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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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endlich wieder im Wandererdorf bei seiner Familie zu sein. Wie nach jedem Kriegszug würde Eistaucher, seine Frau, ihm zu Ehren ein Festmahl zubereiten und triumphierend die besten Felldecken über seine Schultern legen. Seine Kinder würden stolz zu seinen Füßen hocken und ihn mit hundert Fragen über die Schlacht löchern.
    Er biss in seine karge Wegzehrung und kaute kräftig, um das trockene Fleisch wenigstens etwas saftiger zu machen. »Schädelkappe?« fragte er noch einmal. »Was ist denn nur los mit dir? Du starrst diesen Jungen jetzt schon seit…«
    Schädelkappes Augen wurden auf einmal ganz groß. »Siehst du das denn nicht?«
    Moosschnabel ließ das Stück Fleisch sinken. »Was denn? Ich sehe nichts.«
    Das Falschgesicht-Kind lag fünf Schritte von ihnen entfernt am Boden, auf der Seite, die Beine nach hinten abgewinkelt und im Rücken an die Hände gefesselt. Am Morgen hatte er unsägliche Schmerzen gelitten, aber dagegen ließ sich nichts machen. Springender Dachs hatte strikte Anweisung gegeben, dass der Junge unter keinen Umständen entkommen durfte. Seit zwei Tagen lag er nun schon so da und hatte noch keinen einzigen Mucks von sich gegeben.
    Schädelkappe schluckte hart. »Da ist…etwas…in seinen Augen. Es lebt. Ich schwöre es dir, Moosschnabel. Sieh nur! Manchmal blitzt es.«
    »Es blitzt?«
    »Ja! Schau doch hin!«
    Moosschnabel ließ ein verächtliches Grunzen hören und riss mit den Zähnen ein weiteres Stück von dem zähen Fleisch ab. Von seinem Platz aus gesehen lag das Gesicht des Jungen im Schatten. Er konnte seine Augen gar nicht erkennen. »Du hast den Verstand verloren. Versuch ein bisschen zu schlafen. Das wird dir gut tun.«
    Schädelkappe legte sich auf seine Decken zurück, aber sein Blick ruhte weiterhin auf Falschgesicht. Als ob der Junge es gemerkt hätte, hob er den Kopf. Seine Lippen krümmten sich zu einem knabenhaften Lächeln. »Ich werde dich töten«, sagte er leise. »Bald.«
    Schädelkappe zog sich die Decke über den Kopf und kauerte sich wie ein Säugling zusammen. »Versuch nicht, uns Angst einzujagen, Junge! Wir sind zwei der tapfersten Krieger des Wandererklans. Wenn wir wollten, könnten wir dir die Leber aus dem Bauch schneiden und sie ungekocht verspeisen!«
    Ein leises, kindliches Gelächter hallte in der Stille wider.
    Schädelkappe wimmerte unter seiner Decke, ein Laut, der Moosschnabel noch wütender machte. Er stand auf, stapfte hinüber zu dem Jungen und zerrte so gewaltsam an seinen Fesseln, dass sie ihm in Arme und Beine schnitten. Der Junge gab keinen Laut von sich, aber Moosschnabel bemerkte zufrieden, dass er vor Schmerz die Augen zukniff. Hämisch grinsend zurrte er die Fesseln noch strammer um seine Gelenke.
    »So«, raunte er dem Jungen ins Ohr. »Jetzt lernst du den Preis dafür kennen, einen Krieger des Wanderervolkes zu beleidigen. Morgen früh wirst du deine Arme und Beine nicht mehr gebrauchen können.«
    Damit stolzierte Moosschnabel wieder zu dem Baum zurück, unter dem sie lagerten, schickte sich an, sich in seine Decken zu wickeln - und verharrte plötzlich in der Bewegung, als er ein seltsames Geräusch vernahm. Es war ein tiefer, kehliger Laut, wie das Knurren eines Tiers, eines Wolfs, der zum Angriff ansetzt…
    »Du wirst als erster sterben, großer Mann«, sagte eine Stimme, die keinem Menschen gehörte. »Dich im Todeskampf winden.«
    Mit einem Satz sprang Moosschnabel auf die Füße und schaute sich um. Sein Atem ging keuchend. »Wer hat das gesagt?«, rief er in die Dunkelheit. Sein Blick suchte den Wald und den wolkenverhangenen Himmel ab und blieb schließlich an dem Falschgesicht-Kind haften. »Junge? Sag, kannst du deine Stimme so verändern?«
    Eine leichte Brise fuhr rauschend durch die Baumwipfel und ließ die Äste hin und her schwingen. »Schädelkappe? Hast du diese Stimme gehört?«
    Statt einer Antwort schüttelte sich Schädelkappe unter seinen Decken.
    Moosschnabel setzte sich wieder auf sein Lager und zog seinen Köcher neben sich in Reichweite. Als er seinen Bogen auf dem Knie aufsetzte, hob Falschgesicht den Kopf. Weiße Zähne blitzten in der Dunkelheit auf.
    Moosschnabels Fingernägel umklammerten das polierte Holz seines Bogens. »Bleib liegen, Bursche, sonst komme ich rüber und gebe Dir einen Fußtritt.«
    Der Junge bedachte Moosschnabel mit einem Lächeln, das ihm das Mark in den Knochen erstarren ließ.
    »Wenn wir im Wandererdorf sind, Junge«, zischte Moosschnabel, »werden wir dir deine

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