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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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dämpfen.«
    »Und Muschelkamm? Wird sie sich nicht dagegen wehren?«
    »Nein. Ich werde es erst bekannt geben, wenn sie mit Kupferdonner abgezogen ist. Deine Stellung ist gefestigt. Wenn sich Kupferdonner und der Mamanatowick erst gegenseitig ausgeblutet haben, dann erklären wir das Verlöbnis von Springendes Kitz für ungültig, um ihr die Nachfolge zu sichern.«
    »Woraus schließt du, dass Muschelkamm dies hinnehmen wird?«
    »Nach Tagesanbruch werde ich ins Frauenhaus gehen und ihr erklären, dass sie mit Kupferdonner aufbrechen muss. Sie wird es hinnehmen, vor allem, wenn ich betone, dies sei das Beste für den Clan.«
    »Und wenn der alte Mann dir einen Strich durch deine Pläne macht? Über ihn kannst du nicht verfügen, Cousine.«
    Jagender Falke lächelte grimmig. »Nein, aber in seinem Fall wird uns Kupferdonner dienlich sein.«
    Gelbes Netz holte tief Luft. »Nicht jede von uns hat deinen Sinn für Macht und Herrschaft.«
    Die Flammen leckten an einem Eichenast, schwärzten das Holz und suchten auf der Rinde nach Angriffsstellen. »Dann solltest du diesen Sinn schleunigst entwickeln, Cousine. Du brauchst ihn, wenn du einen Clan anführst.«
    »Und die Härte des Herzens? Ist sie die Voraussetzung?« »Ja. Eine Weroansqua kann sich keine Gefühle leisten, Gelbes Netz. Diesen Teil in dir musst du abtöten. Alles andere kommt von selbst.«
    Am Morgen des dritten Tages brach der Nebel auf, Dunststreifen stiegen durch die Bäume und schwebten um die Langhäuser. Im ganzen Dorf duftete es nach schmackhaften Mahlzeiten. Die Menschen bereiteten sich auf die Sonnenwendfeiern vor.
    Schwarzer Dorn, Wilder Fuchs, Sonnenmuschel und zwei Kanus mit Kriegern erreichten Flache Perle, als die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Neuntöter hatte die Rufe der Wächter gehört und hastig nach Bogen, Keule und Köcher gegriffen, bevor er zu den Palisaden eilte.
    Die langen schwarzen Kanus glitten durch das Wasser und schoben sich zum Anlegesteg. Der Weroanzi war bewundernswert schnell vorwärts gekommen.
    Am Steg stützte sich Neuntöter auf den Stiel seiner Keule, die er auf den Sand gestellt hatte. Fliegende Fischreuse erschien neben ihm und sagte: »Häuptling, die Weroansqua möchte, dass du den Weroanzi in ihr Großhaus geleitest. Dort wird sie ihn bewirten und ihn unterhalten, bevor du und Jaguar mit ihm sprechen.«
    »Gut. Inzwischen schickst du zwei Späher aus. Sie sollen die Pfade, die ins Dorf führen, überwachen.
    Wenn hier etwas misslingt, dann wollen wir nicht aus dem Hinterhalt überfallen werden.«
    »Ja, Häuptling.« Fliegende Fischreuse lief zu seinen Spähern.
    Die schweren Kanus wurden ans Ufer gezogen; die Leute drängten sich schweigend und mit ausdruckslosen Gesichtern vor den Palisaden, um zuzuschauen. Alle beobachteten aufmerksam, wie der Weroanzi näher kam. Er trug einen Umhang aus bemalten Ammerfedern, die im Sonnenlicht schimmerten. In der rechten Hand trug er seine Keule, der verwundete linke Arm war noch immer verbunden.
    Hinter ihm ging Wilder Fuchs mit schnellen, nervösen Schritten. Daneben lief Sonnenmuschel, das runde Gesicht starr wie eine Maske. Schwarzer Dorns Krieger stellten sich hintereinander in einer Reihe auf, um ihrem Häuptling zu folgen. Der abweisende Empfang entging ihnen nicht.
    Neuntöter holte tief Luft. Dann trat er vor und hob eine Hand in der zeitlosen Geste freundschaftlichen Grußes.
    »Ich grüße dich, großer Weroanzi. Willkommen im Land der Flachen Perle. Die Weroansqua Jagender Falke, Ehrwürdige Mutter des Grünstein-Clans, lädt dich zum Essen und bittet dich, unsere Gastlichkeit und Freundschaft anzunehmen.«
    Schwarzer Dorn trat vor Neuntöter und blickte ihm ins Gesicht. Hinter seinen schwarzen Augen drängten sich zehnmal zehnmal zehn Fragen. Neuntöter zwang sich mit aller Kraft, diesen Blick unbewegt zu erwidern. Jaguars Falle war aufgestellt, aber niemand wusste, wer am Ende ihr Opfer würde.
    »Führe uns, Kriegshäuptling.« Schwarzer Dorn verbeugte sich kurz. »Der Weroanzi von Drei Myrten, sein Sohn und seine Krieger nehmen das Freundschaftsangebot der Weroansqua an.« Er blickte zu der wartenden Menge hinüber, schenkte ihr ein eisiges Lächeln und erlaubte Neuntöter, ihn an den Posten am Einlass vorbeizuführen. Hinter ihm marschierten seine Krieger dicht aufgeschlossen und blickten unsicher auf Neuntöters Männer.
    Sonnenmuschel fing Neuntöters Blick auf und hob fragend eine Braue. Mit den Lippen bildete er die Wörter »Haus der Toten«.

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