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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Würze?«
    »In einer so kalten Nacht eine belebende Mischung, finde ich.« Jagender Falke wartete; sie spürte die Kälte nicht mehr.
    Der Große Tayac nippte an dem Gebräu, grunzte vor Wonne und hielt den Kürbisbecher mit beiden Händen umfasst. »Ja, ich habe ihn schon früher gekannt. Auf der anderen Seite der Berge der Untergehenden Sonne, tief unten im Südosten bei dem großen Fluss des Schwarzen Kriegers. Unsere Wege kreuzten sich. Zu jener Zeit reiste ich mit meinem Vater, einem Händler. Den Mann, den ihr unter dem Namen Jaguar kennt, hieß damals Rabe, ein ziehender Zauberer und Gerüchteverbreiter. Nein, das ist übertrieben - nennen wir ihn einfach einen Geschichtenerzähler, und er machte seinen Weg, indem er die großen Häuptlinge mit den unglaublichsten Geschichten unterhielt. Je höher die Flüge seiner Fantasie, umso größer ihr Wohlgefallen. Die Geschichten, die er erzählte, wurden immer fantastischer.«
    »Das klingt nicht so abschreckend, dass es uns dazu bringen könnte, ihn aus Flache Perle hinauszuwerfen.«
    »Nein, aber er hatte auch einen Ruf als Giftmischer und Mörder und Spion für andere Häuptlinge. Da verriet er Maßnahmen zur Verteidigung und berichtete, wann Kriegstrupps aufgebrochen und zurückgekehrt waren. Man hörte, dass er verschiedene Städte an Feinde verraten hatte. Was immer er euch über sich oder seine Vergangenheit erzählt - es ist alles Lug und Trug.«
    Während Kupferdonner sprach, forschte Jagender Falke in seinem Gesicht nach Anzeichen, die Täuschungsabsichten verrieten, doch sie fand keine.
    »Ich werde ihn genau beobachten, Großer Tayac, das versichere ich dir. Beim kleinsten Hinweis auf einen Betrug werde ich ihn im besten Fall entfernen, im schlimmsten Fall lebendig verbrennen lassen.«
    Die Lippen des Großen Tayac zuckten. »Weroansqua, noch ein letzter Rat. Ich bewege mich hier auf unsicherem Boden; aber ich würde nicht deinen Kriegshäuptling damit betrauen, ihn ›zu entfernen‹.
    Rabe hat so eine Art, die Leute, die ihm nahe stehen, zu blenden. In dieser Hinsicht ist er vielleicht wirklich ein Zauberer. Wenn du Hilfe benötigen solltest - du brauchst nur zu rufen.«
    Und dann wärst du überglücklich, ihn selbst umzubringen zu können.
    »In diesem unwahrscheinlichen Falle werde ich nicht zögern.«
    Kupferdonner trank einen großen Schluck von dem Tee und warf einen schnellen Blick auf Muschelkamm. Jagender Falke bemerkte, dass ihre Tochter sich ganz unmerklich so gedreht hatte, dass das Licht ihr glänzend schwarzes Haar betonte, und ihre Augen waren größer geworden, als wollten sie das Innerste seiner Seele in sich einsaugen.
    Ja, wirklich, er ist interessiert.
    Die Entdeckung überraschte sie ebenso sehr wie die anderen Ereignisse des Tages. Sie spürte die subtile sexuelle Spannung zwischen den beiden wie das Knistern eines Fuchsfells, wenn man mit der Hand darüber strich.
    »Wilder Fuchs entgeht uns also abermals«, sagte Kupferdonner zu Muschelkamm.
    »Selbst die Edlen haben zu warten, bis ihnen das Schicksal die reifen Pflaumen in den Schoß fallen lässt«, gab Muschelkamm zurück. »Gerade du solltest wissen, dass man den Krieg nicht unbedingt beim ersten Scharmützel gewinnt. Der schönste Sieg ist der am härtesten erkämpfte. Und immer muss ein Preis bezahlt werden.«
    Er betrachtete sie über den Becherrand hinweg. »Wenn du dir aus tiefstem etwas Herzen wünschst - welchen Preis würdest dafür du zahlen?«
    Muschelkamm antwortete mit ungewöhnlicher Bitterkeit: »Vielleicht habe ich schon bezahlt, Großer Tayac. Ich habe alles aufgegeben für meinen Clan, für mein Volk. Aber nur ich weiß, wie hoch der Preis war.« Sie schenkte ihm ein rätselhaftes Lächeln, das zugleich Necken und Herausforderung war.
    Jagender Falke sah das Glitzern in seinen Augen, als er laut lachte, als bestünde eine geheime Verständigung zwischen ihnen. »Sicher hast du bezahlt; du bist in der Tat sehr unergründlich.«
    Berechnend warf er einen Blick auf Jagender Falke. »Ich möchte wissen, wer von euch beiden die gefährlichere ist, du, Weroansqua, oder deine Tochter.«
    »Wir kommen zurecht, Großer Tayac«, erwiderte Jagender Falke und erwartete beinahe eine höhnische Bemerkung ihrer Tochter. Aber Muschelkamms einzige Entgegnung war, dass sie Kupferdonner mit einer hochgezogenen Braue zu verspotten schien.
    »Ich danke euch für den Tee«, sagte er und stand auf. »Es ist spät.« Sein Gesicht wurde hart. »Nimm meine Warnung vor Jaguar ernst.

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