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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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erleichtert, dass er keine Läufer in die umliegenden Dörfer schicken musste, um Hilfe zu erbitten. Solche Anliegen beschämten ihn, aber mehr noch, er wollte keine Gefälligkeiten in Anspruch nehmen, wenn es nicht dringend erforderlich war. Ganz bestimmt nicht allein auf das Geschwätz eines berüchtigten Händlers wie Maishülse hin. »Seid gegrüßt«, sagte Wilde Rose mit einem Lächeln. Ihre Jugend und ihre Schönheit rührten Lahmer Hirschs Herz jedes Mal. Ihr langes schwarzes Haar schimmerte rötlich im warmen Licht des Feuers. »Sei gegrüßt, meine Schwester«, antwortete Lahmer Hirsch. »Wie ich sehe, warst du im Wald Holz sammeln. Ich hoffe, du hast auch ein paar Zweige für mein Feuer mitgebracht. Diese lächerlichen Gerüchte haben mich den ganzen Tag über von der Arbeit abgehalten-«
    Rote Pfeife unterbrach ihn, indem er sich an Polterer wandte: »Wie geht es dir, mein Kind?«, erkundigte er sich freundlich.
    Die Augen von Polterer schienen sich zu weiten. Er machte einen vorsichtigen Schritt nach vorn wie eine Katze auf der Jagd; seine Mokassins verursachten nicht den geringsten Laut. »Was wolltest du mich fragen, Rote Pfeife?«
    Rote Pfeife zögerte einen Moment und sagte dann: »Wir haben heute erschreckende Neuigkeiten gehört. Und deshalb wollten wir dich fragen, ob du vielleicht etwas geträumt hast. Etwas von einem Überfall möglicherweise?«
    Polterer schien nicht zu atmen. Nach einer Weile drehte er den Kopf und starrte in die Richtung, wo die Hütte seiner Mutter stand. Sein Hund, Steinmantel, ließ sich vor seinen Füßen auf den Bauch plumpsen und winselte leise.
    »Sieh nur«, flüsterte Polterer.
    Rote Pfeife kniff die trüben alten Augen zusammen und folgte dem Blick des Jungen. Wilde Rose legte das Holzbündel ab und klopfte sich die Erde und die Rindenreste von ihrem weißen Umhang. »Was ist los, Polterer? Was hast du …?«
    »Wer ist das?«
    Steinmantel bellte.
    Lahmer Hirsch stand auf und legte schnell die Hand auf den Hirschhorndolch, den er am Gürtel trug. Sein Puls raste. »Wen meinst Du?«
    »Dieser Junge«, sagte Polterer so leise, dass man ihn kaum verstand. »Dieser kleine Junge.« Lahmer Hirsch trat vom Feuer weg und stellte sich hinter Rote Pfeife, um dessen Rücken zu decken. »Ich sehe niemanden«, sagte er und blickte den alten Mann fragend an.
    Der alte Häuptling schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht.«
    Wilde Rose runzelte die Stirn und strich ihrem Sohn übers Haar. »Polterer, wo ist dieser Junge?« Polterer starrte stumm in die Ferne.
    Rote Pfeifes runzlige Lippen bewegten sich. »Wo kommt dieser Junge her, Polterer? Ist er einer unserer ehrwürdigen Ahnen? Oder ein Waldgeist?«
    Polterer setzte ganz langsam einen Fuß vor den anderen, machte einen zaghaften Schritt auf die Hütte seiner Mutter zu. »Er sagt, ihr braucht keine Läufer auszusenden. Es wird keinen Überfall geben.« Erleichterung und Beklemmung mischten sich in Lahmer Hirschs Brust. Er und Rote Pfeife drehten sich gleichzeitig um und starrten sich an. Wilde Rose studierte den Ausdruck auf ihren Gesichtern. »Wer, glaubtest du, wollte uns angreifen?«, fragte ihn Wilde Rose.
    Lahmer Hirsch wollte gerade antworten, da stieß Polterer einen durchdringenden Schrei aus. »Nein« Steinmantel sprang jaulend hoch, legte die Vorderpfoten an Polterers Brust und starrte dem Jungen geradewegs in die weit aufgerissenen Augen.
    Polterer schien den Hund überhaupt nicht zu bemerken. Er stand da wie eine geschnitzte Holzstatue, die kurzen Arme und Beine angespannt, als wappne er sich gegen einen Hurrikan. »Warum?«, flüsterte er, offenbar einer Stimme lauschend, die die anderen nicht hören konnten. Lahmer Hirschs Blick suchte die leere Fläche zwischen zwei Hütten ab. Nicht einmal ein Windhauch zupfte an dem gefrorenen Wintergras.
    »Polterer?« Wilde Rose kniete sich neben ihren Sohn auf den Boden. »Was geht hier vor? Erzähl es mir.«
    »Oh, Mutter!«, schluchzte er. »Sie kommen hierher. Sie kommen wegen uns!«
    »Wer? Wer kommt wegen uns?«, fragte sie mit Schreckerfüllter Stimme.
    Lahmer Hirsch wurde es immer ängstlicher zumute. Dieser Junge hatte unmenschliche Augen; schwärzer als schwarz, und so alt, als ob die Seelen, die in diesem verkrüppelten Körper wohnten, schon mehr Jahrhunderte erlebt hatten, als Lahmer Hirsch zählen konnte. Er ballte die Hände zu Fäusten, um sich zu beruhigen. »Nun sag schon, Polterer«, drängte er. »Wer kommt wegen uns? Springender Dachs?«
    Plötzlich liefen

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