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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Augenblick: Könntest du ehrlich sein?«
    Neuntöter neigte den Kopf zur Seite. »Warum sollte ich?«
    »Warum nicht? Oder kann es sein, dass du weißt, wer Rote Schlinge getötet hat - und dass es nicht Wilder Fuchs war? Hm?«
    »Wie kommst du darauf? Das ist doch … das ist…« Neuntöters Proteste erstarben, als er in die Augen des Alten blickte, der ihn unverwandt anschaute. In diesem Augenblick gewann er unwillkürlich und widerwillig Respekt vor diesem Mann. »Nun gut. Du bist tatsächlich ein Zauberer. Du liest in der Seele der Menschen, nicht wahr?«
    Jaguar zuckte die Achseln. »Ach, ich kenne dich, Neuntöter.
    Du hast dich verraten, als du dich nicht davongemacht hast, kaum dass du deine Kanus wieder hattest.
    Wärst du der Mörder - oder hättest du den Mörder schützen wollen -, dann wärst du schneller auf und davon gewesen als eine Aufgeschreckte Ente. Weil du genau gewusst hättest, dass du Wilder Fuchs nicht fangen kannst.«
    Neuntöter dachte lange über die Worte des Alten nach. »Vielleicht bin ich einfach ein schlauer Mörder, der will, dass du genau das denkst.«
    »Warum?« Jaguar legte die Hände aneinander. »Was spielt es für eine Rolle, was ich denke?«
    »Es spielt keine … ich …« Neuntöter hielt inne. »Du bist sehr gerissen, Zauberer.«
    »Also, können wir jetzt ehrlich zueinander sein, du und ich? Deine Antwort wird uns verraten, ob du wirklich wissen willst, was mit Rote Schlinge geschehen ist.«
    »Ich könnte behaupten, dass ich ehrlich bin, und trotzdem lügen.«
    »Das könntest du. Aber wirst du es tun?«
    Neuntöter lachte leise und klopfte mit dem Zweig auf den Boden. »Also gut, Zauberer, in diesem Augenblick will ich ehrlich zu dir sein.«
    »Wenn wir wirklich ehrlich miteinander sein wollen, dann stört es mich, dass man mich einen Zauberer nennt. Ich kenne einige, und ich habe nichts mit ihnen gemein. Um ein Nachtwanderer zu werden, muss man einen sehr hohen Preis zahlen. Aber erstens bin ich nicht bereit, so viel von mir aufzugeben, und zweitens begehre ich nichts von dem, was die meisten Zauberer haben wollen. Der Besitz von Menschenseelen ist eine bedrückende und recht grausige Sache.«
    »Warum?«
    »Sag, Häuptling, warum sollte jemand, der bei Verstand ist, sich wünschen, eine Menschenseele in einem Krug zu verschließen und dort aufzubewahren. Was geschieht, wenn sie sich befreit und in deine eigene eindringt? Ich weiß nicht, wie es mit dir ist, aber ich habe mit mir selbst genug zu tun. Ich verzichte gern auf die Gesellschaft von fremden Seelen.«
    Neuntöter musste unwillkürlich lächeln. »Von dieser Seite habe ich die Dinge noch nie betrachtet.«
    »Ja, sicher nicht. Kaum jemand ist dazu in der Lage.« Jaguar machte eine Pause. »Glaubst du wirklich, dass Wilder Fuchs das Mädchen getötet hat?«
    Neuntöter zuckte die Achseln. »Er war oben am Hang. Sie war davongelaufen, um ihn zu treffen. Wer könnte sonst der Mörder sein?«
    »Ich höre keine Überzeugung in deiner Stimme, Häuptling.«
    »Was weißt du über die Ereignisse an jenem Morgen?«
    »Ich werde dir alles sagen, was Wilder Fuchs mir berichtet hat.« Jaguar wiederholte die Geschichte von Wilder Fuchs. Er schloss mit den Worten: »Um die Wahrheit zu sagen: Ich bin keineswegs sicher, dass er sie nicht getötet hat.«
    Sonnenmuschel warf einen entsetzten Blick auf Jaguar. Als hätte der Alte Augen im Hinterkopf, sagte er: »Ich bin wegen Sonnenmuschel hergekommen. Für sie will ich die Wahrheit herausfinden. Ich werde die Untersuchung vorantreiben, wohin sie uns auch führen mag. Im Augenblick vertraue ich darauf, dass Wilder Fuchs Rote Schlinge nicht getötet hat.«
    »Er lief davon«, wandte Neuntöter ein.
    »Er ist kaum mehr als ein Junge, mannbar oder nicht. Er geriet in Panik und verlor die Fassung. Er war ja schon in Schwierigkeiten, weil er das Mädchen zur gemeinsamen Flucht überredet hatte. Er war deswegen bereits bis zu den Hüften im Treibsand versunken, und als er die Leiche des Mädchens fand, wusste er nicht ein noch aus. Er konnte nicht klar denken.«
    Neuntöter rutschte unruhig hin und her. »Irgendetwas war von Anfang an merkwürdig«, gab er schließlich zu. Er berichtete von den Ereignissen seit Rote Schlinges Verschwinden: von der hastigen Suche, von Kupferdonners offensichtlicher Gleichgültigkeit, von der Meldung von Springendes Kitz über Amselflügels Krieger und ihrer Umzingelung.
    »Weidenstumpf, ein junger Jäger, hatte die Leiche gefunden und den Vorfall

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