Voyeur
hochzukriegen.»
«Mein Gott.» Ich schaute wieder zu der Frau. Zwei Männer sprachen bereits mit ihr. «Um was hast du bloß mit ihr gewettet?»
«Wer verliert, muss einen Tag lang der Sklave des Gewinners sein. Er muss alles tun, was der andere will.» Ein ziemlich
unangenehmes Lächeln bemächtigte sich seiner Lippen. «Ich habe schon ein, zwei Ideen für den Fall, dass sie verliert.» Er
zuckte mit den Achseln. «Aber sie hätte auch für eine Packung Chips mitgemacht. Angie ist zu allem bereit. So, und jetzt
könntest du mal wie versprochen einen Drink machen und mir das glückliche Paar zeigen.»
Ich schaute mich vorsichtig nach Anna und Marty um. «Sie stehen links von dir am Ende des Zimmers. Was willst du trinken?»
|51| «Einen Manhattan. Für Angie auch. Die hast du vergessen zu fragen.» Er blickte sich um. «Die mit dem dunklen Haar und dem
schwarzen Kleid?»
«Ja.»
Er hob seine Augenbrauen. «Nicht übel. Und ich verstehe, was du gemeint hast mit dem Freund. Kein Wunder, dass du angepisst
bist.»
«Genau.»
«Er muss einen großen Schwanz haben.» Mir schwappte der Wermut auf den Tisch. Zeppo grinste. «Sorry.»
Ich reichte ihm die Drinks und wischte teilnahmslos die verschüttete Flüssigkeit auf. «Ich halte solche Äußerungen wirklich
nicht für angemessen», sagte ich. «Ich hoffe, du kannst dich zusammenreißen, wenn du mit Anna sprichst.»
Er grinste blöd. «Ich werde ein perfekter Gentleman sein, keine Angst.»
Angesichts seines seltsamen Benehmens war das leichter gesagt als getan. «Wann willst du anfangen?»
Er zuckte mit den Achseln. «Am besten sofort. Ich werde Angie von den Typen da weglotsen, bevor sie die beiden ins Schlafzimmer
zerrt, und dann können wir alle rübergehen.»
Ich ignorierte meine Zweifel und führte die beiden zu Anna und Marty. Sie unterhielten sich gerade mit einer Frau mittleren
Alters, einer Bekannten von mir, die ein Geschäft für Innenarchitektur führte.
«Ich würde euch gerne Angie und Zeppo vorstellen», sagte ich. Nachdem ich alle miteinander bekannt gemacht hatte, wandte
ich mich an Marty. «Da ist jemand, den Sie kennenlernen sollten. Ein Landsmann von Ihnen.»
|52| «Ach so … ja, okay.» Er warf Anna schnell einen Blick zu, als ich ihn wegführte und so tat, als wäre mir seine Lustlosigkeit nicht
aufgefallen.
«Ich bin mir sicher, dass Sie das Gespräch mit ihm genießen werden», sagte ich und brachte Marty zu dem anderen Amerikaner,
einem Mann, den ich kaum kannte und den ich nur zu diesem Zweck eingeladen hatte. Ich ließ die beiden allein, tauschte einen
Blick mit Zeppo aus und nickte knapp. Kurz danach sah ich, wie sich die Frau, die er mitgebracht hatte, von der Gruppe
löste und zu dem Tisch mit den Drinks ging. Doch anstatt danach zu Zeppo zurückzukehren, stolzierte sie hinüber zu Marty,
der mit gelangweilter Mine dem älteren Amerikaner zuhörte. Die Unterbrechung schien ihn zu erfreuen.
Ich schenkte mir einen neuen Drink ein und versuchte mich zu entspannen. Dann fiel mir auf, dass die Innenarchitektin noch
immer mit Anna und Zeppo redete. Ich ging zu ihnen.
«Meine liebe Miriam, fast hätte ich es vergessen. Sie müssen mitkommen und sich meine neue Errungenschaft anschauen. Ich
habe sie aus rein kommerziellen Gründen gekauft, und ich würde gern Ihre Meinung hören. Ich persönlich finde das Bild schrecklich,
aber ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen gefällt.»
Sie lachte. «Da könnten Sie recht haben.»
Ich erklärte es Anna und Zeppo. «Wir haben einen langjährigen Disput darüber, was sich als Kunst qualifiziert und was bloß
ein Designobjekt ist, und ich brenne schon eine Ewigkeit darauf, ihn mit dieser besonderen Monstrosität anzufeuern.»
|53| «Donald, Sie sind ein totaler Anachronismus», sagte Miriam. «Manchmal mache ich mir Sorgen um Sie.»
«Dann besteht ja noch Hoffnung für mich. Aber ich glaube, nicht einmal Sie können dieses abscheuliche Machwerk verteidigen.
Ehrlich gesagt, kann ich es kaum erwarten, es zu verkaufen. Ich habe es nur behalten, um es Ihnen zu zeigen.» Ich nahm
ihren Arm und führte sie davon. Das Gemälde befand sich in einem anderen Zimmer. Als wir hinausgingen, schaute ich mich um.
Anna lachte gerade über eine Äußerung von Zeppo. In der anderen Hälfte des Zimmers schienen Marty und die Frau in ein Gespräch
vertieft zu sein. Ich nahm beides als hoffnungsvolle Zeichen und versuchte, nicht weiter zu spekulieren.
Kurz nach
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