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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Anschuldigungen gegen Wilder Fuchs zu untersuchen. Wenn du kein Interesse an dieser Untersuchung hast, kehre ich gern auf meine Insel zurück. Schwarzer Dorn kann dann tun, was immer ihm beliebt.«
    Neuntöter zögerte und reichte schließlich seinen Bogen einem Krieger, der unter den Bäumen hervortrat. Wachsam ging der Häuptling auf den Zauberer zu.
    Jaguar wartete mit gekreuzten Armen, und sein Fuß klopfte ins nasse Gras. Neuntöter blieb fünf Schritte vor ihm stehen, die Hände zu Fäusten geballt. Die starken Muskeln an seinen Unterarmen schwollen an und zuckten. Sein durchdringender Blick traf auf Wilder Fuchs, dann auf Schwarzer Dorn, streifte Sonnenmuschel und schwenkte daraufhin zum Jaguar. »Du bist also der berühmte Nachtwanderer? Ich habe noch nie einen Zauberer gesehen.«
    »Ho!«, schnaubte Jaguar. »Zauberer, das ist etwas für Einfaltspinsel. Ich selbst, ich habe nie an Zauberer geglaubt. An Männer und Frauen, die Macht besitzen, ja! Aber Zauberer und Hexen, Häuptling …« - Jaguar klopfte sich mit einem Finger an die Schläfe -,»… die existieren nur hier drinnen. Sie sind Auswüchse eurer Fantasie.«
    Jaguar warf einen Blick auf Schwarzer Dorn, der Neuntöter böse ansah. Der Weroanzi hatte den verwundeten Arm unter sein Hemd gesteckt; er war bleich und offenbar so schwach auf den Beinen, als könnte ihn die kleinste Brise zu Boden werfen.
    »Auswüchse der Fantasie?«, fragte Neuntöter zweifelnd.
    »Die Fantasie hat ihre eigene Macht, Häuptling. Sie hat die Macht, größeren Schrecken zu verbreiten als alle deine Krieger mit ihren Bogen und Keulen zusammen.«
    »Dummes Geschwätz! Was suchst du hier, Zauberer? Was hast du vor mit diesem hinterlistigen Hund?«, fragte Schwarzer Dorn wütend und starrte mit funkelnden Augen auf Neuntöter.
    Jaguar zog den unsicheren Wilder Fuchs nach vorn. »Dieser junge Krieger ist des Mordes angeklagt.
    Die junge Rote Schlinge ist tot. Sonnenmuschel kam zu mir und berichtete, dass die Unabhängigen Dörfer auseinander zu brechen drohen wie ein ungebrannter Topf im Sturm. Und jetzt komme ich her und sehe, dass ihre Worte viel Wahrheit enthielten. Soviel ich weiß, sind Drei Myrten und Flache Perle der Kern des Bundes, der die Unabhängigen Dörfer vor dem Zugriff des Mamanatowick schützt.«
    »Was geht das dich an, Zauberer?« Neuntöter verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Das Schicksal der Unabhängigen Dörfer?« Jaguar zuckte die Achseln. »Interessiert mich nicht. Selbst wenn der Mamanatowick euch alle ergreift, ist mir das vollkommen gleichgültig. Die Sonne wird weiterhin im Osten aufgehen, über den Himmel wandern und im Westen untergehen. Schnee wird kommen, und anschließend wird die Saat ausgebracht werden. Der Sommer wird die Pflanzen nähren, und die Früchte werden geerntet werden. Die Blätter werden sich verfärben und von den Bäumen fallen, und wieder wird der Winter ins Land ziehen. Und die Menschen werden geboren werden und wachsen und leben und sterben.«
    »Aber nicht unsere Clans«, fügte Schwarzer Dorn hinzu. »Und wenn dir dies alles gleichgültig ist, was willst du dann hier?«
    Jaguar wies auf Sonnenmuschel. »Dieses Mädchen, Sonnenmuschel, ist davon überzeugt, dass Wilder Fuchs Rote Schlinge nicht ermordet hat. Vielleicht bin ich ihretwegen hier.« Er machte eine Pause und lächelte. »Oder vielleicht bin ich neugierig und frage mich, wer Rote Schlinge tatsächlich getötet hat.«
    »Und wenn es doch Wilder Fuchs war?«, begehrte Neuntöter zu wissen. »Was dann, Zauberer?«
    Jaguar verengte seine Augen zu Schlitzen und wandte sich an Wilder Fuchs, der erbebte. Der junge Mann war nach vorn getreten und stand nun hinter Sonnenmuschel. Sein schönes Gesicht war vor Qual verzerrt.
    »Oh, wenn ich feststelle, dass er Rote Schlinge doch getötet hat - und das heißt: mich angelogen hat -, dann wird er sich wünschen, er hätte sich gleich von dir fangen lassen, Häuptling.«

Elf
    Neuntöter hatte seine Krieger angewiesen, ihr Lager in dem kleinen Hain aufzuschlagen, der beinahe zur Todesfalle geworden wäre. Durch die kahlen Zweige waren die dahineilenden grauen Wolken zu sehen. Verstimmt und nachdenklich starrte er ins Feuer. Der Geruch nach gekochtem Mais, Eicheln und Fischbrühe stieg aus den Kochtöpfen, die seine Krieger nun überwachten. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie solch schnelle Wendungen des Schicksals erlebt.
    Am Morgen hatte er den gewagtesten und kühnsten Überfall erfolgreich durchführen sollen,

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