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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Wirbelsäule herab. »Er ist hier?« Kaum hörbar flüsterte Polterer: »Ja. Er tanzt um das Dorf herum.«
    Aschenmond richtete sich auf und spähte über den Dorfplatz. »Will er nicht, dass Großvater weiß, dass er hier ist?«, fragte Aschenmond leise, während sie vorsichtshalber einen Pfeil auf die Bogensehne legte. »Für gewöhnlich gibt sich ein Geisterhelfer doch seinem Träumer zu erkennen, oder?«
    Polterer kroch zur Öffnung und sah zu Aschenmond hoch. »Er sagt, dass Großvater ein zu schneller Läufer wäre.«
    Aschenmonds Stirn legte sich in Falten. »Und wie soll Sperling jetzt die Botschaften erhalten, die er ihm bringt?«
    »Er wird sie erhalten, hat er gesagt, und dass…ich…«
    Keine zehn Hand von Aschenmond entfernt, ließ sich ein Zeisig flatternd auf einem Fichtenzweig nieder. Die Schwanz- und Bauchfedern des grauschwarzen Vogels leuchteten in einem kräftigen Gelb. Der Zeisig legte sein Köpfchen schief und blinzelte Polterer fragend an. Dann breitete er wieder die Flügel, flog los und landete auf einem Brombeerast, genau über Polterers Kopf.
    Die Wangen vor Aufregung gerötet, kroch Polterer aus der Höhle und kniete sich keine zwei Hand vor dem Vogel auf den Boden.
    Aschenmond wagte kaum zu atmen, während sie das Schauspiel beobachtete.
    Jetzt hob der Zeisig seinen Kopf und begann zu zwitschern.
    Polterer ballte die Hände zu Fäusten. Seine Augen schwammen in Tränen. Er öffnete die Lippen, als wollte er zu dem Vogel sprechen.
    Der Zeisig schien das gespürt zu haben. Nervös trippelte er auf dem Ast herum, dann flatterte er auf den höchsten Brombeerzweig. Und einen Augenblick später verschwand er im Nebel. Polterer hielt sich an einer Ranke fest und sank langsam zu Boden.
    »Polterer, was ist mit dir?«, flüsterte Aschenmond besorgt.
    Mit erstickter Stimme wisperte er zurück: »Sie kommen. Meine Mutter hat den Vogel geschickt, damit er uns warnt.«

34. Kapitel
    Die Vorboten der untergehenden Sonne drangen durch den Nebel und verliehen dem milchigem Weiß einen rosaroten Schimmer.
    Springender Dachs hielt auf dem ausgetretenen Pfad inne, der vom Seeufer den Hügel hinaufführte. Zwanzig oder dreißig Personen waren heute über diesen Pfad gegangen, einschließlich der zwei Leute vom Schildkrötenvolk und des Falschgesicht-Kindes. Er reckte den Pfahl in die Höhe, um seinen Kriegern Halt zu gebieten. Murmelnde Stimmen wurden laut, die den unausgesprochenen Befehl an diejenigen weitergaben, die ihren Kriegsführer im gleißenden Gegenlicht nicht sehen konnten. Das Schlurfen von Mokassins wetteiferte mit dem rhythmischen Plätschern der Wellen. Eine leichte Brise wehte über den See.
    Springender Dachs hob schnüffelnd die Nase. Rauchgeruch drang durch den Nebel. Die Geister wurden immer dreister. Einer stürzte sich vom Himmel herab und zupfte ihn an den Haaren, indes ein anderer sich flach auf den Boden geduckt an ihn heranschlich und sich mit eisigen Händen an seinen Beinen festklammerte. Springender Dachs stieß einen Schrei aus und machte einen Satz auf die Seite. Die Spuren von Krallen zogen sich durch den Sand, markierten den Weg, auf dem die körperlose Hand verschwunden war.
    »Lasst mich in Frieden! Ihr alle!«
    Nachdem er schon seit Tagen nicht mehr geschlafen hatte, war er körperlich und geistig so ausgelaugt, dass sein Gedächtnis ihn immer öfter im Stich ließ. Vor einer Hand Zeit hatte er Pfauenauge befohlen, Blauer Rabe zu ihm zu bringen. Er wollte ihn verhören. Und erst als Pfauenauge ihn mit offenem Mund und ratlosem Gesicht anstarrte, fiel ihm wieder ein, dass sein Cousin tot war. Aber er weilte noch unter ihnen. Das Echo seiner bedachtsam gesetzten Schritte folgte seinen eigenen im Abstand einer Körperlänge. Außerdem konnte er den Mann riechen; der widerliche Gestank seiner herausgerissenen Gedärme umwehte ihn Tag und Nacht. Und plötzlich kam Blauer Rabe mit schweren Schritten, die den sandigen Boden erzittern ließen, auf ihn zu.
    Springender Dachs stieß den Pfahl in die Erde und riss einen der Dolche, die er aus den Knochen der brutal abgeschlachteten Säuglinge geschnitzt hatte, aus dem Gürtel. Panik wallte in ihm hoch, versengte seine Adern. Er schrie: »Du hast dich der Armee der Geister angeschlossen, gib's zu!« Heisere Stimmen beschimpften ihn, herangetragen von den Wellen und vom Wind. Hämisches Gelächter und schrilles Kreischen drang von überall her auf ihn ein.
    Es waren plötzlich so viele! Hunderte!
    Mit schweißnassen Fingern

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