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VT05 - Tag der Vernichtung

VT05 - Tag der Vernichtung

Titel: VT05 - Tag der Vernichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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nur gespannt. Percival wusste, dass van Dam ihn am liebsten an van der Groot ausliefern würde, um sich damit einen Bunkerplatz zu sichern.
    Seine Frau jedoch spielte nicht mit.
    »Wir wollen den Bunker angreifen und erobern.«
    »Das ist doch Wahnsinn!«, rief van Dam.
    »Es ist die einzige Möglichkeit, die Katastrophe zu überleben«, sagte Vera van Dam. Percival bewunderte ihre Fähigkeit, rasche Entscheidungen zu treffen.
    »Kommt nicht in Frage!«, beharrte ihr Mann.
    »Du brauchst ja nicht mitmachen!«, rief eine Holländerin namens Maren Verbeek. Sie gehörte zu der Safarigruppe, die sich seit Monaten am Kilimandscharo aufhielt. In der Gruppe wurden gemunkelt, dass sie van der Groot persönlich kannte.
    »Wir müssen es wenigstens versuchen«, sagte Leila Dark.
    Percival blickte sich unter den etwa sechzig Männern und Frauen um. Die meisten waren Weiße. Einige versteckten sich seit Monaten hier im Buschland am Fuß des Kilimandscharo vor den Mordschwadronen des Tyrannen. »Greifen wir doch einfach auf eine gute alte britische Tradition zurück und stimmen ab«, sagte Percival. »Wer ist dafür, dass wir uns mit diesen Leuten gegen van der Groot und den Präsidenten verbünden?« Fast alle hoben die Hand.
    Zwei Stunden später machten sich Percival und Vera van Dam auf den Weg zu den Engländern. Zuvor hatten sie Boten aus der Safarigruppe losgeschickt, um auch die Flüchtlinge aus Kenia für den Friedensschluss mit den Engländern und für einen Angriff auf den Bunker zu mobilisieren.
    Sie trafen die Führungscrew der Briten unter einem Affenbrotbaum.
    Drei schwer bewaffnete schwarze Burschen hockten bei ihnen. Obwohl die Knaben höchstens fünfzehn waren, trugen sie Uniformen. Einer hatte eine Flugabwehrrakete vor sich auf dem Boden liegen.
    Der Anführer der Briten war ein breit gebauter Mann von höchstens fünfundzwanzig Jahren. Er trug einen Anzug aus abgewetztem Leder und darüber einen Umhang mit einer verblichenen Teufelsfratze. Sein kantiger und mächtiger Quadratschädel war kahl und, genau wie sein Gesicht, rot bemalt. Seine vollen Lippen hatte er sich schwarz geschminkt.
    Erst als Percival ihm gegenübersaß, fiel es ihm wie eine schwarze Binde von den Augen und er begriff, wen er vor sich hatte: Es war Carlo, der Frontmann jener Hell Metal Band, die er zwei Jahre zuvor in Aachen bei einem grausigen Ritual beobachtet hatte.
    »Wie zum Teufel kommt ihr hierher?« , entfuhr es ihm.
    »Was soll der Ton, Mann!«, blaffte Carlo zurück. »Keine Ahnung, wer du bist! Aber dass du im selben Boot sitzt wie ich, ist ja wohl klar! Arbeiten wir jetzt zusammen, oder nicht?!«
    »Um darüber zu reden sind wir hier«, sagte Vera. Mit beschwörendem Blick bedeutete sie Percival, sich zu zügeln.
    »Wie also stellt ihr euch den Angriff auf den Bunker vor?«
    Alles in Percival sträubte sich dagegen, ein Bündnis mit diesem Hassprediger und Okkultisten einzugehen. Doch er war nicht an den Affenbrotbaum gekommen, um seine persönlichen Interessen zu vertreten. Er war Gesandter der Safarigruppe.
    Also biss er die Zähne zusammen und überließ Vera die Verhandlungsleitung.
    »Wir haben eine Freundin im Bunker«, erklärte Carlo. »Vor ein paar Tagen haben wir Telefonkontakt mit ihr bekommen. Sie wird uns das Stahlgittertor und das Kuppelschott öffnen.«
    »Das sind gute Nachrichten.« Ein Leuchten ging über Veras Gesicht. »Wie viele seid ihr?«
    »Fast hundert inzwischen.« Carlo deutete auf die drei uniformierten Schwarzafrikaner neben ihm. »Diese Kids sind vor einer Woche zu uns gestoßen. Ehemalige Rebellen aus dem Norden Kenias; haben irgendwoher Wind von dem Bunker gekriegt.«
    »Ihr habt also noch mehr Waffen?« Vera runzelte die Stirn und beäugte die Schnellfeuergewehre der Knaben und die Sam-Rakete.
    Carlo nickte. »Und ihr?«
    »Ein paar Gewehre, ein paar Pistolen — nicht viel unterm Strich.« Die Gewehre samt Munition stammten aus dem Lager einiger Wildhüter, die im November zur Safari gestoßen waren.
    Die hatten sie Wilderern abgenommen.
    »Macht nichts, Hauptsache Leute«, sagte Carlo, nachdem er seine Enttäuschung heruntergeschluckt hatte. »Wenn das Tor erst einmal offen ist, brauchen wir eine große Menschenmenge, die das Gelände und den Bunker stürmt.«
    Kanonenfutter mit anderen Worten, lag es Percival auf der Zunge, doch er beherrschte sich und verkniff sich den Satz.
    »Einige unserer Leute versuchen bereits, die vielen Flüchtlinge aus Kenia für den Kampf zu gewinnen«, sagte Vera.

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