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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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zögernd.
    «Ja?»
    Ihr Lächeln wurde breiter. «Gut. Dachte ich mir doch.»
    Ich starrte sie an. Ich hatte keine Ahnung, wer sie war. «Entschuldigen Sie, aber ich   …»
    «Ach, das liegt an diesem Ding.» Sie nahm die Brille ab. Es änderte nichts. «Margaret Thornby. Sie sind mir letzte Woche
     in den Wagen gefahren.»
    Da erkannte ich sie natürlich. «Oh», war alles, was mir über die Lippen kam.
    «Ich habe Sie kommen sehen, aber ich war mir erst nicht ganz sicher, ob Sie es sind.» Sie sprach leise, da der Auktionator
     das nächste Objekt vorstellte. «Wollen wir kurz rausgehen? Hier drinnen können wir nicht reden.»
    Im Grunde wollte ich nirgendwo mit ihr sprechen. Aber sie huschte bereits in den Gang. Ich hatte keine andere Wahl, als ihr
     zu folgen.
    «So, hier ist es besser.» Sie schenkte mir ein Lächeln. Ich erwiderte es nicht. Erst zu spät war mir aufgegangen, dass sie
     mir erneut die Schuld für den Unfall gegeben hatte, wenn auch in einem wesentlich freundlicheren Ton dieses Mal. «Ich bin
     wirklich froh, dass ich Sie gesehen habe. Ich habe |61| mich nämlich schon gefragt, wie Sie nach unserem kleinen Zusammenstoß letzte Woche klargekommen sind.»
    Sie war tatsächlich seltsam freundlich. «Mein Wagen musste abgeschleppt werden», entgegnete ich, etwas steifer als beabsichtigt.
     «Der Kotflügel musste ausgetauscht werden. Ich benutze immer noch einen Mietwagen.»
    «Ach, das tut mir leid. Bei meinem musste nur das Seitenlicht erneuert werden, es hätte also schlimmer kommen können.»
    Ich sagte nichts.
    «Eigentlich wollte ich mich schon die ganze Zeit bei Ihnen melden», fuhr sie fort. «Nachdem ich mich beruhigt hatte, wurde
     mir klar, dass ich vielleicht ein bisschen   … äh, ein bisschen aggressiv gewesen bin. Damit will ich nicht sagen, dass es meine Schuld war oder so. Aber ich glaube,
     ich habe ein bisschen übertrieben.»
    Mit einer Entschuldigung hatte ich nicht gerechnet. Ich war mir nicht sicher, wie ich reagieren sollte. Aber sie ließ mich
     gar nicht zu Wort kommen.
    «Ich war schrecklich in Eile, müssen Sie wissen. Ich war verabredet und bereits zu spät dran. Ich komme nicht oft in die
     Stadt, und wenn, dann vermeide ich eigentlich immer den Berufsverkehr. Doch ich wollte meinen Sohn vom Bahnhof abholen –
     er ist gerade aus Indien zurückgekommen, das heißt, er war gerade zurückgekommen   –, deshalb musste ich in den sauren Apfel beißen. Ich hatte gehofft, frühzeitig da zu sein, weil ich ihn nicht in der Kälte
     warten lassen wollte, nachdem er sich an das heiße Klima gewöhnt hatte. Aber ich habe die Fahrtzeit falsch eingeschätzt,
     und statt wie geplant um halb neun dort zu sein, steckte ich um Viertel nach noch |62| im Verkehr fest. Als wir dann unseren kleinen Unfall hatten, brachte er das Fass zum Überlaufen, und ich fürchte, das habe
     ich an Ihnen ausgelassen.»
    Sie setzte eine reumütige Miene auf. «Ich habe Sie nicht einmal gefragt, ob mit Ihnen alles Ordnung ist. Sie sahen ein bisschen
     mitgenommen aus, aber das war ich wohl auch. Und als ich zum Bahnhof kam, stellte ich fest, dass Damiens Zug über eine
     halbe Stunde Verspätung hatte, ich war also doch noch rechtzeitig dort.»
    Sie zuckte leicht mit den Achseln. «Wie auch immer, ich bin froh, dass ich Sie getroffen habe, um die Sache richtigstellen
     zu können. Wahrscheinlich hatten Sie einen furchtbaren Eindruck von dieser schrecklichen Frau, die Sie wie eine Verrückte
     angeschrien hat. Normalerweise ist das nicht meine Art. Jedenfalls nicht oft», sagte sie lachend. «Entschuldigen Sie, ich
     rede und rede. Aber ich wollte mich mit Ihnen in Verbindung setzen, um die Sache zu bereinigen. Schließlich gibt es keinen
     Grund für uns, nur wegen eines Unfalls unvernünftig zu werden. Wir sollten die Sache von unseren Versicherungen klären lassen.
     Dafür bezahlen wir sie ja schließlich, nicht wahr? Und die Beiträge sind sowieso hoch genug, oder?»
    Sie sah mich erwartungsvoll an und wartete auf meine Reaktion. Benommen von ihrem Monolog, fiel mir spontan nichts Sinnvolles
     ein. «Ja, ich   … äh, das klingt   …» Ich nickte, ohne zu wissen, wozu ich eigentlich zustimmte. Sie strahlte mich an.
    «Ach, schön! Ich bin so froh, dass wir die Sache klarstellen konnten. Aber jetzt lasse ich Sie gehen. Ich will Sie nicht
     aufhalten.» Meine Erleichterung war voreilig. Sie fuhr, fast ohne innezuhalten, fort. «Sind Sie beruflich oder privat hier?»
    |63| «Äh   …

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