Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
gewachsen. Dies war durchaus nicht selbstverständlich.
    Neuntöter dachte an die Verbindung zwischen Rote Schlinge und Kupferdonner, die nun nicht mehr zustande kommen würde. Wie hatte sich die junge Frau wohl gefühlt, plötzlich von einem Augenblick auf den andern einem Mann wie Kupferdonner versprochen zu sein?
    Er begann, das ganze Problem Rote Schlinge neu zu überdenken, und während er in Gedanken auch die kleinsten Hinweise, die er und Jaguar entdeckt hatten, noch einmal durchging, flüsterte die Stimme seiner Seele: Er hat es sich in den Kopf gesetzt, fortzulaufen und sich zu den Kriegern des Großen Tayac zu gesellen … tätowiert zu werden wie er … das Muster der schrägen Augen … wenn er geschwärzt ist … als ob das Muster des Tellmuschel-Clans nicht gut genug wäre!
    War dies ein Fingerzeig, der zur Aufklärung des Rätsels um den Tod von Rote Schlinge beitragen könnte? Oder war auch dies nur eine blinde Spur in den Wäldern, die zum Anfang zurückführte?
    Jaguar nippte an seinem Hagebuttentee, als Neuntöter geduckt mit verwirrtem Gesichtsausdruck durch den Einlass trat. Der kleine Häuptling ging über die Matten, schüttelte den Federbesetzten Umhang ab und löste seine Keule. Er ließ sie zu Boden fallen und setzte sich neben Jaguar.
    »Du siehst besorgt aus«, bemerkte Jaguar, als der Häuptling sich die Hände am prasselnden Feuer wärmte. »Du fragst dich immer noch, ob ich nicht doch ein Zauberer bin und vielleicht die Brühe der Weroansqua vergifte, damit ich in ihre Mokassins steigen kann, wenn sie tot umgefallen ist, nicht wahr?«
    »Hm? Nein. Im Augenblick jedenfalls nicht.«
    »Aber vielleicht im nächsten Augenblick.
    »Wie war das?«
    »Du fragst dich immer noch voller Sorge, ob ich nicht die Weroansqua vergifte, damit ich die Herrschaft übernehmen und in ihre Mokassins …«
    »Ja, ja, das habe ich gehört.« Neuntöters Gesicht hellte sich auf, und er hob eine Braue. »Wovon redest du eigentlich?«
    Jaguar nippte wieder an seinem Tee. »Was verwirrt dich so? Sind es immer noch die Dinge, die du am Nachmittag erfuhrst?«
    Neuntöter schüttelte den Kopf, und die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. »Nein, ja, da gibt es vielleicht einen Zusammenhang.« Er nahm sich einen leeren Kürbis und schöpfte damit etwas Tee, der in einem Keramiktopf neben dem Feuer stand. »Ich sprach gerade mit meinem Sohn. Sein Name ist Wildkaninchen.«
    »Das ist ein guter Name für einen Sohn.« Jaguar ließ seinen Kürbis kreisen und beobachtete, wie der Tee bis zum Rand schwappte.
    »Es dauert noch eine Blätterblüte bis zu seinem Huskanaw, aber er hängt an Kupferdonners Lippen.
    Offenbar hat der Große Tayac viel Zeit darauf verwandt, die Jungen zu besuchen.«
    »Ach?« Jaguar schielte in seine Schale. »Es ist mir neu, dass er sich für Jugendliche interessiert.«
    »Das ist offenbar der Fall.« Neuntöter nippte an dem heißen Tee, schnitt eine Grimasse und sog Luft ein, um die verbrannten Lippen und die Zunge zu kühlen. »Und er erzählt ihnen, dass sie, wenn sie Männer geworden sind, mehr als willkommen seien, sich ihm und seinen Kriegern anzuschließen. Denn schließlich, sagt er, hat jeder der Clans Mitglieder in den Dörfern am Oberlauf des Flusses. Außerdem verspricht er Reichtum, Vorteile und Beförderung, Grundbesitz, den man sich nur zu nehmen braucht. Wenn man Wildkaninchen hört, dann hat Kupferdonner bereits die Hälfte vom Territorium des Mamanatowick verteilt.«
    »Ich verstehe.« Jaguar zupfte nachdenklich an seinem Kinn. »Möchte wetten, Grasmatte vergaß, Wasserschlange dies mitzuteilen.«
    Neuntöter stellte seinen Tee zur Seite und stocherte mit einem Stock im Feuer herum. »Die meisten Jungen hat er dazu gebracht, dass sie sich das Haar so schneiden wollen wie er. Nicht in der traditionellen Weise, nämlich die rechte Seite glattrasiert und die linke hochgesteckt, sondern an beiden Seiten abgeschnitten. Nach Kupferdonners Worten schneiden sich die Schlangenhäuptlinge das Haar so, damit es sich im Kampf nicht auflösen kann.«
    »Da ist etwas Wahres dran«, murmelte Jaguar. »Aber diese Krieger üben den ganzen Tag. Sie nehmen sich nicht die Zeit, um zu jagen oder fischen, es sei denn zum Vergnügen. Alles, was sie tun, dient der Vorbereitung auf den Kampf.«
    Neuntöter starrte ihn mit großen Augen an. »Genau das hat Kupferdonner den Jungen gesagt. Wenn sie zu ihm kommen, dann können sie richtige Krieger sein und nichts anderes, und alles, was sie brauchen,

Weitere Kostenlose Bücher