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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Unterwelten, packen dich und zerren dich hinunter in die finstersten Tiefen von Großmutter Erdes Leib. Und wenn dich die abscheulichen Kreaturen, die dort unten leben, nicht auffressen, dann bist du dazu erwählt, die Wirkungen der Pflanzengeister kennen zu lernen.«
    Die brennenden Äste knackten und sprühten Funken, die mit dem Rauch durch das Abzugsloch hinauswirbelten. »Mein Großvater«, sagte Zaunkönig, »hat diese Ungeheuer aus der Unterwelt auch ein paar Mal gesehen. Wie sahen denn die aus, denen du begegnet bist? Darfst du mir das verraten, oder ist das auch ein Geheimnis?«
    »Nein, das darf ich dir erzählen. Wir sprechen oft von diesen Geistreisen«, erklärte er ihr mit leiser Stimme, »damit die Leute die seltsamen Wege dieser Geister besser verstehen.«
    Zaunkönig lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Einmal hat mein Großvater in der Unterwelt riesige Fledermäuse gesehen, die waren so groß wie Braunbären. Er hat erzählt, dass sie sich auf galoppierende Büffel niederstürzen, sich in deren Nacken verbeißen und ihnen das Blut aussaugen. Einmal wurde er von einem großen Schwärm dieser riesigen Fledermäuse verfolgt und aus der Unterwelt gejagt. Laut kreischend sind sie um seinen Kopf herumgeflattert und haben versucht ihn zu beißen, während er um sein Leben rannte. Ich war erst drei Winter alt, als ich die Geschichte zum ersten Mal hörte. Und ich kann dir sagen, ich habe mich dabei zu Tode gefürchtet. Als ich mich an jenem Abend schlafen legte, habe ich mir meine Decken so fest um den Hals gezogen, dass ich beinahe erstickt wäre. Hast du auch solche Fledermäuse gesehen?« »Nein«, antwortete Polterer und schaute sie mit großen Augen an. »Aber ich habe Schlangen mit Flügeln gesehen und Bäume, die auf menschlichen Beinen gehen. Alles dort unten versucht dich entweder zu zertrampeln oder zu beißen. Die schlimmsten dieser Ungeheuer bestehen nur aus Kiefern. Sie schlängeln sich auf ihrem Kinn über den Boden und fletschen die Zähne.« Zur Verdeutlichung reckte er das Kinn vor und klapperte mit den Zähnen.
    Zaunkönig zog nachdenklich die Nase kraus. »Ich wollte eigentlich immer eine Heilerin werden, aber vielleicht lasse ich das doch besser bleiben.«
    Polterer betrachtete erst seine Hände und richtete dann den Blick auf Zaunkönig. »Aus dir würde einmal eine große Heilerin werden, Zaunkönig. Sieh nur, was du für meine Finger getan hast. Die meisten sind schon fast wieder heil.«
    Polterers Lob entlockte ihr ein scheues Lächeln. »Ich habe schon immer versucht, Menschen zu heilen. Deshalb würde ich auch gern wissen, was es mit den Großen Drei auf sich hat, falls ich sie irgendwann einmal benötigen sollte, um einem Menschen das Leben zu retten. Aber ich möchte natürlich nicht gegen die Tabus deiner Gemeinschaft verstoßen. Das wäre nicht richtig.«
    »Ich werde es dir erzählen«, sagte Polterer leise und senkte den Blick wieder auf seine Hände. »Weil du vor hast Heilerin zu werden. Und - und weil ich es dir gern erzählen möchte.«
    Zaunkönig konnte an seinen Augen ablesen, dass er sich auf diese Weise für ihre Hilfe revanchieren wollte. Sein Lächeln streichelte ihr Seelen wie weiche Daunen. »Ich werde es niemandem verraten, Polterer. Darauf gebe ich dir mein Ehrenwort.« Er nickte und holte tief Luft. »Also, die Großen Drei, das sind Papayasamen, Eibennadeln und die Blätter des Berglorbeers.«
    »Und welche Krankheiten heilen diese Geister?«
    Polterer rückte näher an Zaunkönig heran. Das flackernde Licht des Feuers warf seine Schatten über den Findling wie ein tänzelnder Erdgeist. »Diese Geister sind sehr gefährlich, Zaunkönig. Wenn du sie nicht mit Respekt behandelst, dann töten sie dich.«
    »Ich verspreche dir, dass ich sie nicht anfassen werde, Polterer. Ich möchte nur gern wissen, was sie bewirken.«
    Polterer befeuchtete mit der Zunge die aufgesprungenen Lippen und flüsterte: »Du kannst sie ruhig anfassen, Zaunkönig. Ich weiß ja, dass du mit diesen Pflanzen niemals etwas Böses anstellen würdest.« Nach kurzem Zögern fuhr er fort: »Vom Geist der Papayasamen weißt du ja bereits, dass er Schmerzen lindert oder erträglich macht. Zudem eignen sich die Blätter der Papaya hervorragend für Breiumschläge. Als Paste aufgetragen, lassen sie ein Geschwür beinahe über Nacht abheilen.« Sein Blick wanderte durch ihren vom Feuer erhellten Unterschlupf, während er überlegte. »Der Eiben-Geist vertreibt Fieber und

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