Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
die Höhe und versuchte ihn beim Trinken ruhig zu halten, doch das Wasser lief ihr übers Kinn und über ihren Umhang. Sie nahm fünf große Schlucke, dann gab sie ihm den Beutel zurück und meinte: »Ich denke, wir sollten auch ein Stück Maiskuchen essen. Damit wir wieder ein wenig zu Kräften kommen.«
    »Wirst du mir freundlicherweise einen Kuchen überlassen?«
    »Ja, aber nur einen.«
    Er lächelte.
    Während Aschenmond in ihrem Bündel nach dem Päckchen mit den Maiskuchen kramte, genoss Sperling das herrlich erfrischende Gefühl, mit dem das kühle, klare Wasser durch seine Kehle rann. Kleine, fedrige Fetzen der Wolkenriesen segelten über den Himmel; ihre Bäuche schimmerten in einem satten Gelb. Vor dem tiefblauen Himmel sahen sie aus wie züngelnde Flammen. Sperling verknotete die Lederbänder seines Wasserbeutels wieder und legte ihn zwischen sie auf den Baumstamm. Als er ausatmete, gefror sein Atem zu einer Dunstwolke. Der Sturm schien abzuflauen, doch mit Einbruch der Dämmerung wurde es wieder eisig kalt. Später, wenn sie mit Springender Dachs zusammenträfen, würde sich die Welt bereits in ein Eisungeheuer verwandelt haben.
    Sein Blick schweifte über das Wanderer-Dorf. »Es ist schon seltsam«, sinnierte er. »Früher einmal, vor vielen Wintern, bildeten das Bären- und das Schildkröten-Volk eine Gemeinschaft. Und jetzt sprechen wir kaum noch miteinander.«
    »Ja, aber das ist deren Schuld«, erklärte Aschenmond und reichte Sperling zwei Maiskuchen. Sie waren auf beiden Seiten gebacken und enthielten reichlich geröstete Hickorynüsse. Schon bei ihrem Anblick lief Sperling das Wasser im Mund zusammen. »Sie greifen uns ständig an. Was erwarten sie also?«
    Er biss in seinen Kuchen und kaute langsam, um jeden Bissen dieser süßen Köstlichkeit zu genießen. »Aber es sind nicht nur die Feindseligkeiten, Aschenmond. Unsere Völker haben sich in verschiedene Richtungen entwickelt. Sie bestatten ihre Toten inzwischen ganz anders als wir.«
    »Ja, das habe ich gehört«, nuschelte Aschenmond mit vollem Mund. »Sie sind Wilde, wenn du mich fragst.«
    »Meinst du? Wir begraben unsere Toten in Einzelgräbern und geben ihnen wertvolle Utensilien mit, die sie nach ihrem irdischen Leben brauchen werden. Die Bärenleute schaben das Fleisch von den Knochen ihrer Verstorbenen, vermischen die Knochen mit denen ihrer Ahnen, dann begraben sie sie und ihren Besitz in einem Gemeinschaftsgrab. Sie glauben, dass durch das Vermischen der Knochen sichergestellt ist, dass die Familien in ihrem Leben danach zusammenbleiben.« Er nahm noch einen Bissen, kaute und schluckte. Windmutter blies den Schnee in dichten Wolken über die Hügel. »Ich möchte nicht behaupten, dass ihre Gepflogenheiten schlechter sind als die unseren. Wir versuchen doch beide nur zu gewährleisten, dass unsere Völker glücklich sind.«
    Aschenmond hatte ihren ersten Kuchen aufgegessen, rieb sich die Krümel von den Händen und biss in den zweiten. »Na ja, vielleicht hast du Recht, aber ich glaube trotzdem …«
    Im Wald knackte ein Zweig.
    Keiner von beiden bewegte sich.
    Dann drehte sich Aschenmond halb herum. »Hinter dir, Sperling«, flüsterte sie. »Siehst du ihn?« Er folgte ihrem Blick und sah sofort den Mann durchs Unterholz kriechen. Ohne einen Laut zu verursachen, hob Sperling seinen Bogen auf, zog einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Sehne. »Wer ist das? Kannst du ihn erkennen?«
    »Nein, ich…« Sie kniff die Augen zusammen. »Warte. Das könnte Maishülse sein.« Die kahlen Stellen auf dem Büffelmantel des Händlers hoben sich dunkel von dem glänzenden Fell ab. Sperling legte eine gewölbte Hand an den Mund und rief: »Maishülse?«
    Der Mann hastete vorwärts, stolperte, schlitterte durch den Schnee. Feuchte Haarsträhnen umrahmten seine gebrochene Nase und die fauligen Zähne. »Ja! Ich bin's. Nicht schießen!«
    »Was machst du hier?«, verlangte Aschenmond zu wissen. »Ich dachte, es wäre abgemacht, dass wir uns am Fuße von Lost Hill treffen?«
    »Das ist richtig, Anführerin, so war es abgemacht«, antwortete Maishülse eilfertig. Er blieb keuchend stehen und beugte sich vor, um wieder zu Atem zu kommen. »Aber Springender Dachs hat vor, euch dort aufzulauern und zu töten.«
    Aschenmonds Gesicht verwandelte sich in eine steinerne Maske.
    »Ich schwöre, ich habe davon nichts gewusst!«, stieß Maishülse aufgeregt hervor.
    »Was ist geschehen?«, erkundigte sich Aschenmond. »Erzähl es uns,

Weitere Kostenlose Bücher