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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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neben Hundszahn niederließ. »Hier bin ich, Großvater, begierig zu lernen, was du mir beibringen willst.«
    Rotalge stand hinter Teichläufer und schaute in den Teich. Einige Gesichter waren mit Schlick überzogen und wirkten wie Tonmasken; andere, von kürzlich Verstorbenen, sahen ganz lebendig aus.
    Rotalges Herz klopfte heftig.
    Wegen der Kälte im Jenseits zog ihr Clan die Toten warm an und wickelte sie in warme Decken ein. Dann versenkten die Geistältesten die Leichen im Wasser und drehten sie behutsam auf die linke Seite, so dass die Köpfe nach Westen und die Gesichter nach Norden ausgerichtet waren, dem langen, kalten Tunnel zugewandt, den sie durchschwimmen mussten, um das Dorf der Verwundeten Seelen zu erreichen.
    Rotalge beugte sich vor, um Tante Finne in die Augen zu sehen. Die Tante schien traurig zu sein. Ein paar wertvolle Sachen ihrer Habe schimmerten im Sonnenlicht - ein Haifischzahn-Halsband, ein Mörser aus Eichenholz, zwei lange Speere und ihr Lieblings-Atlatl mit dem gravierten Vorderschaft aus Hirschbein.
    Um zu verhindern, dass Raubtiere ihre Lieben von der Jenseits-Pforte wegzerrten, trieben die Geistältesten durch Feuer zugespitzte Pfähle in ovalen Rahmen durch die Decken, so dass die Leichen wie festgenagelt waren. Denn wer vor seiner Reise von der Pforte weggezerrt wurde, musste vielleicht ewig auf der Erde wandeln, ohne je den Weg zum Dorf der Verwundeten Seelen zu finden. Diese Seelen waren dann so einsam, dass sie aus Rache sogar ihre Verwandten töten konnten.
    Hundszahn rammte seinen Stecken mit der Spitze in den Boden und sah Teichläufer ernst an. »Komm näher, Teichläufer, setz dich neben mich.« Nickend zeigte er ihm den Platz, und dabei rutschte sein Geweih nach links. »Oje«, sagte er, als sich die scharfen Spitzen zu seiner Schulter neigten. Hastig rückte er den Kopfputz wieder zurecht und seufzte.
    Teichläufers Sandalen versanken im rotbraunen Schlamm, als er sich neben Hundszahn kniete. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er in den Teich schaute. »Hallo Tante«, sagte er liebevoll, »du hast mir gefehlt.«
    Hundszahn zielte mit seinem Stecken auf Teichläufers Herz. Er fragte sanft: »Hörst du sie?«
    »Ja«, antwortete Teichläufer stirnrunzelnd, »aber ich kann sie nicht verstehen. Als ob sie ganz weit weg wären.«
    Hundszahn beugte sich vor, und das Sonnenlicht huschte über sein schwarzes Gesicht. »Das ist seltsam«, sagte er.
    »Was ist -« Teichläufer setzte sich widerwillig in das Schlammwasser und verzog das Gesicht, als es ihm um die Hüften schwappte.
    »Hm?« fragte Hundszahn.
    Teichläufers farblose Augenbrauen zogen sich über seiner spitzen Nase zusammen. »Du hast gesagt, es sei seltsam, dass die Stimmen so weit weg sind.«
    Hundszahn blinzelte. »Natürlich ist das seltsam«, sagte er ungehalten. »Die da sprechen, sind nur viermal eine Handbreit von deinem rechten Knie entfernt.«
    Teichläufer sah den alten Mann mit zusammengekniffenen Augen kurz an und nickte dann lächelnd.
    »Ich verstehe. Also - was hast du mir beibringen wollen?«
    Rotalge blickte ärgerlich in den Wald. Sonnenstrahlen durchbrachen den Nebel und erwärmten den Boden; Dunstfasern ringelten sich hoch, wanden sich durch die Ranken und verfingen sich in den Eichenkronen.
    Leise, mit heiserer Stimme, sagte Hundszahn: »Teichläufer, hast du gewusst, dass die Menschen verflochtene Seelen haben?«
    »Ja, Großvater. Solange sie leben, sind die Seelen miteinander verwoben, so wie die feinen Fäden unserer Gewänder, aber im Tod trennen sie sich.«
    »Gut. Sag mir, wo die drei Stränge deiner Seele wesen.« Teichläufer erwiderte: »Eine in meinem Schatten, und die ist weiblich, so wie Rotalges Schatten-Seele männlich ist. Eine andere Seele lebt in meinem Wasserspiegelbild und eine weitere in den Pupillen meiner Augen.« »Das ist richtig«, bestätigte Hundszahn. Rotalge saß da mit offenem Mund. Das hatte sie nicht gewusst. Woher wusste Teichläufer das? Gehörte das auch zu diesem Geheimwissen, das an Jungen oder Mädchen weitergegeben wurde, wenn sie erwachsen wurden? Aber so weit war sie noch nicht. Durfte ein Mädchen wie sie das überhaupt jetzt schon hören - oder würde ihr dann etwas Schreckliches zustoßen?
    »Hundszahn«, fragte sie. »Soll ich … ich meine, darf ich bei diesen Sachen schon zuhören?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Hundszahn bedeutungsvoll. »Aber jetzt bist du nun einmal hier, samt deinen Ohren.« Er wandte sich wieder an Teichläufer und

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