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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Atlatl und Speere. Wer dort schon stand, trug kleine Beutel auf dem Rücken, als ginge er auf eine Reise.
    Kupferkopf ging mit Schale und Korb zur Feuerstelle. Kniend hängte er den Korb mit den Riemen an das Dreibein über die warme Glut, setzte sich dann mit gekreuzten Beinen und stellte die Schale zwischen sie. Darin dampften Baumpilze und gebratene Flundern.
    »Du wirst Durst haben«, sagte Kupferkopf und tauchte eine Kürbistasse in den Korb; er reichte sie Muschelweiß.
    Sie griff danach mit gefesselten Händen, und ihrer beider Finger berührten sich. Kupferkopf zuckte zusammen. Eine ganze Weile ließ er die Tasse nicht los, wie in dieser Berührung verloren, und als er sie schließlich freigab, zitterte seine Hand.
    Muschelweiß stürzte den Trank hinunter, Beerentang-Tee, mit Hummelhonig gesüßt. Bei dem säuerlichen Geschmack zog sich ihr Mund zusammen, aber die honigsüße Wärme besänftigte ihre wunden Nerven. Sie nippte an ihrem Tee und beobachtete ihn. Er trank eine ganze Tasse aus und nahm sich dann einen Baumpilz. Während er ihn aß, deutete er auf den Himmel. »Siehst du das?«
    Muschelweiß sah auf. Ein perlmuttener Schein füllte die Lücken zwischen den Gewitterwolken aus.
    Hoch über ihr glühte der Himmel tiefblau, noch von den letzten Leuchtleuten besetzt, aber als er sich zum östlichen Horizont niederwölbte, ging das Blau in Purpur über und nahm dann eine ungewöhnliche Lavendeltönung an, so wie ganz seltene Orchideen. Die ziehenden Wolken schimmerten leicht violett. Dicht über dem Ozean erstreckte sich ein dünner pechschwarzer Streifen, so weit das Auge reichte.
    »Was soll ich sehen?«
    »Den Sturm«, sagte er. »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Nur noch ein paar Zeithände.«
    »Zeit? Wofür?«
    Er warf ein Stück Kiefernholz aufs Feuer, und die Flammen züngelten um die Borke. Kleine Harztaschen kochten auf, zischend und platzend. Er schob ihr die Holzschale zu. »Iss! Du wirst deine Kraft brauchen.«
    »Wofür, Kupferkopf?«
    »Für den Weltuntergang, Muschelweiß. Wenn die Nacht heute kommt, werden die Leuchtenden Adler tot sein. So wie du und ich und jeder andere.«
    Er klang völlig normal. Sogar hochgestimmt.
    Sie zwang sich, die Hand zu bewegen, und holte sich einen großen Pilz aus der Schale. Er beobachtete jede ihrer Bewegungen, Hoffnungslosigkeit in den tiefen Gründen seiner dunklen Augen. So hätte er auch einen Feind anblicken können, einen Krieger, der sich anschickte, ihn zu töten, und nicht auf die Frau, die ihm einen Sohn geboren hatte, die Frau, die ihn einst geliebt hatte, aus ganzem Herzen und mit all ihren Seelen.
    Der Feuerschein tanzte. Schatten schlüpften in die Höhlung seiner Wangen und liefen ihm über das glatte Kinn.
    »Ich muss bald zur Feier gehen«, sagte er.
    Sie gab keine Antwort, aß ihren Pilz auf und riss sich dann ein großes Stück von der Flunder ab. Sie stopfte sich das weiße Fleisch in den Mund.
    Ja, iss, Muschelweiß! Fasse dich! Denke nach!
    »Bevor ich gehe«, fuhr er mit weicher Stimme fort, »muss ich dich noch einiges fragen.«
    Sie aß den Fisch auf und nahm sich ein neues Stück, so viel, wie sie hinunterschlingen konnte. Sie war gefesselt und schwer bewacht, aber er hatte sie nicht geschlagen. Noch nicht. Doch sie musste erst tot zu seinen Füßen liegen, bevor sie aufhörte, Tauchvogel befreien zu wollen.
    »Wo ist der Blitzjünger?« fragte er.
    Ihr Herz fing an zu hämmern.
    Nach Süden gerannt, um Hilfe zu holen, so schnell er kann! Oh, ich bete, dass er wenigstens einmal tut, was ich ihm gesagt habe.
    Kupferkopf sagte: »Ich habe letzte Nacht einen Trupp losgeschickt, um ihn zu suchen.«
    Sie musste sich dazu zwingen, den Bissen in ihrem Mund hinunterzuschlucken.
    »Warum?«
    »Er ist es, der die Leuchtenden Adler töten wird. Wenn er das macht, wird sich der Sturm da draußen aufbauen. Die ganze Zeit wartet der Sturm auf ihn. Wenn der Blitzjünger ruft, dann wird der Sturm die ganze Welt hinwegfegen. Wo ist er?«
    »Du hast einen Trupp losgeschickt, und er ist noch nicht zurück?« Ihre Gedanken rasten, und sie bemühte sich, in seinem Gesicht zu lesen.
    »Noch nicht.«
    Also hatten die Krieger versagt, sie hatten Teichläufer nicht gefunden und wagten es nicht, ohne ihn zurückzukommen, oder…
    »Die Krieger sind tot, Kupferkopf. Du weißt das so gut wie ich.«
    »Vielleicht.« Er neigte den Kopf fast unmerklich. »Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Junge vier kampferprobte Krieger besiegt. Aber das spielt

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