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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Blick von der Stelle ab, wo sie Hundszahn zuletzt gesehen hatte, und schaute stirnrunzelnd auf ihren Bruder herab. Er wirkte tatsächlich zu Tode erschreckt. »Was ist nicht deine Schuld, Teichläufer?«
    Er presste die Hände auf den Bauch und wiegte sich hin und her. »Ich sterbe. Ich sterbe, und ich weiß nicht wieso. Ich fühle richtig, wie mein Leben aus mir hinausrinnt.« Nasses weißes Haar hing an den Schilfrohren ringsherum, und Wasser tröpfelte an den Stängeln entlang. »Was habe ich getan, um die Sonnenmutter so zu erzürnen, dass sie mich töten will? Was mir jetzt geschieht, dafür kann ich nichts. Ich wollte den Donner nicht wecken.
    Es ist nicht meine Schuld!«
    Rotalge hockte schwer atmend vor ihm. Tränen glänzten auf seinen farblosen Wimpern. »Komm jetzt, ich muss dich heimbringen«, sagte sie und zupfte ihn an der Hand, bis er aufstand. Er schwankte.
    Rotalge legte sich seinen Arm über die Schultern, um ihn zu stützen. »Kannst du gehen, Teichläufer?«
    Er rieb sich mit Schlammverschmutzter Hand über die Stirn und murmelte: »Ja, ich glaube, ja.«
    Da bin ich ganz sicher, Geistältester«, sagte der junge Krieger ruhig im Feuerschein der Ratshütte.
    »Wir haben einen von den Entflohenen gefoltert, bevor wir ihn getötet haben. Er hat gesagt, der Mann von Muschelweiß sei auch geflohen.«
    »Und du hältst diesen Mann für Tauchvogel?« Tauchvogel öffnete die Augen. In seinen Wunden im Rücken und der linken Schulter schlug der Puls so heftig, dass er sich kaum auf das Gesagte konzentrieren konnte. Er wusste zwar, dass sie seine gefesselten Arme über dem Kopf am tragenden Dachpfosten festgebunden hatten, aber er fühlte sie nicht. Er spürte kein Prickeln darin, und sie schmerzten auch nicht. Sie hätten genauso gut vom Körper abgetrennt sein können, doch er konnte sie sehen und sah den Schweiß von ihnen abtropfen.
    Zwei junge Krieger saßen um das Feuer und hielten Kürbistassen mit Tee in ihren Händen. Ein weiterer Mann stand mit dem Rücken zu Tauchvogel, eine Hand auf den nordöstlichen Pfosten gestützt, und schaute hinaus auf den mondbeschienenen Ozean, wo die weißen Rücken der schwimmenden Möwen schimmerten und hinter den heranrollenden Wogen verschwanden. Der Mann hatte sein langes ergrauendes Haar geflochten, zu einem Knoten unten am Hinterkopf zusammengerollt und mit einer schön gravierten Haarnadel aus Pelikanbein festgesteckt. Er trug nur einen Lendenschurz, und Insektenfett glänzte auf seiner Haut. Eine lange weiße Narbe verlief im Zickzack über seine linke Schulter. Kupferkopf! Tauchvogel hatte ihn nie gesehen, wusste aber, dass er es sein musste. Wie oft hatte Muschelweiß diese tiefe Stimme beschrieben, die sie verfolgte. Allerdings hatte Tauchvogel sich nicht vorgestellt, dass er so schlank und so groß war.
    Der Mann drehte sich langsam um, und sein Halsband aus polierten kleinen Schneckengehäusen blitzte im Feuerschein auf. Weiße Gehäuse, im heißen Sand geröstet und gebleicht. Ja, Kupferkopf! Er galt als besonders gut aussehend, obwohl ihm das Alter scharfe Linien um die großen dunklen Augen eingeschnitten und das Haar an den Schläfen silbern eingefärbt hatte. Sein ovales Gesicht war vollkommen, Nase und Lippen schienen wie aus Stein gemeißelt.
    Unter seinem starren Blick reckte sich Tauchvogel, fand etwas Boden unter den Füßen und fing an zu zittern. Er war erbärmlich schwach vor Schmerzen und vor Angst.
    Kupferkopf trat näher. »Bist du«, fragte er, »bist du der Ehemann meiner geliebten Muschelweiß?«
    Die Ironie in seiner Stimme verursachte Teichläufer Übelkeit. Das Wort ›geliebt‹ klang wie ein Fluch. »Ich bin Jaguar vom Clan der Meerschildkröten.«
    »Ach ja?« fragte Kupferkopf. Er ging um Tauchvogel herum; seine bloßen Füße knisterten auf den Fächerpalmenmatten. »Und wie kommt ein Mann vom Clan der Meerschildkröten zu den Kriegern des Windeck-Clans?« Kupferkopf lächelte, aber in seinen Augen war keine Spur von Belustigung.
    Die jungen Männer am Feuer waren verstummt; sie hielten ihre Teetassen fest in der Hand und schauten mit schwitzenden Gesichtern zu. Der kleinere der Männer, der rechts neben Tauchvogel saß, schwenkte ununterbrochen seinen Tee in der Tasse herum, als fürchtete er, Kupferkopfs Zorn könnte sich gegen ihn richten. Warum? Was hatte er getan? Oder nicht getan?
    »Antworte!« befahl Kupferkopf.
    Tauchvogel erwiderte: »Viele Clans verbünden sich, um dich zu bekämpfen, Kupferkopf. Das müssen wir …

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