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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Lauf!« Kreuzdorn kämpfte sich durch den Salbei und den Sand und kam sich närrisch vor. »Warum muß ich das machen, Vater? Ich …« Ein schöner Coyote mit dickem, glänzendem Fell trottete an Kreuzdorns Seite. »Du machst das«, sagte der Coyote, »damit du fliegen kannst wie der Wind. Folge mir. Lauf!«
    Der Coyote galoppierte durch den Salbei und bog um den Kaktus.
    »Heilige Geister!« sagte Kreuzdorn verdrossen. »Du bist sehr schnell, Vater.«
    Er taumelte den Hang hinab, so schnell es ging. Seine Knie verfingen sich in dem langen Hemd, und er landete mit den Handflächen auf toten Kaktus-Polstern, die in der Dunkelheit nicht zu sehen waren. Als er plötzlich über ein Kaninchenloch fiel und seine rechte Hand vier Handbreit tief hineinrutschte und er sich das Handgelenk prellte, schrie er: »Jauuuuu!«
    Sein Vater hob die glänzende Schnauze und heulte auch, jaulend und winselnd. »Los, komm, junge. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Kreuzdorn rappelte sich auf und versuchte es von neuem; mit dem Gesicht zur Erde kroch er durch das Gestrüpp, damit die Zweige ihm nicht nach den Augen griffen. Dornen zerrissen sein Hemd und stachen ihm in Arme und Beine.
    Am Fuß des Hügels sah er seinen Vater weit vorn galoppieren, den gewundenen Hirschpfad hinunter, und Kreuzdorns Mühen wurden auf einmal bedeutend weniger anstrengend. Er trabte seinem Vater nach, fiel dann in Galopp, bewegte sich mit der Schnelligkeit einer Schwalbe und übersprang leichtfüßig hochgekippte Steine. Im Handumdrehen hatte er seinen Vater eingeholt und rannte an seiner Seite, und die schwarz gefleckte rosa Zunge hing ihm seitwärts aus dem Maul. »Vater?« fragte Kreuzdorn, als sie sich einem tief eingeschnittenen Abflußkanal näherten. Ein Rinnsal schimmerte darin. »Habe ich immer eine Coyote-Seele gehabt?«
    »Ja, mein Sohn. Immer.«
    Sein Vater sprang vorwärts, schnell wie der Wind. Er platschte durch das Rinnsal und war mit einem Satz auf der anderen Seite des Kanals, und sein Pelz glitzerte, als wäre er mit Sternen besetzt. Kreuzdorn blickte an seinen Coyote-Pelz herab und fühlte sich warm und glücklich. Er raste seinem Vater nach. Unter seinen weichen Pfoten sauste der silbrige Pfad nach hinten fort. Die Freiheit beflügelte ihn, er spürte sie in sich wie kaltes Feuer.
    Als er durch das Schlammwasser sprang, warf er den Kopf zurück und jaulte - ein Zeichen für seinen Vater, daß er ihm folgte.
    Als er den Rand des Kanals erreichte und über das flache Grasland trabte, wurde der Geruch der Pinien und des Wassers übermächtig. Seine Augen weiteten sich.
    Wo bin ich? Wo ist die Wüste geblieben?
    Zerklüftete pinienbesetzte Berge wuchsen um ihn herum in die Höhe. Er rannte über eine Almwiese, die von allen Seiten von kahlen Eschen umgeben war. Ein paar alte Blätter hingen noch an den weißborkigen Ästen, die im kalten Wind knirschten. Im Schatten grasten Wapitis. Wenn sie den Kopf hoch warfen, um Kreuzdorn vorbeirennen zu sehen, glitzerten ihre Augen. Mitten durch die Wiese lief ein kleiner kristallklarer Bach murmelnd den Hang hinunter.
    Ein Gefühl der Ehrfurcht erfüllte Kreuzdorn. Sein Vater trabte weit vorn, den buschigen Schwanz gesenkt, sein Pelz glänzte, vom Mondlicht umflossen. Mondlicht!
    Kreuzdorn schaute nach Osten. Schwester Mond kauerte in voller Größe und hell auf dem Horizont. Sie war an einer Kette weiß schimmernder, von leuchtenden Wolken eingehüllter Gipfel, die wie gigantische Eisspeere in die Höhe stachen, gerade vorbeigewandert.
    Am oberen Rand der Almwiese wartete sein Vater auf ihn. Als Kreuzdorn dort hinaufrannte, deutete sein Vater mit seiner schwarzen Schnauze in eine Richtung. »Da oben, mein Sohn. Die Türkis-Höhle ist da oben.«
    »Die Türkis-Höhle? Die ich in der Kiva gesehen habe, in meiner Vision?«
    »Ja, mein Sohn.«
    Kreuzdorn schaute auf. »Da oben also?« Mit nachtscharfen Augen suchte er die hohen Gipfel ab und erspähte einen schwarzen Fleck, rund, wie ein schwarzer Schoß, der grenzenlos tief in die Seite des Eisspeers eingelassen war. Die Öffnung zeigte nach Osten. Kreuzdorn erschauerte. Er leckte sich nervös über die Schnauze und stieß eine weiße Atemwolke aus. »Sie… sie erinnert mich an die Röhre zur Unterwelt, Vater.«
    Der Coyote blickte ihn starr an, mit fahlgrünen Augen, die im Mondlicht glitzerten. »Komm, wir wollen gehen.«
    Kreuzdorn trottete hinter seinem Vater den Hang hinauf. Er rutschte auf schmerzenden Pfoten; der Schnee verklumpte sich im

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