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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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tief ins Fleisch von Unserer Mutter Erde eingelassen.
    Der Stab des Ungeheuers Thlatsina schlug hart auf Kreuzdorns Schulter. »Gib acht!« Er fuhr herum, um sie anzusehen. Worauf sollte er achtgeben?
    In diesem Augenblick trat seine Mutter zurück, und eine lange Reihe unirdischer Gestalten tauchte aus dem schwarzen Bauch der Kiva auf. In einem schwingenden Gang trotteten sie vorwärts und wirbelten schillernden Schnee auf. Sie trugen Halskrausen aus Kiefernzweigen, und ihre nackten Oberkörper waren mit glänzender blauer Farbe bemalt. Sie starrten Kreuzdorn mit großen hervorquellenden Augen an. Ihre Masken - Tiermasken und Masken phantastischer Götzen - zeigten Sternengesprenkel, Blitze und dunkle Kämme heiliger Berge. Die ätherischen Schatten, die die tiefstehende Sonne über die Plaza warf, glichen Tieren im Sprung. Schwerfällig stapften die Gestalten auf ihn zu und ließen ihre Kürbisklappern ertönen. Ihr Singen war wie das Stöhnen des Windes in einem dichtbestandenen Pinienhain.
    Kreuzdorn wartete stumm, innerlich erregt.
    Mit jedem trampelnden Schritt ihrer heiligen Füße entwanden die Tänzer der Welt etwas Kraft, rissen Fetzen aus allem, was lebte, und dann zogen sie diese geballte Kraft um sich herum wie Umhänge aus Eisen - eine Kraft, die ferne Gebirge erbeben ließ und Gewitterwolken auftürmte, die sich im weiten blauen Himmel zusammenzogen.
    Das Ungeheuer stieß Kreuzdorn mit seinem Obsidianmesser von hinten an und befahl: »Vorwärts!« Er stolperte nach vorn. Die Leute auf den Dächern begrüßten ihn fröhlich, mit erhobenen Händen. Kreuzdorn versuchte, sie anzulächeln, aber er fühlte sich nicht wohl. Zwei Älteste vom Bison-Clan
    saßen nebeneinander, die Beine über den Dachrand baumelnd, und rauchten zusammen eine Pfeife mit geheiligtem Tabak. Jedes Rauchwölkchen, das in die kalte Luft aufstieg, ahmte auf seine Weise die Entstehung von Wolken nach.
    Sie rauchten für ihn, für sein Leben. Verzweifelt betete er insgeheim zu den Großen Kriegern, sie möchten ihm helfen, die Erste Unterwelt zu finden.
    Als er zur Mitte der schneebedeckten Plaza gelangt war, teilten sich die Tänzer auf und umkreisten ihn. Mit verschränkten Armen bildeten sie zwei Kreise, mit Kreuzdorn in der Mitte. Die beiden Kreise bewegten sich in gegenläufiger Richtung, die Tänzer warfen ihre Beine und trällerten, mit Stimmen so süß wie balzende Blauhäher.
    Aus der Kiva drang nun Flötenmusik, und sie entsprach sowohl der Furcht wie der Freude, die Kreuzdorn erfüllten. Die Melodie schwebte durch die Luft, rankte sich wie eine wunderschöne Geißblattrebe durch das ganze Dorf. Die tiefen Schläge der Kesseltrommel wurden stärker, genau im Takt mit der Flöte.
    Die Tanzkreise lösten sich auf und drehten nach außen ab, um dann einen einzigen großen Kreis um Kreuzdorn zu bilden. Mit einem laut klagenden Schrei, bei dem ihm die Haare zu Berge standen, rannten die Tänzer zur Kiva, und Kreuzdorn war gezwungen, mitzulaufen.
    Als sie sich der Kiva näherten, kletterte der Bären-Thlatsina die Leiter empor und stellte sich neben Kreuzdorns Mutter. Eine Haube aus Bärenfell hing ihm über Rücken und Schulter. Drei schwarze Löcher, für Augen und Mund, waren in seine weiße Rohledermaske eingeschnitten. Der Thlatsina war nackt bis zu den Hüften; zwei blaue Linien liefen ihm über die rechte, zwei gelbe über die linke Brust. Seine Unterarme waren blau angemalt, die Hände weiß. Um die Taille trug er einen einfachen weißen Baumwollrock, den eine rote Schärpe hielt. Die Fransen der Schärpe tanzten im eisigen Wind. Der Bären-Thlatsina hob eine weiße Hand und entließ Kreuzdorns Mutter. Er sah ihr nach, wie sie über die Mitte der Plaza ging und den Leuten auf den Dächern zulächelte. Sie verschwand in ihrem Haus.
    Der schützende Kreis der Tänzer, der ihn bis hierher gebracht hatte, löste sich auf und zog sich zurück. Kreuzdorn blieb vor der Kiva allein zurück. Die lieblichen Töne der Flöte trieben ihm die Tränen in die Augen.
    Kreuzdorns Blick war jetzt fest auf den Bären-Thlatsina gerichtet. Jetzt mußte er sich allein behaupten. Entweder war er würdig… oder nicht.
    Die Knie zitterten ihm.
    Der Bären-Thlatsina machte vier Schritte auf Kreuzdorn zu, streckte die linke Faust aus und öffnete sie; sie enthielt ein Säckchen, das mit glitzernden Türkis-Perlen bedeckt war. Der Thlatsina machte das Säckchen auf und verstreute Maispollen in die vier Himmelsrichtungen. Er hob es zu Bruder Himmel

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