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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Flächigkeit ihres runden Gesichts und ließ ihre blauen Augen sehr groß erscheinen. Ihr hellbraunes Jackett und die Hose schmiegten sich um die richtigen Kurven. Andrerseits hatte sie wohl gar keine Chance, dick zu werden, wenn sie dauernd wanderte.
    »Das ist kein guter Plan, Maggie«, fuhr Kyle fort, »das mußt du doch einsehen. Diese heiligen Stätten sind auch unseren Club-Mitgliedern heilig, und das ist öffentlicher Grund und Boden.« Magpie breitete ihre Hände aus wie in einem Plädoyer. »Das ist keine einfache Entscheidung, Kyle. Früher gab es kaum Konflikte. Aber die Touristen haben derart zugenommen, daß es den Stämmen fast unmöglich geworden ist, ihre Zeremonien abzuhalten, ohne daß immer gleich vierzig Blitzlichter auf einmal losgehen. Verstehst du, was ich sagen will?«
    »Ja, natürlich, und das ist auch nicht in Ordnung; aber es ist doch keine Lösung, daß man Weiße, Schwarze, Latinos und Orientalen von diesen Orten verbannt. Es muß eine andere Lösung geben, Maggie, und wir wollen sie uns zusammen überlegen.«
    Maggie trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Ich will versuchen, etwas zu den Religionen der Ureinwohner Amerikas zu sagen, und ich weiß nicht mal, ob ich es auch kann. Ich glaube, in der Kultur der Weißen gibt es kein gleichartiges Konzept. Religiöse Stätten sind nicht einfach ein Stück Land, verstehst du? Das ist geheiligtes Land, da ist die Welt darunter mit einbezogen, die Landfläche selbst und die Himmelswelt darüber. Manche Stämme glauben, daß es an diesen Stätten Öffnungen zwischen den drei Welten gibt, die sie miteinander verbinden. Die hält man für sehr gefährlich. Man weiß von Uneingeweihten, die durch diese Löcher gefallen sind und von Ungeheuern gefressen wurden, die in diesen Reichen wohnen. Und deswegen -«
    »Na, jetzt wird's ja ganz schön verrückt.« Ms. Fenton rollte die Augen. »Ungeheuer? Also bitte.« »Ich sage, daß manche Stämme das glauben«, fuhr Maggie fort. »Deswegen gilt die Kenntnis einer religiösen Stätte oft schon allein als geheiligt, und sie ist den heiligen Männern des Stammes vorbehalten - und nur ihnen. Über solche Plätze mit Außenseitern zu sprechen oder ihnen zu erlauben, sie zu betreten, kann eine Stätte so entweihen, daß sie ihren heiligen Charakter verliert. Die Kraft entweicht dann, Kyle. Die Öffnungen schließen sich und öffnen sich nie mehr. Versuch doch bitte, mich zu verstehen -«
    »Du verlangst von mir, daß ich dich verstehe«, unterbrach er sie, »aber du weigerst dich einzusehen, daß es für mich genauso wichtig ist, zur Zeit der Sonnenwende hier zu sein. Denn um diese Zeit ist die Kraft hier so mächtig, daß man sie im Canyon schwingen hört. Ich will dir was sagen, Maggie, ich arbeite von acht bis fünf in Albuquerque, und wenn es Zeit ist, meinen Sommerurlaub zu nehmen, bin ich erledigt, körperlich, mental und geistig. Dann komme ich hierher an diese heiligen Stätten, um Kraft zu schöpfen und um zu mir selbst zu finden. Du und -« Er zeigte in Slumbers Richtung, und zufällig trafen sich ihre Blicke. Einige Augenblicke stand er wie erstarrt. Maggie lächelte. Endlich riß er sich los und fuhr zögernd fort: »Du - du willst mir das Recht absprechen, meine Andacht hier zu halten, an einem Ort, den meine Steuergelder und die Steuern aller Amerikaner erhalten? Wir haben für das Recht hierherzukommen bezahlt!«
    Slumber stützte sich mit einer Hand auf die alte Mauer und stand auf. Sie war unsicher auf den Beinen. Der alte Flötenspieler kam näher, und sie wollte ihm entgegengehen. Die Musik umschwebte sie wie Schmetterlingsflügel, sanft und verspielt.
    Slumber trippelte zur Plaza, vorbei an einem hochgewachsenen jungen Mann und einer mondgesichtigen jungen Frau. Sie trugen schöne knielange rot-schwarze Röcke und knieten, um ein kleines Feuer anzufachen. Sie lächelten sich an und lachten fröhlich, und Slumber lachte leise mit. Eine junge Liebe ist immer voller Träume. Der Wind wehte das Aroma brennenden Zedernholzes vorüber.
    Slumber machte noch ein paar Schritte und blieb stehen. Die meisten ihres Stammes wußten, daß sie in andere Welten sehen konnte. Deswegen hieß sie »Die-die-Toten-heimsucht«. Halb sichtbare Gestalten waren die ganze Zeit um sie herum, machten Töpfe, webten Baumwolle oder schlugen Steinwerkzeuge zurecht. Ob Slumber nun in ihrer längst vergangenen Welt lebte, oder ob sie hier und jetzt in Slumbers Welt eintraten, wußte sie nicht. Gewöhnlich gingen

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