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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Druck auf ihn, denn die Leute erwarteten von einem Mann mehr als von einem Jungen. Wilder Fuchs schien nie fähig, diese Erwartungen zu erfüllen, besonders nicht die seines Vaters. Er konnte sie nicht mehr so oft sehen wie früher, aber sie hatte seine Lage verstanden. Wenn sie dann zusammensaßen, war sie wieder zufrieden.
    Sonnenmuschel spitzte die Ohren.
    Jaguar war erwacht. Sie hörte, wie er leise mit jemandem im Langhaus sprach, und seufzte. Sowie er sie fand, gab es Arbeit. Aber sie beklagte sich nicht; er hatte seinen Teil der Abmachung erfüllt, und sie würde auch ihren Teil einhalten.
    Sie drehte sich um, als Jaguar an der Ecke des Hauses erschien. Sein graues Haar war noch zerzaust vom Schlaf, und er schien noch nicht ganz wach. Er gähnte und kratzte sich an der Seite. Als sein Blick auf sie fiel, trat er auf sie zu.
    »Du bist früh auf«, sagte er.
    »Ich konnte nicht schlafen, Ältester.«
    »Heimweh?«
    »Nein«, erwiderte sie heftig. »Ich will meine Familie nie wieder sehen.«
    Er lächelte matt, als hätte sie ihm gesagt, sie müsste an einem unbekannten Fieber sterben, das, wie er wusste, bald vergehen würde. »Dann quälst du dich sicher wegen Wilder Fuchs.«
    Sonnenmuschel blickte auf die nassen Spitzen ihrer Mokassins hinab. Wie konnte er nur den Namen von Wilder Fuchs mit solchem Abscheu aussprechen? »Du kennst ihn nicht, Ältester. Sonst würdest du ihn achten.«
    Jaguar ließ sich vor ihr nieder. Seine trüben alten Augen waren geschwollen und die Falten in seinem Gesicht tief. Die abgetragene Decke um seine Schultern konnte nicht verbergen, dass er vor Kälte zitterte.
    Er fragte leise: »Soll ich dir die Wahrheit sagen? Oder wäre dir eine Lüge lieber?«
    »Ich weiß es nicht, Ältester. Deine Wahrheiten treffen mich immer wie Keulenschläge.«
    »Das sollen sie auch.«
    Sonnenmuschel winkte ab. »Also gut. Sag mir die Wahrheit.«
    Eine Zeit lang beobachtete Jaguar die zwitschernden Vögel, die über das Schilfdach hüpften. Wie mit einem Morgenlied begrüßten sie mit ihren Melodien die Dämmerung, und dieses Lied bereitete ihm offenbar Vergnügen.
    »Man kann viel über einen Mann sagen, wenn man beobachtet, wie er andere behandelt. Glaubst du nicht auch, Sonnenmuschel?«
    »Ja, Ältester, das glaube ich auch.«
    »Gut.« Er trat gegen einen Stein vor seinen Füßen. »Wilder Fuchs ist ein Parasit. Er nutzt jeden aus, den er ausnutzen kann, wann immer er kann. Er hat dich so lange ausgenutzt, dass du glaubst, es müsse so sein.«
    »Ältester«, entgegnete Sonnenmuschel erregt, »hast du jemals geliebt?«
    »Ja, das habe ich. Mit Herz und Seele.«
    Beim Klang seiner Stimme zog sich ihr Magen zusammen. Es war ihr, als hätte sie soeben einen Hirschbeindolch in seinen Bauch gerammt und umgedreht. »Warum kannst du dann meine Liebe zu Wilder Fuchs nicht verstehen?«
    »Ich verstehe sie, Sonnenmuschel. Ich weiß, dass junge Liebe sehr stark ist. Aber oft, allzu oft, ist sie sehr töricht.«
    Sie hielt erschrocken den Atem an. »Wie kannst du so etwas sagen, Ältester? Ich will nur eines im Leben: mich Wilder Fuchs hingeben. Ich will ihn haben, mit ganzer Seele. Ich hätte es ihm schon gewährt, wenn er … wenn er …«
    Jaguar wartete. Als sie schwieg, beendete er den Satz: »Wenn er nur gewollt hätte. Aber er wollte es nicht. Du solltest dafür dankbar sein.«
    »Aber …«
    »Sonnenmuschel, weißt du denn, was geschehen wäre, wenn er zugelassen hätte, dass du dich ihm hingibst? Ich denke dabei nicht an deinen Körper, mein Kind, sondern an deine Seele.«
    Gereizt fragte sie: »Was denn?«
    »Er wüsste doch gar nicht, was er mit deiner Seele anfangen sollte. Er weiß ja nicht einmal, was er mit seiner eigenen Seele anfangen soll. Er würde mit ihr spielen wie mit einem Spielzeug, sie in die Luft und gegen die Baumstämme werfen, um zu sehen, wie viel sie aushält, so lange, bis er sie zerbrochen hätte. Und dann würde er sie einfach fortwerfen. Wer will denn schon etwas haben, das zerbrochen ist?«
    Sonnenmuschel zögerte. »Meine Liebe wäre nicht zerbrochen, Ältester. Hätte er die denn auch nicht mehr gewollt?«
    Jaguar schloss ein Auge. »Du sprichst von der Liebe, als glaubtest du, sie wäre eine einfache Angelegenheit.«
    »Genau das ist sie! Jedenfalls für mich. Wilder Fuchs zu lieben, ist die einfachste Sache meines Lebens.«
    »Liebe bedeutet Arbeit, Mädchen, schwere Arbeit. Sie ist das Schwerste, das ein Mensch in seinem Leben versucht zu tun.«
    Ungläubig

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