Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
Drei Myrten ausrücken lassen«, flüsterte Neuntöter.
    »Woher weißt du das?«, begehrte Jagender Falke zu wissen.
    »Ich weiß es.« Jaguar blickte in die tanzenden Flammen, aufgewühlt durch die Erinnerungen, die er so lange vergraben hatte. Früher einmal hätte ich genauso gehandelt.
    »Dann bist du tatsächlich ein Zauberer.« Jagender Falke rieb sich das Gesicht und zerrte mit den alten Händen an den Runzeln. »Niemand sonst könnte so tief in die Seele eines andern blicken.«
    »Von Zauberern weißt du wenig. Die spähen nicht in anderer Leute Seelen. Die haben viel aufregendere Dinge zu tun.« Jaguar nahm sich aus Neuntöters Keramiktöpfchen Tabak, um seine Pfeife zu stopfen.
    »Aber was kann ich nur tun?«, fragte Jagender Falke. »Wie kann ich uns retten?«
    »Wir wollen zunächst einmal den Mörder finden«, sagte Neuntöter. »Damit hätten wir den bedrohlichsten Feind entlarvt.«
    Jagender Falke holte tief Luft und richtete sich auf. »Ja, und dann können wir darüber nachdenken, wie wir gegen sie vorgehen.«
    »Gegen sie?« fragte Jaguar.
    »Natürlich«, erwiderte Neuntöter. »Der Mord an Rote Schlinge hat das Bündnis mit Kupferdonner zunichte gemacht und die Unabhängigen Dörfer in Verwirrung gestürzt. Wasserschlange und Steinfrosch sind besonders verdächtig, sie hätten den größten Nutzen. Nach allem, was wir jetzt wissen, hat Muschelkamm wahrscheinlich Recht gehabt. Amselflügel und seine Krieger könnten sie umgebracht und dann unverstümmelt zurückgelassen haben, um eine falsche Spur zu legen. Wir sollen glauben, es wäre einfacher Totschlag und kein Meuchelmord gewesen.«
    Jaguar hob die Hand. »Vielleicht, Häuptling. Aber alles zu seiner Zeit. Die größte Gefahr droht uns jetzt durch vorschnelle Schlüsse. Schon einmal warst du allzu voreilig und bist in der Falle vor Drei Myrten gelandet. Ich rate dir, nicht noch einmal in dieses Loch zu fassen. Das letzte Mal war es mir kaum noch möglich, die Schlange daran zu hindern, dich zu beißen.«
    Neuntöter grinste verlegen. »Die Warnung ist angekommen, Ältester.«
    »Ich kam her, um mir darüber klar zu werden, was ich mit dir mache. Ich vertraue dir immer noch nicht«, verkündete Jagender Falke, die offenbar zu einem Entschluss gekommen war. »Doch ich bin willens, dir zu erlauben zu bleiben. Unter Aufsicht natürlich. Neuntöter ist für dich verantwortlich.«
    »Warum hast du deine Meinung geändert?«
    »Teils, weil mir der Große Tayac befohlen hat, dich hinauszuwerfen - das gefällt mir nicht -, und teils, weil du mir möglicherweise helfen kannst.«
    »Wie du wünschst.« Jaguar nickte höflich.
    »Aber ich will keinen Ärger mit dir, verstanden?«
    »Ich bin nicht gekommen, um Ärger zu machen. Ärger kommt von ganz allein.« Jaguar zog zufrieden an seiner Pfeife. »Sobald ich herausgefunden habe, wer deine Enkelin getötet hat, verlasse ich euch.«
    »Ja, das wirst du«, sagte Jagender Falke entschieden. »Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich dich in der Nähe weiß.«
    »Aber eines sollst du wissen: Um den Mörder zu finden, werde ich gehen, wohin und zu wem ich gehen muss. Gleichgültig, wer es ist. Ist das klar? An deiner Politik bin ich nicht interessiert. Ich lasse mich nicht für deine Zwecke einspannen.« »Daran würde ich niemals denken.«
    Jaguar lächelte grimmig. »Gut. In vergangenen Zeiten hatten andere nicht so viel Verstand.«
    Jagender Falke spielte mit dem Saum ihres Gewandes und blickte Jaguar skeptisch an. »Warum hat Kupferdonner dich ›Rabe‹ genannt?«
    Jaguar zündete seine Pfeife wieder an und rauchte nachdenklich. »Diesen Namen gab man mir, als ich Kriegshäuptling für Aufsteigender Weißer Rauch wurde. Er war einer der Schlangenhäuptlinge unten am Fluss des Schwarzen Kriegers. In den Schöpfungssagen seines Stammes reißt der Rabe das Fleisch von den Gebeinen der Toten. So nannte er mich, denn wenn ich einen Auftrag erledigt hatte, waren von den Feinden nur noch Knochen übrig.«
    »So, dann bleibt er also?« Kupferdonner sah Muschelkamm von der Seite an; sie gingen beim ersten Tageslicht am Strand entlang. Es war ein klarer, kalter Morgen; der Wind blies stürmisch aus Nordwesten.
    Sie näherten sich der Schwitzhütte, die in den Hang am Wasser gebaut war und im frühen Licht aussah wie ein Haufen Erde mit einem Vorhang aus Leder. Muschelkamm nickte den wartenden Sklavinnen zu. Das Feuer vor der Hütte brannte bereits, und die Steine waren schon heiß.
    »Im Augenblick ist seine

Weitere Kostenlose Bücher