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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gibt es, alte Frau? Warum bleibst du stehen, so kurz vor unserem Ziel?«
    Sie sah zu ihm hoch, betrachtete seinen langen schwarzen Zopf und die Narbe, die quer über seine Kehle lief. An seinem Biberfellmantel hingen vertrocknete Blätter und Fichtennadeln.
    »Ich glaubte, einen Ruf gehört zu haben.« Die Augen von Springender Dachs verengten sich zu Schlitzen. »Was für einen Ruf? Den Ruf eines Mannes? Eines Kindes? Einer Frau?« Aschenmond schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, es war die Stimme eines Mannes.« »Die deines ehemaligen Liebhabers?«
    »Ich kann wirklich nicht sagen, wem die Stimme gehörte, Kriegsführer. Ich kann nicht einmal mit Gewissheit behaupten, dass es eine menschliche Stimme war…, aber ich glaube schon.« »Dann müssen wir auf der Hut sein. Wir wollen unsere Beute doch nicht verschrecken.«
    Er wandte sich zu seinen Kriegern um und sagte leise: »Die meisten von euch kennen diesen Ort. Verteilt euch. Kreist das Dorf ein wie beim letzten Mal. Das sollte nicht länger als zwei oder drei Hand Zeit erfordern, was bedeutet, dass es bereits dunkel sein wird, wenn wir schließlich Aufstellung genommen haben. Es wird erst angegriffen, wenn ihr mein Kommando hört« - er ahmte den Ruf des Nachtfalken nach - »piuh, piuh. Es steht euch frei, das niederträchtige Falschgesicht-Kind zu töten, doch die anderen liefert ihr mir lebendig aus.«
    Springender Dachs übernahm die Führung und die Krieger folgten ihm den Hügel hinab. Auf sein Zeichen hin teilte sich die Truppe, eine Hälfte der Krieger bog nach Norden ab, die andere Hälfte folgte Springender Dachs, der den südlichen Weg einschlug.
    Eichel blieb neben Elchgeweih stehen. »Ich für meinen Teil hoffe ja, das Dorf leer vorzufinden, damit wir endlich rasten können und etwas zwischen die Zähne bekommen. Ich bin am Verhungern. Welchen Weg nimmst du?«
    Elchgeweih massierte sich kurz die schmerzende Stirn. »Glaubst du ernsthaft, dass irgendein Mensch in einem niedergebrannten Dorf sein Lager aufschlägt?«
    »Du meinst also, Blauer Rabe würde hier nicht kampieren?« »Würdest du das denn?« Eichel dachte einen Moment über die Frage nach. »Nein. Jedenfalls nicht in einem Dorf, das meine eigenen Leute niedergebrannt haben. Ich hätte Angst, dass die Geister aus den Körpern aufsteigen und mir meine Seelen entreißen würden.«
    »Ich auch.«
    Eichel kratzte sich am Hals. »Und wo würdest du dann lagern?«
    Elchgeweih ließ den Blick über die grauen Weiten des Tales und der angrenzenden Hügelkette schweifen. Im Norden bauschten sich dunkle Haufenwolken. Die Luft roch nach Schnee. Bei Sonnenaufgang würde das Land unter einer dicken Schneedecke liegen, die jegliche Spuren unter sich begraben hätte. »Du hast doch Elche gejagt, Eichel. Wo legen die sich zur Nacht nieder?« Der junge Krieger zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht oft Elche gesehen, doch wenn, dann immer oben auf einer Anhöhe. Sie wählen einen Platz, von dem aus sie die Wege der Menschen beobachten können. Anscheinend wissen sie ganz genau, wann sie gejagt werden.« »Die meisten Tiere spüren die Anwesenheit eines Jägers.« Sie stützte die Hände in die Seiten. Auf dem nördlichen Hang sah man noch große Schneefelder. Sie glitzerten im Mondlicht wie weißes Feuer. »Ich werde mich an dem Kesseltreiben nicht beteiligen, sondern die Hügel hier in der Umgebung erkunden.«
    Eichel fuhr mit der Hand ein paar Mal über seinen borstigen Haarkamm, das tat er immer, wenn er verunsichert war. »Springender Dachs wird dich anklagen, seine Befehle missachtet zu haben. Und wenn wir nach Hause zurückkehren, werden die Anführerinnen …
    »Ja, falls wir nach Hause zurückkehren. Dann ist immer noch Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen.« Sie deutete mit dem Kinn in Richtung des östlichsten Hügels. »In der Zwischenzeit werde ich mich dort umsehen.«
    »Wie du meinst«, erwiderte Eichel und seufzte vernehmlich. »Wenn dieses Kesseltreiben hier beendet ist, komme ich nach und suche dich.«
    »Spar dir die Mühe«, wehrte sie ab. »Ich finde dich schon.« Damit verließ die den ausgetretenen Pfad und stapfte quer über die mondbeschienene Wiese davon.

25. Kapitel
    Zaunkönig hatte ihre Holzschüsseln mit Schnee ausgerieben und ging zurück zu ihrem Unterschlupf aus Ästen und Zweigen, die sie an einen Findling gelehnt hatten. Der Regen und Wind vieler Winter hatte die Vorderseite des Felsbrockens abgetragen und eine überhängende Felsklippe

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