Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
Einmal vor vielen Blätterblüten unterlief mir ein Fehler, eine sehr schlimme Sache, besonders wenn es die eigene Sippe trifft. Ich konnte damals die Haut zwar noch trocknen, bevor der Moder sie verfärbte. Aber jetzt, mitten im Winter, wäre das unmöglich.«
    »Das bezweifle ich nicht… außerdem ist es sehr kalt.« Jaguar wies mit dem Daumen zum Einlass. »Ich fürchte, dein Werk würde vor Kälte erstarren.«
    Grüne Schlange wusch sich Hände in einem anderen Topf. »Die Weroansqua befahl uns, dich nicht mehr zu unterstützen. Offenbar hast du sie erzürnt, und das Betreten dieses Hauses ist dir verboten.«
    Jaguar lächelte sein entwaffnendes Lächeln. »Und den Rest hat sie ausgelassen.«
    »Den Rest?« Falten durchfurchten die Stirn von Grüne Schlange. »Welchen Rest?«
    »Ach, ich hatte keine Wahl, ich deutete an, dass auch ihr der Tod von Rote Schlinge Vorteile bringt.
    Ich hatte meine Gründe. Der Mörder muss glauben, dass jeder verdächtig ist, selbst die Weroansqua.
    Wie soll ich ihm sonst auf die Schliche kommen?«
    Die Falten auf der Stirn von Grüne Schlange wurden noch tiefer. »Ich weiß es nicht. Sie war jedenfalls außer sich. So war es also? Du hast sie beschuldigt, ihre Enkeltochter ermordet zu haben?«
    »Glaubst du, sie wäre fähig gewesen, das Mädchen ermorden zu lassen? Immerhin hätte sie damit verhindern können, dass der Große Tayac in den Grünstein-Clan einheiratet. Vielleicht weiß sie inzwischen welch kaltblütiger Blutsauger er ist.«
    Grüne Schlange hob hilflos die Hände. »Ich kenne sie seit vielen Blätterblüten, seit sie ein kleines Mädchen war und ich ein noch kleinerer Junge. Sie war schon als Kind schlau und listig, wie ein Luchs. Es war damals schon klar, dass sie einmal Weroansqua sein würde. Sie tat immer das Richtige, machte keine Fehler wie viele andere von uns. Als ihr Onkel, der alte Weroanzi, starb und kein Bruder da war, fiel die Herrschaft nach dem Erbrecht des Clans an Jagender Falke. Sie übernahm das Amt und wurde Weroansqua. Damals spottete man in den Unabhängigen Dörfer darüber. Sie war noch sehr jung und hatte gerade erst das Frauenhaus verlassen.«
    »Es war sicher eine schwierige Zeit für euch«, sagte Jaguar teilnahmsvoll.
    »Ja, das stimmt. Aber Jagender Falke war anders als die meisten Frauen, nicht zu vergleichen mit ihrer Tochter.« Grüne Schlange richtete den Zeigefinger gegen seine Stirn. »Sie ruht in ihrer Mitte, Jaguar.
    Hier. Ihre Seele weiß, worum es geht, was sie will, wohin der Weg führt und wie man ans Ziel gelangt. Bevor wir noch die Haut ihres Vater abgezogen hatten, schickte sie ihre Krieger bereits in den Krieg. Damals war der alte Blutreiher Kriegshäuptling. Er ließ verbreiten, dass Jagender Falke die Führung übernommen hatte - und dann überfiel er den Mamanatowick.« Grüne Schlange grinste bei der Erinnerung. »Ja, sie war schon eine ganz besondere Frau. Von Anfang an war sie die Weroansqua, und sie war es durch und durch, bis auf die Knochen.« Der Kwiokos schüttelte den Kopf. »Blutreiher brachte nach dem Kampf mit dem Mamanatowick Gefangene mit. Es waren zwei Krieger, Vettern des Mamanatowick. Jagender Falke rief alle zusammen und ging auf die beiden Krieger zu. Die standen da, waren tapfer und verhöhnten sie, beschimpften sie und sagten, ein kleines Mädchen hätte nicht die Macht, sie zu töten.«
    Jaguar blickte zur Seite. »Aber sie ließ sie verbrennen, nicht wahr? Hat sie auf dem Platz ins Feuer werfen lassen. Sie schrien noch, wie ich hörte, und wanden sich, und einem gelang es noch, auf die Beine zu kommen, bevor sein Haar in den Flammen aufging, und dann fiel er in die Glut.«
    »Ja, so war es. Warst du dabei?«
    »Nein, ich hörte nur davon, das ist alles.« Jaguar deutete auf Rote Schlinge. »Was ist mit ihr? Glaubst du, Jagender Falke ließ das Mädchen töten, um das Bündnis mit Kupferdonner zu verhindern?«
    Grüne Schlange nagte an seiner Unterlippe und begutachtete das Skelett, das aus blinden Augenhöhlen auf die Russbefleckte Decke hoch über ihm starrte. Dann schüttelte der Priester langsam den Kopf.
    »Nein. Sie war es nicht. Jagender Falke, so hart sie auch sein mag, hätte einfach Nein gesagt. Unter Umständen ein anderes Mädchen angeboten. Vielleicht eins aus der Brut von Gelbes Netz oder irgendeine andere Frau aus dem Clan. Dann hätte sie so viele Kanus mit Geschenken und Lebensmitteln geschickt, dass Kupferdonners Stolz befriedigt worden wäre.«
    »Wie ist es mit Sühne? Eine

Weitere Kostenlose Bücher