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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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besaß die Strickleiter, die hinauf in die Himmelswelten führte, tatsächlich so schmale Sprossen? Oder vielleicht war der Eingang nur sechs Hand hoch.
    Zaunkönig tippte dem Falschgesicht-Kind auf die Schulter. Als es sich zu ihr umdrehte, sagte sie zu ihm: »Ich habe gehört, dass es Ungeheuer gibt, die auf den Rücken der Wolkenriesen reiten. Sie sollen furchtbar groß sein und Zähne haben, so lang wie Fichten. Mein Volk erzählt, dass diese Ungeheuer mit Vorliebe heilige Menschen verspeisen, die auf dem Weg zu der Welt-über-dem-Himmel sind. Hat dich die Macht deshalb zum Zwerg gemacht? Damit sie dich nicht so leicht erwischen?« Die Lippen des Jungen öffneten sich einen Spalt und entblößten seine Zähne.
    »Ich - ich habe mir nur so meine Gedanken gemacht«, sagte sie schnell.
    Sie nahm einen Stock und drehte damit das größte Holzscheit in der Feuergrube um. Das in dem Holz enthaltene Harz begann zu sieden und zischend auf die Glut zu tropfen, aus der plötzlich seltsam grünblaue Flammen emporzüngelten. Erschrocken warf Zaunkönig den Stock ins Feuer. »Was hast du mit Moosschnabel und Schädelkappe angestellt? Hast du ihnen Geisterpfeile in den Körper geschossen, um ihre Seelen zu töten?«
    Der Junge wandte das Gesicht ab.
    »Ich habe die beiden nie sonderlich gemocht«, räumte sie ein. »Moosschnabel hat mich immer mit Weidenruten geschlagen, als ich klein war.« Ihr Blick fiel auf die Blutverkrusteten Handgelenke des Jungen. »Hat er dir weh getan?«
    Der Junge sah sie an, schweigend, doch in seinen Augen konnte sie die Antwort lesen. Diese Enthüllung hatte eine seltsame Wirkung auf Zaunkönig. Empörung wallte in ihr auf. Der Junge hatte etliche Schrammen im Gesicht, doch die Wunden an seinen Hand- und Fußgelenken sahen schlimm aus. Sie eiterten bereits.
    »Hat Moosschnabel dir die Fesseln angelegt, die dir ins Heisch schnitten?«
    Der Junge nickte kaum merklich.
    »Er liebt Lederriemen«, fuhr sie fort. »Ich hatte einmal eine Freundin, Murmeltier hieß sie. Moosschnabel hat sie dabei erwischt, wie sie ein paar Walnüsse aus seinem Vorratsversteck stahl - weißt du, damals waren wir alle draußen im Wald um Nüsse zu sammeln, und Moosschnabel hatte einen großen Haufen für sich allein zusammengetragen. Zur Strafe hat er sie tief in den Wald hineingezerrt, an einen Baum gefesselt und die ganze Nacht dort gelassen. Das war während des Mondes der Braunen Blätter. Es war schrecklich kalt.«
    Das Falschgesicht-Kind befeuchtete sich die Lippen und wisperte: »Ist sie gestorben?« »Nein, aber Murmeltiers Eltern sind in jener Nacht schier verrückt geworden vor Angst. Sie wussten nicht, wo sie sich aufhielt oder ob ihr etwas zugestoßen war. Moosschnabel hat es ihnen erst am nächsten Morgen erzählt. Er sagte, er habe sie an einen Walnussbaum gefesselt, als Strafe für ihren Diebstahl.«
    »Aber sie - sie hat doch nur ein paar Nüsse genommen.«
    »Ja, doch ihre Eltern waren trotzdem böse auf sie. Deshalb hat ihr Vater Moosschnabel auch nicht getötet. Doch der Vorfall hat ihre Freundschaft zerstört. Und die arme Murmeltier zum Krüppel gemacht. Sie konnte ihre Hände nie mehr so gebrauchen wie früher. Sie sagte, Moosschnabel habe die Fesseln so stramm gezogen, dass er ihre Gelenke verletzte.«
    Falschgesicht-Kind hob die Hände und bewegte die Finger. Dabei brachen die Wunden auf, und eitriges Blut rann an seinen Unterarmen herab.
    Zaunkönig zuckte unwillkürlich zusammen. »Als ich fünf oder sechs Winter alt war, wünschte ich mir nichts lieber, als dass die Donnervögel Moosschnabel mit einem gewaltigen Blitz zur Vernunft brächten.«
    Tränen schimmerten in den Augen des Jungen und er sah plötzlich sehr verletzbar aus. Seine Lippen bebten.
    Zaunkönig nahm ihren ganzen Mut zusammen, griff nach seiner Hand und drückte sie aufmunternd. »Bist du sicher, dass du keinen Hunger hast? Wir haben vom gestrigen Nachtessen noch Kanincheneintopf übrig. Mit getrockneten Zwiebeln und Maismehl.«
    Vor dem Langhaus erhoben sich aufgeregte Stimmen. Der Türvorhang wurde beiseite geschoben, und Blauer Rabe trat ein, flankiert von den beiden Wächtern. Er ging direkt auf Zaunkönig zu und hockte sich neben sie auf den Boden, ließ dabei jedoch den Jungen nicht aus den Augen. Der Wind hatte sein langes Haar zerzaust, das ihm in grau melierten Strähnen über die Schulter hing.
    »Wie geht es ihm?«
    Zaunkönig kniete sich hin. »Ich glaube, er ist ganz in Ordnung, Onkel. Ich habe ihn mehrmals

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