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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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bekommen sie von ihm.«
    Jaguar stellte seinen Kürbis ab und legte die Finger aneinander. »Na, so was, Klein-Grasmatte hat offenbar große Pläne. Aber wie, um alles in der Welt, will er denn eine solche Armee unterhalten?«
    »Wie bitte?« Neuntöter starrte ihn grimmig an.
    »Die Schlangenhäuptlinge haben viele Krieger, das ist wahr. Aber unter zehnmal zehn gibt es nur einen vollgültigen Kampfkrieger. Der muss unterhalten werden, Häuptling. Man muss ihm ein Haus geben, eine Frau, Nahrung und Kleidung und Schmuck. Dafür müssen etwa dreißig Bauern und Handwerker arbeiten.«
    »Und warum nicht drei Krieger auf zehnmal zehn?«, fragte Neuntöter. »Dann hättest du eine noch größere Armee.«
    »Und wer schlägt die Feuersteine für die Pfeilspitzen? Macht die Töpfe und brennt sie? Pflegt die Rituale, überprüft den Sternenhimmel, sorgt für die Arbeiter, beaufsichtigt die Saat, das Jäten und die Ernten, baut die Kanus, wirft Hügel auf, stutzt die Bäume und setzt die Häuser instand? Der Krieg ist nur ein kleiner Bereich in einer großen Häuptlingsherrschaft. Die Priester, Schnitzer, Händler, Weber und all die anderen müssen ebenso ihre Arbeit tun, und viele von ihnen müssen wiederum von anderen unterhalten werden.«
    Neuntöter verzog das Gesicht. »Dann kann Kupferdonner also gar nicht alles verwirklichen, was er plant, jedenfalls nicht sofort.«
    Jaguar zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht mal, dass er es jemals verwirklichen kann. Das Gelände rings um die Salzwasserbucht ist nicht vergleichbar mit den großen fruchtbaren Gebieten im Binnenland. Dort erstrecken sich Maisfelder bis zum Horizont, und sie werden alle eifrig bearbeitet. In dem Gelände hier wechseln sich Bergkämme und steile Hänge ab. Der fruchtbare Boden ist in Ausdehnung und Tiefe begrenzt und schnell ausgelaugt. Die Täler sind oft sumpfig, stehen häufig unter Wasser. Nein, der Unterschied hier ist der, Häuptling, dass wir den größten Teil unserer Nahrung erst mühsam herbeischaffen müssen. Die Schlangenhäuptlinge haben zahllose Leute, die diese Aufgabe für sie erledigen. Sie verlassen sich nicht auf Fische, Hirsche, Nüsse, Muscheln und Krebse.
    Für sie bedeutet Mais Leben, und sie können eine ganze Menge davon anbauen.«
    »Dann brauchen wir die Geschichte vom Großen Tayac nicht allzu ernst zu nehmen?«
    »Ich bin nicht sicher.« Jaguar schaute düster in den Kürbis, den er wieder zur Hand genommen hatte.
    »Weißt du, es wäre sehr hübsch, wenn du ihn bemalen könntest. Vielleicht ein Bild mit einem Hirsch?«
    »Ich werde es mir überlegen. Was mich jetzt beunruhigt, ist, dass Wildkaninchen fortlaufen will, um Krieger des Großen Tayac zu werden.« Neuntöter stieß seinen Stock ins Feuer, drehte ihn in der Hand und sah zu, wie die Flammen das Ende versengten. »Jetzt will er das wiederholen, was er als Junge erlebt hat, nicht wahr? Versucht, kleinen Jungen zu imponieren, und will in ihnen den Wunsch wecken, so zu werden wie er.«
    »Ja, das glaube ich auch.« Jaguar warf einen Blick zu Rosenknospe hinüber, die das Essen bereitete.
    »Gibt es heute Abend wieder Kürbisbrei? Gestern war das Mahl einfach köstlich. Ich hätte bis zum Platzen davon essen können.«
    »Es fehlte nicht mehr viel.«
    Jaguar seufzte und achtete wieder auf das Feuer. »Wir haben, glaube ich, jetzt auf alle normalen Fragen normale Antworten bekommen. Es gibt eine Menge Leute, die ein Motiv für einen Mord an deiner Cousine hatten. Wilder Fuchs, weil Rote Schlinge vielleicht die Absicht hatte, seine Tändelei mit einem Mädchen, das ihm aus Altersgründen verboten war, aufzudecken. Weidenstumpf aus unerfüllter Liebe. Jagender Falke, weil der Tod des Mädchens sie aus einer gefährlichen Beziehung zu einem ehrgeizigen Blutsauger befreit hätte. Kupferdonner … na ja … auch er hätte viele Gründe.«
    »Und die Krieger des Mamanatowick? Amselflügel sollte die Heirat verhindern.«
    Jaguar kniff die Augen zusammen. »Ach, ich weiß nicht. Vielleicht … aber eigentlich … nein. Ich glaube, ich könnte es riechen, wenn er darin verwickelt wäre - aber ich rieche nichts.«
    »Du kannst dies leicht sagen, Ältester. Ich habe zu nahe und zu lange bei ihm gelebt.« Neuntöter blickte zum Ende des Raums hinüber, wo Rosenknospe letzte Hand ans Abendessen legte. »Du sollst wissen, Ältester, dass ich heute Abend zu meiner Frau nach Hause gehe. Ich lasse dich in den fähigen Händen von Rosenknospe zurück. Sie ist zwar in den Geheimnissen der

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