Enkelin von Mondschnecke ist, heißt das noch nicht, dass wir unser Leben aufs Spiel setzen müssen, um-«
    Häsling antwortete kurz und bündig. »Was ich mache, geht dich nichts an, Seilstrang. Rotalge ist für mich wie eine Schwester. Das ist allein meine Sache.«
    Der Mann rollte sich auf die Seite und zog sich die Decke über den Kopf.
    Häsling warf sich den Beutel über die Schulter, nahm seine Waffen auf und ging zu Rotalge zurück.
    Also deswegen war er herübergekommen. Er hatte gehört, was die anderen über sie sagten, und hatte es auf sich genommen, ihr als Freund zur Seite zu stehen, obwohl er sich dadurch zum Außenseiter machte.
    Als er sich auf der anderen Seite des Feuers hinkniete, lächelte er, und die weißen Zähne glänzten im Feuerschein. »Gute Nacht, Rotalge«, sagte er.
    »Gute Nacht, Häsling. Häsling?«
    »Ja?«
    »Vielen Dank.«
    »Wofür, kleine Schwester?«
    »Dafür, dass du zu mir wie früher bist.«
    Er runzelte die Stirn und löste die Schnüre an seinem Beutel. »Ich bedauere nur, dass ich so lange dazu gebraucht habe, Rotalge. Ich hätte mich schon längst bei dir entschuldigen müssen. Ich habe dich vermisst. Dich und Teichläufer.«
    Rotalge knotete ihre Decke auf, schüttelte sie aus und zog sie über sich. Sie rollte sich neben dem Feuer zusammen, und dabei sah sie, wie Häsling Atlatl und Speere neben sich in den Sand legte. Er band seine Decke vom Beutel los und wickelte sich darin ein, mit dem Gesicht ihr zugewandt! Der orangefarbene Schein der Glut flackerte über sein schönes Gesicht.
    »Rotalge«, sagte er.
    »Hm?«
    »Was hast du damit gemeint, dass du verzweifelt bist?«
    Sie zog sich die Decke bis zum Hals hoch. »Ich bin sehr besorgt um Teichläufer«, erwiderte sie.
    »Wenn Muschelweiß in Windeck-Dorf war, als es überfallen wurde, dann muss Teichläufer auch dort gewesen sein.«
    Sehr sanft sagte Häsling: »Auch ich bin sehr in Sorge um Teichläufer.«
    In goldenen Streifen fielen die Strahlen der Nachmittagssonne schräg durch die Bäume und spiegelten sich in Teichläufers Augen, als er Muschelweiß mühsam über den tauglatten Baumstamm folgte, der das seichte Gewässer überbrückte. Vögel zwitscherten in den Hickoryzweigen über ihnen und hüpften herum, um sie zu beobachten. Sein Beutel rutschte hin und her und zwang ihn, auf sein Gleichgewicht zu achten, um nicht ins Wasser zu fallen. Muschelweiß hingegen bewegte sich mit sicheren und lautlosen Schritten wie eine pirschende Katze. Sie hielt das Atlatl und die Speere quer vor sich, um ihr Gleichgewicht zu halten. Jedes Mal, wenn sie ihren Fuß aufsetzte, warf sie einen scharfen Blick auf die Bäume ringsum.
    Teichläufer rutschte mit einem Fuß ab. Er keuchte erschreckt.
    Sie wirbelte herum, sah seine rudernden Arme und bannte ihn mit einem Blick voller Todesdrohung an Ort und Stelle fest.
    Als er sich wieder gefangen hatte, flüsterte er: »Tut mir Leid.«
    Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Seit einiger Zeit beobachtete sie düster die grün- und graufleckigen Waldschatten, als ob sie etwas darin störte, aber sie wusste nicht was. Schließlich drehte sie sich um und folgte entschlossen dem Baumstamm. Am Ende trat sie von dort schnell auf den sumpfigen Grund und winkte Teichläufer herrisch zu sich.
    Er rutschte und glitt vorwärts, bis er endlich keuchend neben ihr ankam. »Was ist los?« fragte er flüsternd.
    Sein forschender Blick erkannte nur verwischte Schatten. Aber er spürte etwas, das wie ein Raubtier um sie herumschlich. Er machte den Mund auf, um es Muschelweiß mitzuteilen, aber sie gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen. Kaum hörbar sagte sie: »Bleib hier. Versteck dich da im Stubbenloch des gefallenen Baums. Und kein Laut!« Brüsk befahl sie: »Hast du verstanden? Kein Laut!«
    »Ja. Verstanden.«
    Die Kapuze des langen Gewandes schlug ihm gegen den Rücken, als er um das Baumende herumlief und in die Wurzelhöhle sprang. Die alte Eiche hatte, als sie umfiel, eine so

Weitere Kostenlose Bücher