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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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»Es war nur wenige Tage nach seiner Ankunft in Krallenstadt, daß die Stadt überfallen wurde und die Sklaven ihre Freiheit erlangten. Die Prophezeiungen… sie haben sich erfüllt!«
    Eichelhäher setzte sich neben Sängerling in den Sand und betrachtete das schmale Gesicht, die gebogene Nase, die hohe, hagere Gestalt und das lange schwarze Haar. Konnte das wirklich … Und dann begriff er. »Heilige Götter«, murmelte er, »du gleichst Rehkitz überhaupt nicht.., aber du siehst genauso aus wie - wie ich … vor vierzig Sommern.«
    Sängerling stand der Mund offen, und die Lippen zitterten, bevor er den Mund mit einem Ruck schloß. Er starrte in die Augen von Eichelhäher und wußte nicht, was er sagen oder tun sollte. Er sah die Ähnlichkeit auch. »Düne«, fragte er flehentlich und drehte sich um, »warum hast du mir nie etwas gesagt? Warum hat mir Schwarzer Tafelberg nichts gesagt? Hat meine Mutter Schneeberg das gewußt?«
    »Natürlich hat sie es gewußt. Aber wir wollten, daß du am Leben bleibst. Wäre die Wahrheit bekannt geworden - selbst durch dich, Sängerling -, dann hätte es gut sein können, daß dich einer umbringt. Wenn nicht Krähenbart selbst, dann einer von den anderen Ersten Menschen. Sie hätten genausoviel Angst vor dir gehabt wie Krähenbart.«
    »Das hättest du mir sagen sollen«, schrie Sängerling. »Wir reden hier schließlich über mein Leben!« »Genau«, knurrte Düne. »Über dein Leben!«
    Sängerling sackte in sich zusammen und schaute rings ums Feuer. Er verzog das Gesicht, als er sah, wie Nachtsonne ihn mit gerunzelter Stirn scharf ansah.
    Zögernd legte Eichelhäher eine Hand auf Sängerlings Schulter. »Ist das wahr? Bist du mein Enkel?« Sängerling saß ihm mit offenem Mund gegenüber. »Wenn… wenn Düne das sagt. Ich glaube ihm. Ich bin nur völlig durcheinander. Meine Mutter hat mir immer gesagt, daß mein Vater Der-Im-Himmel-Sitzt sei. Niemand hat auch nur eine Andeutung gemacht, daß … obwohl meine Mutter nie schlecht von Krähenbart gesprochen hat. Sie beharrte darauf, daß Leute, die das taten, schlecht informiert oder verbittert seien. Sie tat alles, damit ich eine gute Meinung von Krähenbart hätte.«
    Sängerling preßte die Augenlider aufeinander und schwieg eine ganze Weile.
    Eichelhäher packte seine Schulter fester. Die Junge sah ihm in der Tat ähnlich. Tief in seinem Herzen spürte er auch, daß Düne die Wahrheit gesagt hatte. Das war das Kind von Rehkitz. Seine Tochter hatte ihm einen Enkel geschenkt. Das spielte zwar keine Rolle für die Nachfolge, aber jedenfalls war ein Mitglied seiner Familie heimgekommen. Ein warmes, herzliches Gefühl durchflutete ihn. Er griff nach dem Messer in seinem Gürtel. Er durchschnitt Sängerlings Fesseln. »Hab keine Angst, Sängerling. Wenigstens nicht mehr Angst, als ich selbst habe.«
    Eichelhäher stand auf und winkte seinen Wachen. Die sechs Männer kamen näher und umringten das Feuer. Heulers vernarbtes Gesicht drückte Mißtrauen und Sorge aus, als bezweifelte er die Wahrheit der Geschichte. »Führt Distel und ihre Tochter zu einem unserer Gästezimmer«, befahl Eichelhäher. »Sperrt die andern in die westliche Zelle. Ich will mich mit meinem Enkel beraten und dann entscheiden, was mit ihnen geschieht.«
    Heuler nickte abweisend. »Ja, mein Häuptling.«
    »Sängerling, komm bitte mit mir, ich möchte dich mit verschiedenen -«
    »Darf ich vielleicht noch einen Augenblick bleiben?« fragte der junge Mann. »Ich möchte mit Düne sprechen.«
    Eichelhäher warf einen Blick auf den alten heiligen Mann. Düne hatte die Unterarme auf seine knochigen Knie gestützt, und ein Licht schien in seinen wäßrigen Augen. »Natürlich, Sängerling. Wenn du bereit bist, wird dich Heuler zu meinen Zimmern führen.«
    Eichelhäher schritt um das Feuer und empfand eine tiefe Sehnsucht. Er brauchte Zeit. Und er wollte unbedingt hören, was Flaumfeder dachte. Ihre Klugheit hatte ihn mehr als fünfundzwanzig Sommer lang geleitet. Sie würde sicher genauso erstaunt sein wie er, daß Rehkitz einen Sohn hinterlassen hatte. Er ging den Pfad hinauf zum Dorf.

    Dunkel umfing die welligen Hügel, aber das Licht der Sterne schimmerte über den Kiefern, die den Berg hinter dem Dorf bewuchsen. Tränen in seinen Augen trübten Sängerlings Sicht; er schaute Düne an. »Ich hatte ein Recht, das zu erfahren, Düne.«
    Düne antwortete nicht. Er beobachtete den Wachtposten, der den Yucca-Strick um seine Handgelenke aufsäbelte. Als der Posten

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