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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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übrig gelassen, die ihnen jetzt ein perfektes Dach bot. An drei Seiten hatten sie Wände aus dicken Holzstämmen errichtet, von denen sie immer ein paar zur Seite schieben mussten, wenn sie ihren Unterschlupf betreten oder verlassen wollten. Acht Hand in der Höhe, fünfzehn in der Breite und ungefähr acht in der Länge maß ihre provisorische Hütte, die für einen Erwachsenen ein wenig eng gewesen wäre, doch zwei Kindern gerade genug Platz bot.
    Sie drückte die sauberen Holzschalen mit einer Hand an die Brust ihres dunkelblauen Hemds, schob mit der anderen zwei Stämme zur Seite und kroch in ihr Lager. Eine angenehme Wärme schlug ihr entgegen. Polterer hockte, mit dem Rücken an den Findling gelehnt, vor einem kleinen Feuer. Er sah traurig und verloren aus. Zaunkönig rückte die Stämme wieder an ihren Platz zurück, um die Wärme festzuhalten.
    Das orangerote Licht der züngelnden Rammen tanzte über Polterers kurzes schwarzes Haar und sein niedergeschlagenes Gesicht. Nachdem sie ein Feuer in Gang gebracht hatten, war es in ihrem Unterschlupf schnell warm geworden. Polterer hatte den Fuchsumhang und die Handschuhe ausgezogen und sie neben sich gelegt. Das hellblaue, mit Perlen aus Wellhornschneckenhäusern bestickte Hemd war bis zur Hüfte blitzsauber, doch am Saum waren die Schlammspritzer zu einer dicken Kruste eingetrocknet.
    Zaunkönig verstaute die sauberen Holzschalen in ihrem Bündel und ließ sich dann neben Polterer vor dem Feuer nieder. Er hatte während des Abendessens kein Wort gesagt.
    »Polterer? Lass mich mal deine Hände sehen. Der Fichtennadelaufguss ist fertig. Wir sollten die Wunden reinigen.«
    Eiter hatte zwei der schwarzen Stoffstreifen durchtränkt, mit denen sie seine Finger verbunden hatte, und das machte ihr Sorgen. Jeden Abend hatte sie die Binden in einem Aufguss aus Fichtennadeln ausgewaschen und über dem Feuer getrocknet, damit sie am Morgen wieder frisch und sauber waren, aber dennoch waren Schattengeister in die Wunden eingedrungen.
    Polterer besah sich die Bandagen und streckte dann Zaunkönig die Hände hin.
    Zaunkönig legte sich ihren zusammengefalteten Hirschlederumhang über den Schoß und bettete vorsichtig seine Hände darauf. »Es wird nicht lange dauern, Polterer. Dann kannst du dich zum Schlafen niederlegen. Ich weiß, dass du schrecklich müde sein musst. Nachdem ich vom Tod meiner Eltern erfahren hatte… habe ich tagelang nur geschlafen.«
    Polterer starrte noch immer seine Hände an. »Moosschnabel… er hat meine Hände ruiniert. Genau wie die von Murmeltier. Ich werde sie nie wieder richtig gebrauchen können.«
    »Ich weiß, Polterer.« Behutsam wickelte sie die Stoffstreifen ab und legte sie beiseite. »Aber zumindest sehen sie nicht mehr so schlimm aus.« Das angesengte Fleisch war an den Stümpfen geschrumpft und an fast allen Fingern gut verheilt. Nur die Kuppen seiner beiden kleinen Finger waren immer noch rot und dick angeschwollen.
    Als Zaunkönig den kleinen Finger seiner rechten Hand hoch hob, um ihn besser untersuchen zu können, zuckte Polterer zusammen.
    »Verzeihung«, murmelte sie und drehte den Finger behutsam um. »Die Schattengeister haben hier ein ganzes Dorf errichtet. Ach, ich wünschte, ich hätte aufmerksamer zugehört, als die alte Sumpfbohne uns Unterricht über die Verwendung der verschiedenen Heilpflanzen erteilt hat. Dann wüsste ich jetzt, was ich …«
    »Süßholz«, murmelte Polterer.
    »Was?«
    Er blickte hoch, und Zaunkönig sah den dumpfen Schmerz in seinen Augen. »Die Blätter oder die Wurzeln der Süßholzpflanze töten die Schattengeister.«
    Zaunkönigs Miene erhellte sich. »Hast du Süßholz? Vielleicht in deinem Medizinbeutel?« Polterer schüttelte den Kopf. »Nein, ich trage nur die Drei Großen Geister bei mir.« Zaunkönig lehnte sich zurück und legte seine Hand vorsichtig auf den zusammengefalteten Umhang. »Davon habe ich noch nie gehört. Was ist das?«, fragte sie interessiert.
    Auf Polterers rundem Gesicht machten sich Verunsicherung und Widerstand breit. »Das darf ich nicht verraten«, wisperte er. »In meinem Volk werden nur Ausgewählte in die Geheimnisse der Großen Drei eingeweiht.«
    »Wie bei einem Heiler-Bund? Hast du auch ein Ritual absolvieren müssen, bevor du in die Gemeinschaft aufgenommen wurdest?«
    Polterer nickte. »Ja, und das war sehr gruselig.« Er hob die Hände, krümmte die Finger, dass sie aussahen wie Krallen und schnitt dann eine grässliche Fratze. »Ungeheuer kriechen aus den

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