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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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schloss Gefleckter Frosch seine Finger fester um die Hand von Junger Hündin. »Sprich weiter. Wie hat sich das zugetragen?«
    Maishülse drehte verdrossen seine Trinkschale um und ließ sie Leertropfen. Er hatte hier einen Klan des Schildkrötenvolkes vor sich und konnte darauf hoffen, dass seine Wort nicht bis in ein Bärendorf dringen würden. »Sie kamen ins Wandererdorf, um das Falschgesicht-Kind zu retten, doch Blauer Rabe und Kleiner Zaunkönig waren bereits mit dem Jungen geflohen, und Springender Dachs hatte sich auf die Suche nach ihnen gemacht. Unter größtem Risiko für mein eigenes Leben stahl ich mich aus dem Dorf und eilte Silberner Sperling und Aschenmond entgegen, um sie zu warnen, sodass sie noch rechtzeitig fliehen konnten, ehe man sie entdeckt und mit Sicherheit umgebracht hätte. Silberner Sperling kochte vor Wut!« Maishülse schwang die Fäuste in der Luft, um Sperlings Gefühlsausbruch zu demonstrieren. »Ich rannte wieder zurück ins Wandererdorf, doch kurz darauf brach dieser furchtbare Sturm über das Dorf und seine Umgebung herein. Bäume wurden aus der Erde gerissen und flogen wie Strohhalme durch die Luft. Die Langhäuser platzten auf wie Eierschalen, von den Rindenwänden blieben nur Fetzen übrig. Die dicken Dachbalken schlugen Purzelbäume auf dem Versammlungsplatz.«
    »Blieb jemand am Leben?«, flüsterte Gefleckter Frosch mit bebender Stimme. »Oder sind alle umgekommen?«
    »Nicht ein Langhaus blieb stehen«, berichtete Maishülse. »Die meisten der Alten haben das Unwetter nicht überlebt. Kinder irrten in den Ruinen umher, riefen verzweifelt nach ihren Eltern, Tanten und Onkeln. Ich habe noch nie etwas so Schreckliches gesehen, Gefleckter Frosch. Anführerin Siebenstern wurde von umherfliegenden Holzbalken zweigeteilt. Sumpfbohne und Perlenfarn starben unter den Trümmern ihres einstürzenden Hauses. Ich weiß, dass das Schildkrötenvolk nicht an die Macht von Silberner Sperling glaubt, aber was sonst hätte eine derartige Verwüstung verursachen können?« Er schüttelte den Kopf. »Du hättest nicht mehr daran gezweifelt, wenn du dort gewesen wärst; wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe Dann wärest auch du davon überzeugt, dass Silberner Sperling fähig ist, die ganze Welt zu zerstören!«
    »Zaunkönig?«, rief Polterer. »Der Pfad hört hier auf. Sei vorsichtig!«
    »Ja, bin ich!«, rief sie zurück, während sie sich mit dem Rücken dicht an den beinahe senkrecht aufragenden Granitfelsen drückte und sich Schritt für Schritt daran vorbeischob. Der Pfad, der jetzt nur noch knapp zwei Hand breit war, schlängelte sich zwischen dem Fuß der Felswand und einem steil abfallenden Geröllabhang entlang, an dessen unterem Ende ein kleiner Teich lag, über dem sich graue Nebelschwaden ringelten. Großvater Tagbringer hielt sich noch versteckt, doch seine ersten rubinroten Strahlen waren schon über den Horizont geklettert und überzogen den Himmel mit einem rosaroten Hauch.
    Konzentriert setzte Zaunkönig einen Fuß vor den anderen. Die Fährte eines Pumas markierte den sandigen Pfad, eines großen Pumas, wie sie an den Abdrücken der Pfoten feststellte, die doppelt so groß wie ihre Handteller waren. Polterers Vision folgend, bewegten sie sich auf Wildpfaden voran, doch wie sich herausstellte, waren diese Pfade weitaus schwieriger zu bewältigen, als sie erwartet hatten. Oft versperrten ihnen große Felsbrocken den Weg, die sie zwangen, durch schmale Spalten zu kriechen oder über unwegsame Geröllhänge auszuweichen. Zaunkönig hatte sich die Knie ihrer Lederleggins durchgescheuert, als sie zuletzt auf allen Vieren über einen dieser abschüssigen Hänge gerutscht war. Das blaue Leder war von den Knien bis zum Saum mit dunklen Blutflecken gesprenkelt.
    Als sie sich näher an die Felskante heranschob, wo der der Hang jäh abfiel, entdeckte sie Polterer, der etwa fünfzig Hand unterhalb der Kante auf einem Felsvorsprung hockte und in die Tiefe spähte. Ohnehin nur halb so groß wie sie, wirkte er jetzt von ihrem erhöhten Standort aus noch winziger, mit den kurzen Armen und Beinen, die wie Stummel von seinem Körper abstanden. Das kinnlange Haar wehte ihm ins Gesicht. Sie hatte von seinem alten schwarzen Hemd den Saum abgerissen, die Stoffstreifen in einem Aufguss aus Fichtennadeln ausgewaschen und damit seine Hände verbunden. Anschließend hatte ihm ihre Handschuhe, die bei ihm bis über die Ellbogen reichten, über die Bandagen gezogen, um die Wunden vor der Kälte

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