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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Stößen.
    Sie unterdrückte den Drang, es ihm nachzutun, wollte die Saat, die er soeben ausgebracht hatte, nicht gefährden. So watete sie bis zu den Knien ins Wasser und bespritzte sich mit dem kühlen Nass. Als ihre Haut zu kribbeln begann, eilte sie zum Feuer zurück. Sie hatte sich gerade das nasse Haar ausgeschüttelt, als Kupferdonner sich neben sie fallen ließ. Zitternd trocknete er sich mit seinem Bärenfell ab und hockte sich in die Nähe des Feuers.
    »Vorsichtig«, neckte sie ihn. »Es darf nichts anbrennen.«
    »Für heute hat es genug gebrannt«, gab er zurück. Seine Muskeln zuckten unter der Gänsehaut.
    »Neu belebt?«, fragte sie.
    »In der Tat. So etwas tut dem Herzen gut.«
    »Kann aber auch gefährlich sein. Hier gibt es Quallen, und im Sommer sogar Seenesseln.«
    »Bist du immer so vorsichtig?«
    »Nein. Ganz und gar nicht.« Sie lächelte ironisch.«
    »Quallen, he?« Er starrte über das Wasser. »Wenn Rabe wirklich ein Problem wird …«
    »Was sagst du?«
    »Ach, nichts.« Er blickte zu ihr auf, seine dunkeln Augen funkelten. »Mein Magen sagt mir, dass es Zeit ist, etwas zu essen … das heißt, wenn alle deine Fragen beantwortet sind.«
    »Das sind sie, glaube ich. Wir werden ein paar Tage brauchen, um die Einzelheiten zu klären und die Leute langsam an die Idee zu gewöhnen, und dann können wir zu deinem Dorf zurückkehren.«
    »Ja«, antwortete er nachdenklich. »Bis dahin ist noch viel zu erledigen.«
    Nebeneinander gingen Neuntöter und Jaguar über die von vielen Tänzen fest getrampelte Erde des Platzes an der großen Feuerstelle vorbei. Die Wachtposten hatten sich in gleichmäßigem Abstand darum herum postiert. Jeder trug eine geschnitzte Maske in der Form eines Menschen oder eines Tieres; das Holz war beseelt von einer geistigen Kraft, die über Mensch und Zeremonie wachte.
    Sonnenmuschel folgte den beiden Männern mit einem Schritt Abstand, eine Hand wie üblich auf der Kriegskeule an ihrem Gürtel. Bis jetzt war es der Morgensonne nicht gelungen, die Kälte der Luft zu vertreiben.
    »Ich will die Leiche sehen«, wiederholte Jaguar. Neuntöters schmerzerfüllter Blick belustigte ihn.
    Glaubte der Häuptling tatsächlich, ausgerechnet Jaguar wisse nicht, was sich im Haus der Toten abspielt?
    »Ältester, dies ist eine Frage von … von …«
    »Der Empfindlichkeiten der Familie? Fledermausscheiße! Der Hieb, der Rote Schlinge das Leben aus dem Kopf prügelte, hat auch sie getroffen. Grüne Schlange macht sie heute zurecht? Da werde ich ihm helfen.«
    Neuntöter blickte ihn besorgt an. »Helfen? Wie denn? Ich meine, was weißt du schon …«
    »Du meinst, was weiß schon ein Mann, der als Zauberer gefürchtet wird, von den Toten?« Jaguar lachte in sich hinein und warf einen prüfenden Blick auf Sonnenmuschel, die plötzlich blass geworden war. »Offenbar nicht das, was du dir vorstellst. Ich werde mir nicht ihre Seele packen und auch keine Körperteile für geheimnisvolle Rituale stehlen. Deine Leute, Grüne Schlange und seine Priester, werden dort sein und ihre Arbeit tun. Du könntest sicher auch mitkommen, wenn du willst, und zuschauen, wie es gemacht wird. Ist wirklich hochinteressant.«
    »Nein.« Neuntöter lächelte matt. »Meine Ahnen ruhen im Beinhaus außerhalb des Dorfs. Dort werde ich sein. Mit Geistern habe ich nichts zu schaffen.«
    Jaguar verlangsamte seine Schritte und betrachtete Neuntöter. »Ich bin weit herumgekommen, habe vieles vollbracht und auch gehört, mit welchen Erklärungen sich Menschen über ihre Mitmenschen erheben. Manche Häuptlinge, die ich kannte, nannten sich Götter, andere sagten, sie seien aus der Sonne geboren und ihre Seele bestehe aus einem so starken Lichtstrahl, dass normale Sterbliche durch seine Leuchtkraft geblendet werden könnten. Aber am Ende, Kriegshäuptling, sind auch sie Menschen wie du und ich. Ihr Speichel ist ebenso nass wie der unsere, und auch sie rülpsen, wenn der Magen voll ist. Heize ihnen ein, und sie schwitzen, gib ihnen zu essen, und sie müssen sich entleeren. Ihre angebliche Seelen- und Geistesmacht verhindert nicht, dass ihnen Runzeln und graue Haare wachsen.
    Sie sterben an Wunden und Giften, die auch ihre niedrigsten Sklaven töten würden. Außerdem«, fügte er hinzu, »die da im Haus der Toten ruht, war mit dir verwandt. Also hast du sehr wohl etwas mit ihr zu schaffen.«
    Neuntöter schüttelte den Kopf. »Dein Leben, Ältester, war in der Tat ungewöhnlich.«
    »Ja, das stimmt. Und jetzt werde ich mich

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