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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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einem schönen Haus zu wohnen und mit anderen Menschen um ein abendliches Feuer zu sitzen.«
    »Warum hast du dich denn auf diese Insel geflüchtet?«, fragte Rosenknospe und kam mit dieser Frage Neuntöter zuvor.
    Jaguar sah den Rauchwölkchen nach. In seinem Hinterkopf tauchte das Bild von Grasmattes Mutter auf, das glänzende schwarze Haar war über die Decken gebreitet, als er in ihre dunkelbraunen Augen blickte. Niemals, in all den langen Nächten, in denen sie seine Decken wärmte, hatte sie einen Laut hören lassen. Kein Gefühl hatte sich auf ihrem Gesicht gezeigt, während er sich in sie ergoss. Bei aller Wärme, die ihre nackte Haut ihm gab - ihre Seele war immer kalt und fremd geblieben.
    Grasmatte -jetzt traf er ihn hier!
    Jaguar seufzte erschöpft. »Es gab viele Gründe. Ich brauchte Zeit, um über die Welt nachzudenken und zu ergründen, warum sie so und nicht anders erschaffen worden war. Ich brauchte Zeit, um zu mir selbst zu finden und darüber nachzudenken, wer ich war und wie ich so geworden war. Ich brauchte einfach Zeit, um zu denken.« Und um mit den Geistern zu verhandeln.
    »Mit welchem Ergebnis?«, fragte Neuntöter, der jetzt seine eigene Steinpfeife aus einer Ledertasche am Fuß des Bettes hervorholte. Er lehnte sich zurück und betrachtete Jaguar nachdenklich.
    »Ich kam dahinter, dass die Wahrheit ebenso schlüpfrig ist wie ein Aal in fettigen Händen. Dass Menschen ebenso trügerisch sind wie Quallen, scheinbar zart und zerbrechlich, doch fähig, sehr schmerzhaft zu stechen und zu brennen. Ich lernte auch, wer am leichtesten zu täuschen ist.
    Wisst ihr es?«
    »Nein.« Neuntöter runzelte die Stirn.
    »Man selbst.« Jaguar zog an seiner Pfeife und blickte zu Sonnenmuschel hinüber - ob sie ihn verstand?
    Aber zu seinem Kummer schien sie immer noch über Kupferdonners Angriff entsetzt zu sein. »Dies beantwortet deine Frage, Rosenknospe. Deshalb flüchtete ich dorthin. Um herauszufinden, was mit mir geschehen war, was ich mir selbst angetan hatte. Und um gleichzeitig, gewissermaßen nebenbei, zu erfahren, warum die Welt so ist, wie sie ist.«
    »Ältester, die Welt wurde genauso erschaffen, wie sie sein soll, oder nicht?«, fragte Sonnenmuschel.
    »Wie könnte sie denn anders sein?«
    Verschmitzt sah sie Jaguar an. »Manchmal glaube ich, dein unschuldiger Optimismus ist meine größte Schwäche. Ich wünschte …«
    Draußen klopfte ein Stock auf den Boden; der Vorhang zum Einlass hob sich. Jagender Falke spähte in den Raum. »Dachte ich mir's doch! Hier finde ich dich endlich.«
    Rosenknospe senkte unwillkürlich den Blick. »Tritt ein, Weroansqua.«
    Jagender Falke kam geduckt herein, schwankte und klammerte sich an ihren Stock. Sie ließ sich ächzend nieder und betrachtete die Anwesenden eingehend. Jaguar schien es, als schaute Neuntöter unbehaglicher drein als die anderen, als ob er gegen die Anstandsregeln verstoßen hätte.
    »Ich hatte soeben Besuch«, sagte Jagender Falke schließlich und schaute gleichmütig Jaguar an. »Der Große Tayac hat etwas gegen deine Anwesenheit in meinem Dorf. Befahl mir, dich zu verabschieden.«
    »Ziemlich hitzköpfig.« Jaguar zog an seiner Pfeife und sandte wieder eine blaue Wolke zur Decke.
    »Das schien mir auch so.« Die Augen von Jagender Falke verengten sich. »Aber er wusste höchst interessante Dinge von dir zu berichten. Dass du ganze Dörfer an ihre Feinde verraten, Menschen vergiftet hast. Alles in allem recht üble Dinge.«
    Jaguar lächelte. »Kein Zweifel, dass er davon erzählt hat. Zwischen uns gibt es keinerlei Zuneigung.«
    »Warum bist du hier? Was willst du hier?«
    Jaguar strich über den Hals der Pfeife. »Das sagte ich schon.«
    »Du bist gekommen, um den Mörder meiner Enkeltochter zu finden. Ja, das sagtest du. Doch warum sollte ich dir glauben? Vielleicht sagt auch Kupferdonner die Wahrheit? Er sagt, du hättest viele Untaten begangen.«
    »Das stimmt.« Durch den Tabaksrauch hindurch starrten sie sich gegenseitig an. »Ich werde mich jedoch nicht auf kleine, heimtückische Spielchen mit dir einlassen, Weroansqua. Das habe ich nicht nötig. Jenseits der Berge im Westen, an mächtigen Flüssen entlang, und tief im Süden gibt es große Häuptlingsgebiete. Dort leben Stämme, die riesige Erdmassen auftürmen und noch größere Tempel darauf bauen. Sie treiben Handel, führen Kriege und widmen sich ihren Angelegenheiten mit einer so leidenschaftlichen Hingabe, wie wir sie uns kaum vorstellen können. Vor langer Zeit

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