VT03 - Tod in den Wolken
Wolkenstadt des Kaisers ist all das zu finden? Darum schicken wir unsere mutigsten Männer mit dem Gruh und dem Kilmalier nach Wimereux-à-l’Hauteur! Der Kaiser wird das Land von den Gruh befreien! Voilá!« Kaum hatte er den letzten Satz beendet, brach tosender Jubel aus.
Die düstere Miene der Prinzessin hellte sich auf. Obwohl sie sich ärgerte, dass nicht ihr diese geniale Lösung eingefallen war, schenkte sie ihrem Berater ein anerkennendes Lächeln. Sie erhob sich von ihrem Thron und trat nach vorn, um sich feiern zu lassen.
Nabuu stand immer noch bei dem Leichnam des Gruh. Fassungslos beobachtete er, wie die Prinzessin wohlwollend ihre dicken Hände in die jubelnde Menge streckte. Waren denn hier alle verrückt geworden? Warum schickte diese dumme Person nicht einfach ihre eigenen Soldaten nach Kilmalie?
Neben ihm regte sich der Kommandant. »Packt das Ding da in Eis und macht sofort das Luftschiff startklar!«, befahl er einem Soldaten in seiner Nähe.
»Aber wir haben keine Zeit für eine weitere Reise!«, brach es aus Nabuu heraus. »Mit dieser Verzögerung riskiert Antoinette nicht nur das Leben ihrer Schwester, sondern auch das meines Volkes!«
Der Spitzbart zuckte zusammen, als hätte Nabuu ihm einen Kinnhaken verpasst. Er senkte seinen Blick zu Boden, und sein breiter Schädel machte die Andeutung einer Verbeugung. Sie galt der Prinzessin, die hinter den Kilmalier getreten war.
Erst jetzt spürte Nabuu ihren warmen Atem in seinem Nacken. Leise zischte ihre Stimme an sein Ohr: »Der Kaiser wird auch darüber befinden, ob er als freier Mann in sein Dorf zurückkehren darf oder nicht!«
***
Kilmalie
Männer und Frauen hämmerten Holzbohlen vor die Fenster ihrer Häuser. Sambui und Lokosso, die beiden Dampfmeister, riefen den Kilmaliern am Stadttor Anweisungen zu. »Verrammelt das Tor! Von oben bis unten!«
Einer der jungen Burschen auf den Palisaden protestierte. »Wir brauchen Tage, bis wir die Verschlage wieder lösen können!«
»Na und? Bis die Truppen Antoinettes hier eintreffen, verlässt sowieso niemand mehr Kilmalie!«, entgegnete Sambui.
Vor dem Ratshaus beobachtete die Dorfoberste das Treiben ihrer Leute. »Meinst du, es wird sie aufhalten?«
Zhulu hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, Fakalusa. Es wird geschehen, was zu geschehen bestimmt ist.«
Fakalusa strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wenn ihnen bestimmt war, von diesen Gruh gefressen zu werden, so hoffte sie inständig, dass Ngaai ein Einsehen mit ihnen hatte. Wieder dachte sie an Vietsge und deren Enkel, und an Lumgo und seinen Neffen.
Nachdem sie vor zwei Tagen nicht zurückgekehrt waren, hatte Fakalusa Suchtrupps ausgeschickt. Heute Morgen kehrten sie zurück. Sie brachten die Speere und den Korb der Apothekerin. Die Kräuter waren verwelkt und die Wurzeln darin vertrocknet. Von den fünf Menschen fehlte jede Spur. »Aber in der Senke hinter dem Wall ist Blut geflossen«, berichtete der Führer des Suchtrupps. »Aber jede Spur verlief sich am kleinen Fluss, jenseits des Akazienhains.«
Obwohl niemand es aussprach, war allen klar: Die Gruh waren auf Raubzug. So sehr hatten die Kilmalier gehofft, dass mit dem Einsturz der Großen Grube die Kreaturen für immer begraben wären. Doch vergebens!
Nach langer Beratung mit den Ältesten und Zhulu, ihrem Quarting, beschloss die Dorfoberste, die Zugänge Kilmalies zu verbarrikadieren. »Jedes Loch, jede Ritze soll verschlossen werden! Niemand mehr soll in die Stadt hinein, noch aus ihr heraus kommen! Die Wachen auf den Palisaden werden verstärkt! Und ihr alle tut gut daran, wenn ihr nachts eure Fenster und Türen sichert.«
Sie war noch nicht fertig mit ihrer Rede, als schon die Ersten davon sprangen, um ihre Anweisungen zu beherzigen. Gut so , dachte Fakalusa. Solange die Leute beschäftigt sind, spüren sie nicht ihre Angst!
Nachdenklich betrachtet sie den Quarting: Seine grauen Augen waren in die Ferne gerichtet. In seinem Gesicht war nicht die geringste Regung zu finden. Ob er an seinen Triping dachte, an Nabuu? Er war jetzt ihre einzige Hoffnung.
***
Das Licht der Morgensonne tauchte die Plateaus der Araaras in warmes Orange. Die kleine Hügelkette lag im Westen des Victoriasees. Nach dem großen Beben und den vielen Vulkanausbrüchen der letzten zweihundertfünfzig Jahre hatte sich neue Landmasse um den See gebildet.
Nabuu schöpfte Kakaulatee aus dem Kessel über dem herunter gebrannten Feuer. Er tat es langsam und leise. Er wollte nicht die
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