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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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sonst wirst du uns alle töten.«
    »Ja«, sagte Kupferkopf sanft, »das ist nicht ausgeschlossen.«
    Tauchvogels Beine gaben plötzlich unter ihm nach; er taumelte, gewann aber alsbald wieder Halt. Die jungen Krieger lachten. Tauchvogel biss die Zähne zusammen und richtete seinen Blick auf die von Feuern erleuchteten Schutzhütten, die im dunklen Wald hinter ihnen wie sonnige Flecken verteilt lagen. Es mussten etwa zehnmal zehn sein. Kinder spielten auf dem Boden, Männer behauten Speerspitzen, Frauen saßen vor ihren Webstühlen und webten. Die feuchte Luft trug schwache Flötenklänge heran, auf die Tauchvogel sich konzentrierte. Wenn es ihm nur gelänge, bei Bewusstsein zu bleiben und Kupferkopf am Reden zu halten, könnte er vielleicht noch einen Sonnenaufgang erleben.
    Tauchvogel wand sich, um Kupferkopf zu sehen, der sich hinter ihn gestellt hatte, die Arme über der breiten nackten Brust gekreuzt. »Warum hasst du uns so? Deine Überfälle -«
    »Ich mache Überfälle«, sagte Kupferkopf und neigte den Kopf kaum merklich, »um neue Frauen und wertvolle Tauschwaren in meine Dörfer zu bringen. Ich hasse niemanden. Außer deiner Frau Muschelweiß. Und die werde ich töten.«
    Tauchvogel brachte es fertig, seine geschwollenen Finger zu bewegen und die Seile über sich zu packen, um seine gefesselten Handgelenke etwas von dem Zug zu entlasten. Aber bei dieser einfachen Bewegung zuckte er zusammen und musste wieder zittern. Seine Wunden eiterten. Er spürte, wie sich die bösen Geister von seinem Fleisch nährten und die Kraft aus ihm heraussaugten. »Wenn das stimmt, was ich über Muschelweiß gehört habe«, sagte er, »dann solltest du sehr gut mit deinem Atlatl umgehen können, sonst hat sie dein Herz aufgespießt, noch bevor du sie wahrgenommen hast.«
    Kupferkopfs Ausdruck wurde starr, und seine Augen waren so kalt, dass Tauchvogel dachte, allein der Blick dieses Mannes könnte starke Männern schon verzagen lassen. Tauchvogel füllte seine Lungen mit köstlicher Luft, und lange ausatmend fragte er: »Stimmt das, was die Leute über dich sagen?«
    »Kommt darauf an. Was sagen sie denn?« »Dass du deine Seelen verloren hast. Dass die Blitzvögel herabgestoßen sind, um sie zu töten.«
    Kupferkopf schien das zu bedenken. »Ich glaube, ich werde meinen Kriegern deinen erbärmlichen Körper für ihre Speerwurfübungen überlassen. Und dann werden sie dich auf meinen Befehl zurücktragen und dich aufs Lager deiner Frau kippen.«
    »Wenn du das Lager von Muschelweiß meinst, wird das meine Frau nicht im Mindesten stören. Sie schläft nämlich zwei Tagesmärsche weiter nach Norden.«
    Der kleine Krieger am Feuer torkelte auf die Knie. »Das ist Tauchvogel! Das schwöre ich, Kupferkopf. Ich habe selber seinen Sohn Blaues Echo mit dem Speer erledigt, und bevor der Junge gestorben ist, hat er die Hand nach diesem Mann ausgestreckt und ›Vater!‹ geschrien. Stimmt's nicht, Schwestern?« fragte er den Krieger, der neben ihm saß und nickte. »Da gibt's keinen Zweifel. Das ist der, den wir fangen sollten.«
    Tauchvogel schloss die Augen, während der Mann sprach.
    Blaues Echo hat mich gerufen? Da war ich offenbar schon zu
    sehr in Kämpfe verwickelt…
    Ein Abgrund tat sich vor ihm auf, sein Herz klopfte und tat ihm weh. Hatte auch Purpurwinde nach ihm gerufen? Eulenfalter? Hatten sie alle sterben müssen, weil Kupferkopf darauf aus war, ihn zu fangen?
    Kupferkopf ging auf den kleinen Krieger zu, und der Mann rutschte auf die Matte zurück, als hätte er so viel Angst vor Kupferkopf, dass er all seinen Mut zusammennehmen musste, um in dessen Gegenwart überhaupt zu atmen.
    »Keine Angst, Maulbeere. Ich weiß, dass er Tauchvogel ist.«
    »Das weißt du?« fragte Maulbeere und warf einen Blick auf den Krieger neben ihm. »Woher?«
    Kupferkopf drehte sich um, und der Schein des Feuers glitt an der weichen Rundung seines Kinns entlang. Er blickte Tauchvogel tief in die Augen.
    »Muschelweiß ist vollkommen in seiner Seele gespiegelt«, sagte er. »Ich erkenne sie wieder, denn immer, wenn ich in einen Teich blicke, sehe ich sie in meinen eigenen Augen. Wenn sie einmal ihre Seele mit einem Mann geteilt hat, dann lebt sie für immer in ihm. Und sie hat ihre Seele nur mit zwei Männern in ihrem Leben geteilt.« Kupferkopf ging näher an Tauchvogel heran; sein gebräuntes Gesicht bildete einen scharfen Kontrast zu seinen silberfarbigen Schläfen. »Siehst du sie in meinen Augen?«
    Tauchvogel suchte nach ihr in diesen

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