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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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zehnmal so groß wie ein ausgewachsener Mann, standen im. Halbkreis aufgereiht hinter dem Haus. Ihre kurzen Äste formten schmale, kegelförmig Kronen. Vögel hockten in den Zweigen, das Gefieder gegen die Kälte aufgeplustert, doch keiner wagte angesichts des Tumultes im Dorf zu zwitschern. Vor dem Langhaus hatte sich eine Gruppe Jugendlicher und Kinder ängstlich zusammengedrängt.
    Blauer Rabe trat vor den Türvorhang und rief. »Perlenfarn? Ich bin's, Blauer Rabe. Darf ich eintreten?«
    »Ja! Komm rein!«
    Blauer Rabe duckte sich unter dem Türfell und blieb noch im Eingang stehen. Der süßliche Gestank, der ihm entgegenschlug, raubte ihm schier den Atem, eine widerliche Mischung aus Erbrochenem und altem Urin. In der Mitte des Raumes brannte ein einzelnes Feuer, um das sechs Gestalten hockten. Orangefarbene Schatten waberten über ihre angespannten Gesichter. Die alte Perlenfarn sah Blauer Rabe aus großen Augen an. Nicht weit von ihr auf dem Boden lagen zwei Männer, beide in Felldecken gehüllt. Neben dem einen, der sich unter Schmerzen wand und immer wieder stöhnend aufbäumte, knieten vier Männer und eine Frau, die ihn ruhig zu halten versuchten. Neben dem anderen hockte nur eine zusammengekauerte Gestalt.
    Blauer Rabe trat forsch vor sie hin. »Was ist passiert?«
    Moosschnabel stieß einen heiseren Schrei aus, als sein fiebernder Blick Blauer Rabe entdeckte. Speichel rann aus seinen Mundwinkeln. Er versuchte sich aufzusetzen, doch die vier kräftigen Krieger hielten ihn an Armen und Beinen nieder. Eistaucher, seine Ehefrau, warf sich über seine Brust, klammerte sich an seinen Armen fest und weinte. »Rede, Moosschnabel! Erzähl mir, was passiert ist!« Moosschnabels Fieberglänzende Augen irrten durch den Raum, machten sich dann aber an Blauer Rabes Gesicht fest. Er knirschte mit den Zähnen und warf den Kopf hin und her, als versuchte er zu sprechen.
    Blauer Rabe kniete sich neben ihn auf den Boden. »Hab keine Angst, Moosschnabel«, redete er beruhigend auf ihn ein.
    »Sumpfbohne wird gleich mit ihrem Medizinbeutel hier sein, wir müssen wissen, was dich krank gemacht hat. Der Junge sagte…«
    Moosschnabel schüttelte so ungestüm den Kopf, als jagte ihm die bloße Erwähnung des Falschgesicht-Kindes schreckliche Angst ein. Blauer Rabe sah Eistaucher fragend an. »Hat er etwas gesagt?« Sie presste eine Hand auf ihre bebenden Lippen und nickte. »Ja. Als er ins Langhaus getaumelt kam, rief er: ›Der Junge! Der Junge! ‹ Das war alles. Gleich darauf brach er zusammen. Ich habe ihn zugedeckt und Eichel ausgeschickt, dich zu holen.«
    »Gut. Du hast richtig gehandelt. Ich wünschte nur, er würde …«
    Moosschnabel wehrte sich gegen die Hände, die ihn festhielten, und fauchte wie ein wildes Tier. Blauer Rabe unternahm einen neuen Versuch. »Moosschnabel, wenn du sprechen kannst, erzähl mir von dem Jungen. Hat er …«
    Der gellende Schrei, der aus Moosschnabels Kehle hervorbrach, ließ Blauer Rabe zurückweichen. Eistaucher begann zu schluchzen. Moosschnabel kämpfte mit dem letzten Rest Kraft, der ihm noch geblieben war, wälzte sich zuckend auf dem Boden und schlug wild um sich. Gurgelnde Worte begleiteten den Schaum, der ihm aus dem Mund troff. »Junge …! Der Junge …!«
    »Moosschnabel«, sagte Blauer Rabe mit lauter, deutlicher Stimme. »Hat dir das Falschgesicht-Kind etwas angetan? Dich vergiftet? Verwundet? Was …«
    Als ob seine Kraft plötzlich versiegt wäre, sackte Moosschnabel in sich zusammen. Dumpf schlug sein Kopf auf dem harten Lehmboden auf.
    »Moosschnabel?«, wisperte Eistaucher verzweifelt und beugte sich über ihn. »Moosschnabel?« Blauer Rabe warf sofort einen prüfenden Blick auf die Brust des Mannes. Sie hob und senkte sich noch. »Er lebt, Eistaucher. Lass ihn ein wenig rasten.«
    Tränen strömten über Eistauchers Wangen, aber sie nickte tapfer. »Ja. Natürlich.«
    Blauer Rabe erhob sich, um nach Schädelkappe zu sehen. Der lag auf der Seite, das schwarze Haar verdeckte sein Gesicht. Zu Hübsches Schild, Schädelkappes Frau, die neben ihm kniete, sagte er: »Wie geht es ihm?« Sie war noch jung, und mit ihrem runden Gesicht, den vollen Lippen und der gebogenen Nase erinnerte sie Blauer Rabe immer an einen Rotluchs mit einem Adlerschnabel. Sie hatte sich das schwarze Haar zu einem dicken Zopf geflochten, den sie seitlich über der rechten Schulter trug. Ihr blaues Kleid schmückten die bereits verblassten roten Bilder von Maus und Wühlmaus. »Ich weiß es nicht,

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