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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Stirn. Der Gedanke an Okeus machte ihn immer unruhig. Immerhin wurden dem dunklen Gott zu Ehren Tempel und Schreine errichtet. Er wurde verehrt und durch Gebete günstig gestimmt, während Ohona, der Gott der Schöpfung und der Ordnung, meist vergessen wurde.
    Bei Okeus hatte Neuntöter immer das Gefühl, er stünde wehrlos auf einer Anhöhe, während grelle Blitze durch den Himmel zuckten. Und ein Mensch konnte nicht wissen, wann ihn ein solcher Blitz treffen würde.
    Okeus und die Weroansqua hatten viel gemeinsam. Vielleicht hatte Jagender Falke das Bündnis mit Kupferdonners Pfeifenstein-Clan um der Sicherheit willen geschlossen. Ob es sich bewährte, hing von der Frage ab, wie geschickt Jagender Falke Kupferdonner leiten konnte. Nur Okeus wusste, was geschehen würde, wenn …
    Ein junges Mädchen eilte mit fliegenden schwarzen Haaren den Pfad hinunter, und einen Augenblick lang glaubte Neuntöter, es sei Rote Schlinge. Dann erkannte er seine Nichte Springendes Kitz.
    »Krieger!«, schrie das Mädchen. »Krieger, Onkel! Fast zweimal zehn.« Sie hielt vor ihm an, beugte sich nieder und rang nach Luft. »Bei der … alten Eiche … kamen vorbei … Bogen schussbereit…
    Gesichter bemalt… kommen hierher!«
    »Wessen Krieger?« Neuntöter strich liebevoll über den Kopf seiner Nichte. »Hast du sie erkannt?«
    »Vom … vom Mamanatowick!«
    Neuntöter wandte sich an seine Krieger. »Die Krieger von Wasserschlange sind auf der Westseite des Hügels. Wenn sie einen Überfall planen, werden sie unten am Hang bleiben, nur auf den Pfaden vom Strand. Steinknolle, bieg links ab und warne die anderen. Fliegende Fischreuse, sammle deine Männer! Wir wollen diesen schlauen Eindringlingen eine Falle stellen. Mal sehen, was daraus wird.«
    Auf sein Zeichen hin stoben die beiden Krieger durch die Bäume zu den anderen Suchtrupps davon.
    Die beiden übrigen Männer spannten ihre Bogen, legten Pfeile ein und sahen ihn an, Befehle erwartend.
    »Bleib bei mir, Nichte. Wir klettern den Hang hinunter. Ich glaube, ich weiß, wo sie vorbeikommen werden.« Er kniete sich nieder und blickte Springendes Kitz, die immer noch keuchte, in die Augen.
    »War Rote Schlinge bei dir?«
    »Nein.« Springendes Kitz schnaufte. »Stimmt etwas nicht?«
    »Sie wird vermisst. Und jetzt sagst du mir, dass die Krieger vom Mamanatowick dort unten sind.«
    »Aber sie müsste längst …« Sie warf die wirren schwarzen Haare zurück und richtete sich mit plötzlich verängstigtem Gesichtsausdruck auf. »Ich … ja, ich verstehe, Onkel.«
    »Eins nach dem andern, mein Mädchen.« Neuntöter lächelte ihr ermutigend zu. »Wir befassen uns jetzt mit den Kriegern, und dann finden wir sie.« Er klopfte ihr auf den Rücken. »Und jetzt lauf!
    Warne das Dorf! Mit zweimal zehn Kriegern sind sie noch nicht sehr gefährlich. Aber vielleicht richten sie Unheil an.«
    Amselflügel eilte voran, darauf bedacht, die Mitte zwischen Lautlosigkeit und Geschwindigkeit zu halten. Seine Krieger folgten ihm einer hinter dem anderen. Die Lage behagte ihm nicht. Die schmale Landzunge, über die er vordrang, stand unter der Kontrolle der berühmten Krieger von Flache Perle.
    Doch sein Rang als Kriegshäuptling von Maisjäger, dem Weroanzi von Weißer Pfahl, brachte eben gewisse Risiken mit sich. Amselflügel hatte sein ganzes Leben hart gearbeitet, aber in seinem zweiten Jahr als Häuptling erkannte er, wie schwach seine Position war. Seine einzige Hoffnung lag in geräuschloser Überraschung. Sie mussten schnell sein und ihren Auftrag erledigen, bevor dieser gerissene Neuntöter erfasst hatte, wie schwach sie waren.
    Noch vor drei Tagen hatte er in seinem Familienlanghaus in Weißer Pfahl gesessen und ein neues Fischernetz geknüpft, während seine Frau, Die-durch-die-Muschel-schaut, ihm den neuesten Klatsch berichtete. Da war der Läufer von Maisjäger gekommen.
    Amselflügel hatte sich noch seine schönste Muschelkette umgelegt und nach der ausgestopften Amsel gegriffen. Er trug den Vogel auf der geschorenen rechten Schädelseite über dem Ohr. Dann nahm er seine Kriegskeule und machte sich auf den Weg zum Weroanzi.
    Maisjäger war von seinen Priestern und einigen Clan-Führern umgeben gewesen; außerdem war ein fadendünner, tätowierter Bursche, ein Händler namens Entenmuschel, zugegen. Amselflügel kannte ihn; er war ein fauler, schlaffer Kerl und nirgends beliebt. Nach allem, was er erzählte, hatte er mindestens vier oder fünf verschiedene Mütter. Anders waren seine

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