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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Pflanzen und deren Anwendung sicher nicht so beschlagen wie du, aber ich glaube, den Drang, dich zu vergiften, hat sie überwunden.«
    Jaguar hob zum Abschied eine Hand. »Nein, wirklich, Häuptling, ich glaube eher, sie hat mich mittlerweile ins Herz geschlossen. Also, keine Sorge! Du kannst mich mit gutem Gewissen zurücklassen. Im Gegensatz zu vielen anderen ungehobelten Widerlingen, die heutzutage ihr Unwesen treiben, respektiere ich das Heim und die Gastfreundschaft meines Gastgebers durchaus, und ich würde es nicht wagen, deiner Schwester unter den Rock zu gehen, es sei denn, sie würde mich ganz resolut dazu auffordern.«
    Neuntöter hatte sich noch nicht ganz aufgerichtet und hielt ungläubig und erschrocken mitten in der Bewegung inne.
    Mit mildem Ausdruck blickte Jaguar auf und versuchte, das Lächeln, das über seine Lippen zuckte, zu verbergen.

Fünf
    Mit kristallenen Litzen versilberte der Raureif jeden Grashalm, jedes Zweiglein und jedes Kraut.
    Dichter Nebel war von den wärmeren Wassern der Salzwasserbucht gekommen, wälzte sich den den Fischfluss hinauf, legte sich über die Felder und verfing sich in den Baumkronen. Jetzt hing er niedrig und tauchte Flache Perle in gespenstisches Grau.
    Jaguar ging an den Wächtern vorüber, die rings um den Platz mit dem rituellen Feuer aufgestellt waren, und konnte kaum über die Palisaden schauen. Die geschnitzten Gesichter wirkten so düster, als bedrücke der dichte Nebel auch ihren Geist. Er roch den Rauch der ewigen Feuer, die im Haus der Toten brannten. Blitzende Katze und Gestreifter Bär hatten sie bestückt.
    Jaguar war an diesem Morgen etwas unsicher auf den Beinen, in der feuchten Kälte schmerzten ihn die Gelenke, obwohl die Wärme der Feuer, die Rosenknospe unterhalten hatte, in seine Glieder gedrungen war. Beim Gehen hörte er die Schritte der wachsamen Sonnenmuschel hinter sich. Das Mädchen behielt, wie üblich, alles, was sich hinter seinem Rücken regte, im Auge.
    Ihm fehlte Neuntöters Gesellschaft. Der kleinwüchsige Häuptling hatte sich als wackerer Gefährte erwiesen - einsichtig, mit Sinn für Humor, in echter Sorge für sein Volk und klar erkennend, was der Tod von Rote Schlinge für seine Leute bedeutete.
    Um ehrlich zu sein, hatte ihn der Gesichtsausdruck des Häuptlings, als er zu seiner Frau ging, ergötzt.
    Die Befürchtung Neuntöters, ein so alter Klotz menschlichen Treibguts wie er könnte noch unter Rosenknospes Decke schlüpfen, hatte ihn überaus entzückt.
    Aus dem Nebel tauchte eine Gestalt auf, und es dauerte einen Augenblick, bis Jaguar Weidenstumpf erkannte. Der Jäger hielt den Kopf gesenkt, sein Gesichtsausdruck war sorgenvoll.
    Jaguar blieb stehen, und Weidenstumpf überrannte ihn beinahe, bevor er ihn mit großen Augen erkannte. »Ach, du bist es.«
    »Tut mir Leid, dich zu erschrecken. Du siehst aus, als hätte dein Clan dich enterbt.«
    Weidenstumpf blickte ihn mit offensichtlicher Abneigung an. »Immer noch hier, immer noch im Topf rührend, um zu sehen, was nach oben schwimmt?«
    »Immerhin habe ich dich gefunden.«
    »Ja. Und jetzt lass mich in Ruhe.«
    Weidenstumpf wollte weiter gehen, als Jaguar sagte: »Wenn du sie nicht getötet hast, dann erzähl mir doch, was du an jenem Morgen dort draußen getrieben hast. Ich finde es seltsam, dass du dir ausgerechnet diesen Morgen ausgesucht hast, um auf die Jagd zu gehen.«
    »Richtige Männer tun genau dies, Ältester. Wir jagen. Jemand muss etwas zu essen nach Hause bringen. Männer jagen und fischen. Es ist mir klar, dass du solches nicht nötig hast. Du gehst ins nächstbeste Haus, und dort tischt man dir auf. Aber manche von uns sind dauernd damit beschäftigt.«
    »Oh, auch ich hatte meinen Anteil an der Jagd. Sie ist eine gute Übung für den Krieg.« Jaguar betrachtete Weidenstumpf im Dämmerlicht. »Ja, sieh nur, du hast dir die linke Schädelseite geschoren.
    Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass du wie die Krieger des Großen Tayac aussehen willst.«
    Wieder fiel ein Bausteinchen. Aber - passte es auch wirklich an diesen Platz?
    »Wie ich mir das Haar schneide, ist allein meine Sache. Ich habe mein Huskanaw hinter mir. Mir sagt niemand, was ich zu tun habe.«
    »Ja, davon habe ich gehört.« Jaguar senkte die Stimme. »Und ich glaube, ich verstehe dich.«
    »Was verstehst du?« Weidenstumpf verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ein Leben ohne Eltern, im Clan herumgeschubst wie ein Korb Nüsse. Ein einsames Leben ist das, wenn man nie zu einer

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