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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Dieser Geist kam in der Gestalt eines Jungen zu mir. Ein kleiner Junge mit leuchtenden gelben Augen.«
    »Ein…Junge, sagst du?« Zaunkönig schloss die Finger fester um den Wasserbeutel. »Hatte er überall Schnittwunden? Aus denen er blutete?«
    Polterer fuhr abrupt herum und starrte sie an. »Du kennst ihn? War das etwa dein Geisterhelfer, Zaunkönig?«
    Nur zu deutlich sah sie die Gedanken, die hinter seinen schwarzen Augen aufstiegen, bedrohlich wie die verheerenden Gewitterwolken am nördlichen Himmel. Wenn der Blutende Junge tatsächlich ihr Geisterhelfer war und Polterer absichtlich irregeführt hatte, so dass Springender Dachs das Buntfelsendorf überfallen und niedermetzeln konnte, dann bedeutete das für ihn, dass er ihr eigentlich nicht mehr trauen durfte.
    »Ich habe keinen Geisterhelfer, Polterer«, erwiderte sie. »Ich habe auch noch nie eine Vision gesucht. Meine Großmutter meint, dazu sei ich noch zu jung.«
    Polterer neigte den Kopf ein wenig zur Seite und musterte sie mit einem Auge. »Woher kennst du dann diesen Jungen?«
    »Ich werde es dir erzählen«, sagte sie und zuckte mit den Schultern. »Ich begegnete ihm am Abend vor der Ratsversammlung, als das Urteil über dich gesprochen wurde. Ich war unten am Pipe Stern Lake, um die Wasserbeutel aufzufüllen, und da hörte ich plötzlich jemanden lachen. Als ich mich umdrehte, da stand der Junge vor mir.« Die Erinnerung daran jagte ihr auch jetzt noch eisige Schauer über den Rücken.
    »Hat er etwas zu dir gesagt?«
    »Ja, das hat er«, antwortete sie, aufgeregt nickend. »Aber ich habe nicht begriffen, was er damit meinte. Er hat mich gefragt, ob ich wüsste, warum Geister Häuser bauen.«
    »Geister leben doch nicht in Häusern, Zaunkönig. Zumindest nicht auf der Erde. Sie wohnen in den glitzernden Hütten in der Welt-über-dem-Himmel, aber …«
    »Das habe ich ihm auch erklärt, aber der Blutende Junge bestand darauf, dass sie Häuser bauen, weil sie sich vor uns fürchten. Und dass sie wüssten, dass sie nicht genügend blitzende Pfeile besitzen. Dann sagte er noch, dass unsere Welt zu Ende gehen würde und dass ich diese Häuser mit eigenen Augen sehen müsste …«
    »Hat er dir auch verraten, wo diese Häuser stehen?«, warf Polterer ein und malte mit den Handschuhe eine Spirale in den Sand.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber er hat mich aufgefordert, mit ihm zu kommen und mir erklärt, dass er es nicht allein tun könne.«
    »Was denn?«
    »Die Menschen warnen.« Sie schnürte den Wasserbeutel zu und befestigte ihn wieder an ihrem Gürtel. »Ich habe ihm daraufhin klipp und klar gesagt, dass ich mit ihm nirgendwohin ginge, sondern schnurstracks nach Hause. Und dann hat er mir erst richtig Angst eingejagt, Polterer. Er sagte, es täte ihm sehr Leid, aber es gäbe jetzt kein Zurück mehr. Seine Worte waren: ›Du wirst mit mir kommen. Die Macht hat es so entschiedene«
    Polterers Blick irrte ziellos umher, blieb an Felsen haften, an Bäumen, studierte die Spuren, die der Puma hinterlassen hatte. Nach einer kurzen Pause meinte er nur: »Die Wege der Geister sind mitunter sehr sonderbar.«
    »Dann verstehst du das Ganze auch nicht, wie?«
    »So ist es.«
    Zaunkönig verhakte die Beine an den Knöcheln und ließ sie über dem Abgrund hin und her schwingen, während sie über die Geister nachdachte und sich fragte, ob sie sich vielleicht schon auf der Reise befand, auf die der Junge sie hatte mitnehmen wollen, dies aber nur nicht wusste. Eine Vorstellung, die ihr überhaupt nicht behagte.
    »Polterer, ich habe mir gerade überlegt, was wir tun könnten, wenn das hier vorbei ist. Könntest du dir vorstellen, Händler zu werden? Wir beide? Dann könnten wir fremde Länder kennen lernen. Ich habe einmal einen Händler erzählen hören, dass es im Westen Völker gibt, die Hügel errichten und darauf ihre Häuser bauen. Und noch weiter westlich von hier bauen die Menschen angeblich Häuser aus Stein, eines über dem anderen, riesige Steinpaläste, die bis in den Himmel reichen.« Zaunkönig drehte den Kopf und sah, dass Polterer sie mit so viel Hoffnung und Liebe im Blick anstarrte, dass ihr der Anblick fast weh tat. »Was meinst du, Polterer, wäre das nicht lustig? Wir beide als Händler?« Er lächelte sie an. »Ja, das würde mir gefallen.«
    Zaunkönig legte den Arm um seine schmalen Schultern. »Händler müssen aber mächtige Geisterhelfer besitzen. Du hast ja schon einen, aber ich werde auch einen brauchen. Mein Onkel Blauer Rabe hat

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