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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Mitternacht verließen Zeppo und die Frau die Party. Ich hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, unter vier Augen mit
     ihm zu sprechen, doch soweit ich es beurteilen konnte, hatte es keine Wiederholung seines seltsamen Verhaltens gegeben.
     Immerhin hatten er und die Frau beträchtliche Zeit allein mit ihren zukünftigen – wenn auch unwissenden – Partnern verbracht,
     was ermutigend war.
    «Ich rufe dich morgen an», sagte er, als ich sie zur Tür brachte. Ich verbarg meine Ungeduld und verabschiedete sie.
    Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, wollten auch Anna und Marty aufbrechen. Ich musste sie kurz im Flur allein lassen, um
     mich um ein Glas Rotwein zu kümmern, das irgendein Idiot umgekippt hatte. Als ich zurückkam, bemerkten mich die beiden nicht.
     Marty stand hinter Anna und half ihr in den Mantel. Während sie hineinschlüpfte, beugte er sich vor und küsste sie sanft
     auf den Nacken. Sie lächelte, ohne |54| sich umzudrehen, und neigte leicht den Kopf. Der Moment war spontan und intim, und ich konnte es nicht ertragen, Zeuge
     zu sein. Ich räusperte mich und ging schnell zu ihnen.
    «Fertig?», sagte ich fröhlich. «Ich danke Ihnen beiden fürs Kommen.»
    Sie waren ein Stück auseinandergewichen, als sie mich gehört hatten. Anna lächelte. «Danke für die Einladung. Es hat uns
     wirklich gefallen.» Marty spielte mit seiner Brille herum und brummte zustimmend.
    Ich konnte meine Neugier nicht unterdrücken. «Entschuldigen Sie, dass ich den ganzen Abend kaum Gelegenheit hatte, mit Ihnen
     zu sprechen. Ich hoffe, Sie haben interessante Gesprächspartner gefunden. Eigentlich sollte ich es nicht sagen, aber manche
     der Gäste waren ein wenig langweilig, auch wenn es meine Freunde sind.»
    «Nein, es war nett. Wirklich.»
    Sie waren eindeutig auf dem Sprung. Ich sagte gute Nacht und ließ sie gehen. Als ich die Tür schloss, war ich enttäuscht.
     Alles war eingefädelt, doch jetzt musste ich warten, bis ich etwas von Zeppo hörte. Bei dem Gedanken, dass Anna mit Marty
     nach Hause ging, gesellte sich zur Frustration eine bereits vertraute Leere. Ich blieb im Flur stehen, bis beide Gefühle
     auf ein erträgliches Maß abgeflaut waren, und ging dann zurück zu den verbliebenen Gästen. Ich gab ihnen noch eine halbe
     Stunde und begann sie dann nach Hause zu schicken.
    Ich hatte kein Interesse mehr daran, Gastgeber zu sein.
     
    *
     
    |55| Den ganzen Morgen versuchte ich erfolglos, Zeppo zu erreichen. Doch als er mich schließlich am Nachmittag anrief, war ich
     zu neugierig auf seine Ausführungen, um mich zu beschweren.
    Er klang zufrieden mit sich. «Es gibt gute und schlechte Nachrichten. Die schlechte ist, dass Angie mit Mr.   Universum eine Niete gezogen hat.»
    «Du meinst Marty?»
    «Um den ging es doch, oder?»
    Enttäuschung kam in mir auf. «Ich dachte, du hättest gesagt, sie würde es eine Woche lang probieren. Gibt sie nicht ein
     bisschen leichtfertig auf?»
    «Du kennst Angie nicht. Wenn sie der Meinung wäre, dass eine Chance besteht, so klein sie auch sein mag, würde sie nicht
     aufgeben, ehe sie ihm die Hose vom Leib gerissen hat. Wenn sie also meint, dass es sinnlos ist, dann ist es auch so.»
    «Vielleicht hat sie es auf die falsche Art versucht?»
    «Angie doch nicht. Glaub mir, Donald, sie weiß, was sie tut. Er wollte einfach nichts von ihr wissen. Sehr höflich und
     so weiter, aber er hat ihr einen Korb gegeben. Sie war ziemlich angepisst deswegen. Sie ist es nicht gewöhnt, abserviert
     zu werden, erst recht nicht von so einem Langweiler wie ihm. Ihrer Meinung nach ist er entweder schwul oder irgendein Spinner.»
    Es gab noch eine dritte Möglichkeit, und die war wesentlich entmutigender. Ich musste daran denken, wie Marty Annas Hals
     geküsst hatte. «Vielleicht ist er Anna einfach treu.»
    «Das meinte ich ja mit Spinner. Um so ein Angebot abzulehnen, muss er noch bescheuerter sein, als er aussieht. Klar, |56| Anna ist nicht übel, aber sie spielt ja wohl kaum in Angies Liga.»
    Dem stimmte ich von ganzem Herzen zu, wenn auch nicht so, wie Zeppo es meinte. In meinen Augen war die Blondine auf eine
     aufdringliche, angeberische und rein äußerliche Art schön. Anna dagegen hatte Klasse.
    «Und was ist die gute Nachricht?»
    Am anderen Ende war ein leises Kichern zu hören. «Die gute Nachricht ist, dass Angie eine großartige Sklavin ist.»
    «Sie ist aber jetzt nicht da, oder?»
    «Beruhig dich, Donald. Sie ist in einem anderen Zimmer und kann nichts hören.»
    Ich

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