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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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schwören?«
    »Ältester, was du soeben über Wilder Fuchs gesagt hast … du glaubst doch nicht wirklich, dass er Rote Schlinge getötet hat, oder?«
    Oh, die schlichte Unschuld, die aus diesem Mädchen sprach. »Ich habe Neuntöter die Wahrheit gesagt.
    Ich werde diese Spur verfolgen, wohin sie mich auch fuhrt. Ich habe nicht versprochen, an Wilder Fuchs' Unschuld zu glauben. Wenn er unschuldig ist, dann werde ich mein Bestes tun, um es zu beweisen. Wenn ich herausfinde, dass er sie getötet hat … wie sehr du deinen Freund auch liebst …
    dann wird er für seine Untat büßen. Oder bist du da anderer Meinung?«
    Stirnrunzelnd blickte Sonnenmuschel zu Boden. »Wahrscheinlich nicht, Ältester.«
    »Wahrscheinlich nicht? Mein liebes Mädchen, es gibt drei Arten von Menschen auf der Welt: solche, die herausragend sind, solche, die mittelmäßig sind und diejenigen, die wahrhaftig hoffnungslose Fälle sind. Zu mir gekommen bist du mit dem Geist einer Herausragenden. Und jetzt höre ich dich murmeln: › Wahrscheinlich nicht‹!«
    Sonnenmuschel schlurfte über das Tabakfeld. »Ich frage mich selbst, was ich machen soll, wenn Wilder Fuchs sie wirklich getötet hat, das ist alles.«
    Jaguar warf ihr einen schnellen Blick zu. »Und wie hast du dich entschieden?«
    »Ältester, ich liebe ihn. Ich könnte nicht zuschauen, wie ihm jemand Arme und Beine bricht und ihn kopfüber auf den Scheiterhaufen wirft. Ich …«
    »Alles hat seinen Preis, Sonnenmuschel. Wir müssen alle für unsere Fehler bezahlen, auch Wilder Fuchs, wenn er diese junge Frau tatsächlich getötet hat. Du selbst hast dies bereits erfahren, als du auf meine Insel gekommen bist und dich in meine Gewalt begeben hast. Sag mir. Wenn es anders herum gekommen wäre … wenn man dich beschuldigt hätte, glaubst du, Wilder Fuchs hätte so gehandelt wie du?«
    »Das würde ich gern glauben.«
    »Pah! Das würdest du gern glauben? Gern glauben? Was ist das für ein Geschwätz. Es klingt wie das kindliche Geplapper, mit dem die Menschen sich gemeinhin gegenseitig zum Narren halten.«
    Sonnenmuschel atmete hörbar aus. »Du hältst nicht viel von Wilder Fuchs, Ältester?«
    Jaguar blieb vor dem Einlass in den Palisaden stehen. »Nein, Sonnenmuschel, ich halte nicht viel von ihm. Obwohl sein Vater der Weroanzi von Drei Myrten ist, obwohl er aus einem mächtigen Clan stammt, wird er doch immer einer von den Mittelmäßigen sein, einer, der Angst hat, den entscheidenden Schritt zu tun, den Schritt, der ihn zu einem der Herausragenden machen würde. Er wird immer ein Mann ohne Bindung, ohne Hingabe sein, ohne den Funken in seiner Seele, der ihn zu einem großen Führer machen würde. Im Gegensatz zu dir würde er nicht den Preis zahlen, den man zahlen muss, um herausragend zu sein.«
    Sonnenmuschel runzelte die Stirn und tastete über ihre Keule. »Ich verstehe nicht, Ältester. Er hat ein großes Wagnis auf sich genommen, als er Rote Schlinge bat, mit ihm davonzulaufen. Er war bereit, alles für sie aufzugeben. Das ist doch ein hoher Preis, nicht wahr?«
    Jaguar zupfte an der lockeren Haut unter seinem Kinn. »Sonnenmuschel, angenommen, du wärst in seiner Lage gewesen, du hättest deinen Liebsten gebeten, mit dir fortzulaufen, und dann findest du ihn, tot, soeben ermordet, oben auf dem Hang. Was würdest du zuerst tun? Denk nach, bevor du etwas sagst. Sei jetzt ehrlich, mir und auch dir selbst gegenüber.«
    »Ich habe schon darüber nachgedacht, Ältester«, antwortete Sonnenmuschel. »Aber ich weiß es wirklich nicht. Ich glaube, wenn ich mich nicht so furchtbar erschrocken hätte wie Wilder Fuchs, dann hätte ich wahrscheinlich … aber hinterher darüber zu sprechen, ist ohnehin etwas ganz anderes.«
    »Ah, wie weise! Sehr gut, Sonnenmuschel. Aber ich möchte trotzdem wetten, selbst wenn du entsetzt fortgelaufen wärst was ich bezweifle -, dann wärst du alsbald umgekehrt, hättest dich zu deiner Verantwortung bekannt und die Folgen auf dich genommen.«
    »Ich hoffe, dass du Recht hast, Ältester.«
    »Das hoffe ich auch, denn wenn nicht - dann hätte ich schon mehr über die Menschen und ihr Verhalten vergessen, als ich dachte. Und jetzt komm! Wir wollen uns nun mit Schwarzer Dorn beschäftigen.«
    Sie betraten Drei Myrten durch die enge Schleuse zwischen den Palisaden. Durch die Lücken zwischen den Pfählen konnte man, ohne selbst ein allzu großes Risiko einzugehen, die ungeschützten Angreifer mit Pfeilen beschießen. Auf ihrem Weg kamen sie an vier

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