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VT03 - Tod in den Wolken

VT03 - Tod in den Wolken

Titel: VT03 - Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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sie entdeckt hatte, war es zu spät gewesen, sie in die Stadt zurück zu bringen.
    Bei Ngaai, was hatte die Alte getobt. Seither trotteten die Kinder mit eingezogenen Köpfen den Erwachsenen hinterher. Kein Mucks war von ihnen zu hören. Vorhin hatte Sefga sie am Akazienhain gesehen, keine hundert Schritte entfernt.
    Während er sich auf den Weg zum Hain machte, stieß Vietsge gerade auf das, wonach sie so lange gegraben hatte: Unomema! Elfenbeinfarben schimmerten ihr die Wurzeln entgegen. Fein gehackt, in der Sonne getrocknet und als Tee zubereitet, würden sie für die nächsten Wochen reichen, um vielen Menschen in der Stadt Ruhe zu schenken oder wenigstens einige Stunden Schlaf zu bescheren.
    Vorsichtig hob die alte Apothekerin die möhrenförmigen Wurzeln aus dem Erdreich. Sie legte eine nach der anderen in ihren Weidenkorb. Zufrieden betrachtete sie ihre Ernte. Jetzt hatte sie alles, was sie brauchte: Teufelskralle zur Wundbehandlung, reichlich Blüten und Wurzeln der Unkalingo, die wie Antibiotika wirkten, Mohn zur Betäubung bei kleineren Operationen und Knoobel zur Desinfektion.
    Plötzlich riss ein markerschütternder Schrei sie aus ihren Gedanken. Der Mulattin fiel der Korb aus den Händen. Loomi! Toosge! Gerade eben noch hatten ihre beiden Enkelsöhne vor dem Akazienhain gespielt. Jetzt war der Platz leer.
    Vietsge glaubte Sefga zwischen den Bäumen zu sehen. Ohne lange nachzudenken rannte sie los. »Loomi, Toosge!« Ihr Herz trommelte wild gegen ihre Brust. Was nur war geschehen? Die Gruh? Unmöglich! Die Große Grube war viele Kilometer entfernt. Ihr Atem rasselte, während sie sich zwischen den dicht stehenden Baumstämmen hindurch kämpfte.
    Hinter sich hörte sie Lumgo rufen: »Bleib stehen, alte Närrin!« Aber Vietsge blieb nicht stehen. Ihre Beine bewegten sich automatisch vorwärts. Immer weiter, immer tiefer hinein in das Dickicht. Dornen rissen ihre Haut auf, Buschwerk zerrte an ihren Kleidern, Äste peitschten in ihr Gesicht. »Loomi, Toosge!«, rief sie wieder und wieder.
    Plötzlich versperrte ein Erdwall den Weg. Keuchend blieb sie stehen. Knackende Geräusche vermengten sich mit Vogelstimmen und dem Rauschen der Baumkronen.
    Vietsge atmete auf. Natürlich, die Kinder spielten in der Senke hinter dem Wall. Wie oft hatten sie von diesem Platz erzählt. »Loomi, Toosge! Verflucht, kommt da raus! Ich werde euch die Hammelbeine lang ziehen, mir solch einen Schrecken einzujagen!« Die Alte schmunzelte fast schon wieder, als sie an die runden Gesichter der kleinen Jungen dachte. Sie nestelte an ihrem roten Kopftuch, das bei der Jagd durch den Hain verrutscht war. »Nun kommt schon!«, rief sie.
    Aber die beiden kamen nicht. Eine Blauracke stieß einen hellen Pfiff gen Himmel. Eine Schlange raschelte durch das Unterholz. Das Knacken hinter dem Wall war verstummt. Etwas berührte Vietsges Schulter. Schreiend fuhr sie herum – und blickte in die erschrockenen Augen von Lumgo. »Willst du mich umbringen, du dummer Mensch!« Die Apothekerin stieß gegen die breite Brust des Mannes.
    »Hast du sie gefunden?« Unruhig schaute Lumgo sich um.
    »Nein! Ich glaubte sie hinter dem Wall gehört zu haben, aber –«
    Lumgo wartete das Ende ihres Satzes nicht ab. »Wo ist Sefga?«
    Vietsge bemerkte die Panik in der Stimme des Kilmaliers. »Eben war er noch vor mir… glaube ich.«
    »Warte hier!« befahl Lumgo. Geduckt, mit erhobenem Speer bewegte er sich entlang dem Wall. Am Ende des Erdhügels angekommen, schob er seinen schwitzenden Körper durch mannshohes Gebüsch.
    Vietsge folgte ihm langsam. Auf der anderen Seite des Gestrüpps breitete sich eine kleine Senke aus. Braune Farnflechten, von kleinen Moospolstern unterbrochen, bedeckten den Boden. Wie eine Salzsäule verharrte Lumgo vor einem Knäuel aus verdorrtem Buschwerk. »Geh weg, Vietsge!«, flüsterte er heiser.
    Aber die alte Mulattin dachte nicht daran. Sie schob sich an ihm vorbei und starrte auf den Boden. Ein Bild des Grauens bot sich ihr: Ihre Enkel lagen mit verdrehten Gliedern zwischen den Dornen. Ihre großen leeren Augen glotzten in den Himmel. Die Schädeldecken der kleinen Köpfe waren aufgebrochen und ihr Blut tränkte den trockenen Boden.
    Die Apothekerin schwankte. Ein erstickter Laut drang aus ihrer Kehle. Sie biss sich in die geballte Faust und stolperte einige Schritte rückwärts. Sie trat auf eine weiche Erhebung und rutschte nach hinten weg. Verwirrt versuchte sie wieder auf die Beine zu kommen. Dabei entdeckte sie den leblosen

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