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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Sonnenseite des Hügels reichte sechs Hand tief, bevor die Frostschicht begann. Sperling und Aschenmond hoben ein Grube aus, die groß genug war, um den Leichnam aufzunehmen, dann zogen sie Wilde Rose behutsam in ihr Grab. Der verkohlte Leichnam lag auf dem Rücken, die leeren Augenhöhlen starrten sie flehentlich an, die bizarr gekrümmten Finger reckten sich ihnen Hilfe suchend entgegen.
    »Sperling?«, flüsterte Aschenmond. »Du kennst doch die Heiligen Gesänge, kannst du …« »Ja«, antwortete er und berührte zärtlich ihre tränenfeuchte Wange.
    Er richtete sich auf und streckte die Arme den Geistern entgegen, die in der Welt-über-dem-Himmel wohnten. Seine tiefe, wohl tönende Stimme trug die Worte weit in den Wald hinein: Himmelshalter, großer Himmelshalter, komm herbei, komm herbei. Führe Wilde Roses Seele in dem Großen Tanz, blase Asche über ihren Körper Himmelshalter, Großer Himmelshalter, komm herbei, komm herbei, lehre sie zu fliegen Himmelshalter, steig herab aus dem Himmel und lehre sie, mit dir davonzufliegen.
    Sperling ging wieder neben Aschenmond in die Hocke, und gemeinsam schaufelten sie Wilde Roses Grab zu.
    Als sie ihre traurige Pflicht beendet hatten, wischte Aschenmond sich mit dem Ärmel die letzten Tränen ab. »Ich danke dir, Sperling. Jetzt - jetzt bin ich bereit, diesen Ort zu verlassen. Wenn wir …« »Verzeih mir«, unterbrach sie Blauer Rabe, »aber du gedenkst doch nicht etwa, die Suche bei Nacht fortzusetzen?«
    »Doch, das tut sie«, erklärte Sperling und half Aschenmond beim Aufstehen. Sein Arm hielt weiterhin ihre Hüfte umfasst, eine Geste des Trostes, aber auch um sie zu stützen. »Bei diesem Stand des Mondes wirft jede noch so kleine Eichel einen Schatten. Wenn wir die Augen offen halten, sollten wir in der Lage sein, ihren Spuren zu folgen.«
    Aschenmond löste sich von Sperlings Arm und machte sich entschlossen auf den Weg. Sie lief den Hügel hinunter, auf den Dorfplatz zu, von wo aus die Spur der Kinder nach Osten führte. »Warte auf uns!«, rief Sperling ihr hinterher und drehte sich zu Blauer Rabe um. »Kommst du mit uns?«
    Blauer Rabe holte tief Luft, seufzte und warf die Hände in die Höhe. »Natürlich, was sonst.« Er machte ein paar schwerfällige Schritte und setzte dann hinzu: »Ich bin sicher, es wäre dir lieber, wenn ich vorausginge, damit du mich im Auge behalten kannst. Hab ich Recht?«
    »Ja«, sagte Sperling.
    Blauer Rabe schritt kräftig aus und holte Aschenmond noch auf dem abschüssigen Pfad ein. Von ihrem erhöhten Standort aus war die Spur der beiden nicht zu übersehen; sie hob sich als dunkle Linie von dem im Mondlicht silbern glänzenden Gras ab.
    Sperling griff nach Aschenmonds Arm, zog sie zu sich heran und flüsterte ihr zu: »Behalte deinen Bogen in der Hand.
    Jetzt, in der Dunkelheit, ist es ein Leichtes, zu stolpern, taumelnd herumzuwirbeln und jemandem das Messer in den Leib zu rammen. Ich bin auf etwas Derartiges vorbereitet, aber unter Umständen bleibt mir nicht genug Zeit, um darauf zu reagieren. Du musst reagieren. Deshalb möchte ich, dass du mindestens vier Schritte hinter mir gehst.«
    Aschenmond zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und legte ihn auf die Sehne, senkte aber zur Sicherheit den Bogen. »In Ordnung. Ich werde bereit sein. Aber vergiss nicht, dich zu ducken, wenn ich duck dich! rufe.«
    Er grinste, und seine schneeweißen Zähne schimmerten wie Perlen im Licht des Mondes. »Ja, ich werde in mich zusammensacken wie ein leerer Wasserbeutel. Keine Sorge …« »Seht, dort!« rief Blauer Rabe.
    Aschenmond und Sperling drehten sich um. Ihre Köpfe folgten der Richtung, die ihnen Blauer Rabe mit seinem ausgestreckten Arm wies.
    Vor ihnen, etwa in der Entfernung, die man in einer Hand Zeit zurücklegen konnte, sahen sie an einem Hang den orangeroten Schein eines Feuers.
    Elchgeweih hob die rechte Hand, und die Kriegerschar hinter ihr blieb stehen. Von der Hügelkuppe aus konnte sie das ganze Tal überblicken, das sich unter ihnen erstreckte. Großmutter Mond ergoss ihr Licht über die Hügelketten, die das Tal umschlossen, und versilberte die kahlen Äste der Bäume. Gedämpftes Flüstern wurde laut.
    Sie ballte die Hand zur Faust, um den Leuten Schweigen zu gebieten.
    Die kalte Nachtluft duftete nach Harz und verfaultem Laub.
    Springender Dachs blieb keuchend neben ihr stehen, den Stecken mit dem schauerlichen Kopf in der rechten Hand. Die Krähenmaske sah in dem fahlen Mondlicht noch Furcht einflößender aus. »Was

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