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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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bewaffneten Kriegern vorbei, die sich gegen die Kälte in Decken gewickelt hatten. Jaguar entgingen die Abwehrzeichen nicht, die sie mit ihren Fingern machten. Das ernüchterte ihn. Möge Ohona mir beistehen, wenn jemand unvermittelt krank wird und tot umfällt oder wenn einer einen Hirsch ohne Herz oder Leber erlegt.
    Die Menschen verloren Sinn und Verstand und neigten zu unbeschreiblichen Gewaltausbrüchen, wenn sie irgendwo Zauberei oder Hexenwerk vermuteten.
    Der muskulöse Krieger namens Riesenbrüller hielt sie am Dorfeingang auf. »Was ist dein Begehr, Jaguar?« Die Augen des Mannes schienen zu glühen; er hielt sicheren Abstand.
    »Ich bin gekommen, um mit Schwarzer Dorn zu sprechen, mit dem Weroanzi von Drei Myrten.«
    »Hier entlang. Aber ich warne dich! Beim kleinsten Hinweis auf eine Bedrohung werde ich eingreifen, um meinen Häuptling und mein Dorf zu beschützen.«
    »Nichts anderes erwarte ich von einem pflichtbewussten Krieger«, sagte Jaguar zustimmend.
    Riesenbrüller warf einen Blick auf Sonnenmuschel. »Und was hast du hierbei zu tun, Mädchen?«
    Ungerührt und mit steinernem Gesichtsausdruck erwiderte sie: »Ich gehöre Jaguar, und was er mir befiehlt, das tue ich.«
    Riesenbrüller verfehlte beinahe die Stufe und fragte fassungslos: »Du gehörst…«
    »Ja«, antwortete Sonnenmuschel sanft. »Ich habe ihm meine Seele gegeben. Aber es geschah nicht durch Hexerei, Riesenbrüller. Es war mein eigener freier Entschluss. Ich diene Jaguar mit meinem Leben. Ist das klar?«
    Riesenbrüller schluckte schwer und nickte; er führte sie hastig an den mit Schilf gedeckten Häusern vorbei, über den Platz mit der großen Feuergrube und an den Wächterpfählen vor dem Haus der Toten vorbei zum Großen Haus mit dem hoch gezogenen Dach, das Schwarzer Dolch gehörte.
    »Einen Augenblick, bitte«, sagte Riesenbrüller und winkte ihnen, stehen zu bleiben. »Ich melde euch beim Weroanzi an.«
    Er trat geduckt durch den Türvorhang in das Haus und ließ sie in der abendlichen Kälte stehen.
    Jaguar sagte: »Wäre ich wirklich ein Zauberer, dann nähme ich die Gelegenheit wahr und verwandelte mich in eine Eule, um hier alles zu verwüsten. Welche Unfähigkeit! Lässt gefährliche Unholde wie uns hier allein, die jedes Unheil anrichten könnten.«
    »Ältester, Riesenbrüller genießt als Kämpfer großen Respekt. Von seinem Denkvermögen hält niemand etwas.«
    »Jetzt weiß ich, warum.«
    In diesem Augenblick tauchte Riesenbrüller im Dunkel auf, hielt den Vorhang auf und winkte ihnen einzutreten.
    Jaguar trat geduckt ins warme Innere und hielt inne, überrascht von der rauchigen Ausdünstung menschlicher Leiber, dem Duft einer zubereiteten Mahlzeit und dem Geruch von Tabak und Mais, der von den Dachpfosten herabhing. Erinnerungen fluteten durch seine Seele: die Kindheit in solch einem Haus, Geräusche des Bratens und Kochens, Fadenspiele, Gelächter und Geschichten, die jemand erzählte. Er sah seinen Onkel vor sich, der sich auf die Schenkel schlug und die wilde Geschichte zum Besten gab, als er versucht hatte, einen Hai vom Kanu aus zu töten, mit nur einem Paddel als Waffe.
    Sein eigenes kleines Haus auf der Insel hatte nicht solche Gerüche und weckte keine Erinnerungen.
    Wenn dort überhaupt etwas roch, dann war es das schimmelige Schilfdach.
    Nein, hier roch es nach Menschen. Dies war ein Ort, wo viele von ihnen lebten und nicht nur ein alter Einsiedler mit dem Ruf, ein Hexenmeister zu sein.
    Wie lange bist du nicht mehr in einem Langhaus gewesen?
    Die Frage rüttelte ihn auf. Waren es zehn und zwei oder zehn und drei Blätterblüten her?
    Sonnenmuschel fragte: »Ältester, geht es dir gut?«
    Jaguar blinzelte und bemerkte, dass die Leute ihn ängstlich anstarrten. Er holte tief Luft. Bedauernd schüttelte er die Erinnerungen ab und schritt über die Matten zum Feuer, wo Schwarzer Dorn wartete.
    Wilder Fuchs saß zu seiner Rechten. An der Seitenwand drängten sich drei Frauen - sie waren wie Sklavinnen gekleidet - neben den Schlafbänken zusammen und blickten ihn erschrocken und gleichzeitig wachsam an. Eine von ihnen, eine ältere Frau mit grauem Haar und einer großen Brandnarbe auf der Wange, beobachtete ihn zuerst mit zusammengekniffenen Augen. Plötzlich jedoch riss sie die Augen auf, als hätte sie den Panther erkannt. Aber als er zu ihr hinüberblickte und versuchte, sich zu erinnern, wandte sie sich hastig ab.
    »Willkommen, Ältester«, sagte Schwarzer Dorn und deutete mit dem gesunden Arm auf die

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