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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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auf, wenn ich wieder zurück bin.«
    Polterer nickte. Tränen schwammen in seinen Augen. Zaunkönig schlich auf Zehenspitzen zur Tür und duckte sich unter dem Vorhang durch, nach draußen.
    Eichel und Pfauenauge wirbelten herum; in ihren Händen blitzten die Klingen von Steinmessern. Sie sahen aus wie Riesen. Eichel war schon ein großer, kräftiger Mann, aber Pfauenauge überragte ihn noch um drei Handbreiten und war doppelt so breit wie er. Zaunkönig musste den Kopf weit zurückbeugen, damit sie ihre Gesichter sehen konnte.
    »Ich bin's nur«, sagte sie.
    »Kleiner Zaunkönig! Was hast du hier draußen zu suchen?«, knurrte Eichel sie an. »Leg dich wieder hin«, sagte er und deutete mit seinem Messer ins Haus.
    »Ich bin voll von Nachtwasser, Eichel! Ich muss mich erleichtern, sonst kann ich die ganze Nacht nicht schlafen!«
    »Lass sie gehen«, brummte Pfauenauge. »Aber bleib nicht zu lange, Mädchen, sonst komme ich und hole dich. Verstanden?«
    So wie Pfauenauge das sagte, hörte es sich an, als ob er ihr die Kehle aufschlitzen wollte. »Ich habe keine Angst vor dir«, stieß sie hervor und rannte so schnell sie konnte über den Dorfplatz und durch das südliche Palisadentor.
    Pfauenauge und Eichel schauten ihr dröhnend lachend hinterher.
    Außerhalb der Dorfumfriedung blieb Zaunkönig stehen und sah sich um. Die riesigen Birken schienen sich bis hinauf in den Himmel zu recken. Die Wohnungen der Nachtwanderer leuchteten in dieser Nacht besonders hell. Jeder Baum und jeder noch so kleine Felsbrocken warfen deutlich sichtbare Schatten. Als der Wind auffrischte, tanzten silbrige Lichtflecken durch den Birkenhain, und die gefrorenen Blätter auf dem Weg funkelten, als hätte jemand Quarzkristalle verstreut.
    Auch wenn sie keine Antwort erwartete, rief Zaunkönig dennoch leise in die Dunkelheit: »Wilde Rose? Bist du hier irgendwo?«
    Die Birken bogen sich ächzend im Wind, und Zaunkönig spitzte die Ohren, ob sich daraus eine Antwort zusammenreimen ließe.
    »Wilde Rose? Ich bin Zaunkönig. Wenn du…« Die feinen Härchen in ihrem Nacken kitzelten plötzlich, als striche eine unsichtbare Hand darüber. Zaunkönig hielt den Atem an und spähte ängstlich um sich. Erst jetzt fiel ihr wieder dieser Junge ein…
    »Junge?« Ihre Stimme klang gehetzt. »Junge, wenn du hier irgendwo bist, dann lass mich in Ruhe! Ich bin wegen Polterer gekommen!«
    Sie fing an zu laufen, den Pfad entlang, der um das Wandererdorf herumführte. Alle paar Schritte rief sie so laut sie konnte: »Wilde Rose? Wilde Rose, bist du hier? Bitte, antworte mir!« Das Flüstern und Wispern der Nacht um sie herum wurde immer unheimlicher, die funkelnden Sterne schienen sie auf Schritt und Tritt zu beobachten. Der Nachtwind trug das Heulen eines Wolfs herbei, das über die schwarzen Anhöhen hallte wie ein herannahendes Gewitter. Zaunkönig rannte weiter, so schnell ihre Beine sie trugen.
    Nachdem sie einmal rund ums Dorf gelaufen war, blieb sie vor dem Palisadentor stehen und beugte sich vornüber; die Hände auf die Knie gestützt, rang sie keuchend nach Luft. Die dunklen Schatten um sie herum schienen zusammenzuwachsen, ineinander zu verschmelzen, größer zu werden. Sie riss die Augen auf. Da war eine Bewegung… etwas Riesiges…mit haarigen Beinen. Sie konnte es nicht richtig erkennen, aber ihre Seelen begannen zu zittern.
    Zaunkönig machte einen Satz durch das Palisadentor und rannte mit wehenden Haaren auf Eichel und Pfauenauge zu. Beide Krieger starrten sie mit finsteren Blicken an, als sie schnaufend vor ihnen stehen blieb.
    »Ich dachte schon, dich hätte ein Ungeheuer gefressen«, brummte Eichel unfreundlich, nachdem er sie von oben bis unten gemustert hatte.
    Zaunkönig straffte die Schultern. »Du glaubst wohl, ich bin noch ein Kleinkind«, versetzte sie stolz und fegte zwischen den beiden hindurch ins Langhaus.
    Auf Zehenspitzen schlich sie zu ihrem Lager, streifte den Umhang ab und machte sich daran, die Mokassins aufzuschnüren. Da hob Polterer den Kopf und fixierte sie mit einem Blick, in dem sich Hoffnung und Verzweiflung spiegelten. »Hast du sie gefunden?«
    »Nein, aber ich werde weiter nach ihr suchen, Polterer. Solange du auf dem Lost Hill bist, werde ich jeden Morgen und jeden Abend in den Wald gehen und nach ihr rufen. Mach dir keine Sorgen, ich…« Polterer hatte sich schon wieder die Decken über den Kopf gezogen. Die Laute, die er von sich gab, erinnerten sie an ein verletztes Hundebaby.
    Er jammerte genauso wie

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