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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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hoffen,
dass er jetzt im Garten Gottes ein wunderbares Leben hat. Das Leben ist nicht
ausgelöscht. Es ist noch da. In unseren Herzen lebt Timo weiter.«
    Zum
Zeichen dafür zündete er eine Kerze an. »Diese Kerze dürfen Sie mit nach Hause
nehmen«, sagte er an Barbara gewandt. »Wann immer Sie die Kerze anzünden, wird
Ihr Sohn bei Ihnen sein.«
    Dann erklang ein Lied von Timos Lieblingssänger Justin Bieber: And there’s just no turning back,
    When your heart’s under attack,
    Gonna give everything I have,
    It’s my
destiny.
    Sphärische
Klänge, die sich in dieser Kirche merkwürdig anhörten. Obwohl sie es gewesen
war, die den Vorschlag gemacht hatte, überfiel sie plötzlich das Gefühl, dies
alles nicht mehr ertragen zu können. Abrupt stand sie auf und hastete auf den
Ausgang zu. Vorbei an den dunkel gekleideten Menschen, deren mitleidige Blicke
sie in ihrem Rücken spüren konnte.

39
     
    »Die Anzeichen verdichten sich,
dass der Täter die Verbrechen an beiden Kindern begangen hat. Zeitlich gesehen
liegen beide Taten dicht beieinander. Insofern scheint die Cool-down-Phase
dieses Täters kurz zu sein. Das heißt mit anderen Worten, wenn wir ihn nicht
schnellstens fassen, haben wir womöglich bald ein weiteres totes Kind zu
beklagen«, sagte Olsen.
    Als ob
uns das nicht schon längst klar wäre, dachte Franca.
    Berthold
Olsen strich über den grau melierten Schnurrbart und räusperte sich. An der
Wand hinter ihm hing eine Regionalkarte der Umgebung. »Das Verhalten des
Mörders kristallisiert sich immer klarer heraus.« Er tippte mit einem Laserpointer
auf eine der markierten Stellen im Rauscherpark. »Die hier zurückgelassenen
Kleidungsstücke des Jungen werden uns ein großes Stück weiterbringen.«
Anerkennend sah er in Frankensteins Richtung. »Unser Täterprofil wird immer
genauer. Aber natürlich kann ein Profil nur ein zusätzliches Hilfsmittel sein.
Gibt es inzwischen eine neue Spurenlage?«, fragte er den Kriminaltechniker.
    »Das
Gen- und Fasermaterial auf der Kleidung ist zwar noch nicht vollständig
ausgewertet, aber ziemlich vielversprechend. Ich bin sicher, auf unserer
nächsten Sitzung mehr darüber berichten zu können«, äußerte der Leiter der
Spurensicherung.
    Einige
Sekunden lang ertappte sich Franca, dass sie dabei war, sich in eine andere
Welt zu träumen, eine Welt, in der es nur Wärme, Zärtlichkeit und keine Gewalt
gab. Sie blinzelte irritiert, rief sich sofort zur Räson und folgte weiter
konzentriert dem Verlauf des Gesprächs.
    Die
EDV-Spezialistin Renate Julien berichtete, dass die eigens für diesen Fall
eingerichtete Homepage großen Zuspruch erhielt und sehr oft angeklickt wurde.
Allerdings recht gleichmäßig von unterschiedlichen Leuten. Das besondere
Interesse einer einzelnen Person, wie sie sich erhofft hatte, war nicht
abzuleiten.
    Die
einzelnen Puzzleteile begannen sich immer mehr zu einem vielversprechenden
Ganzen zusammenzusetzen. Das hatten sowohl der Staatsanwalt als auch Osterkorn
anerkennend geäußert. Ein Erfolg, der sich hoffentlich bald abzeichnete, war
bitter nötig.
    »Insgesamt
ist er sehr geplant vorgegangen«, kommentierte Berthold Olsen die
Handlungsweise des Täters. »Er hat ein Auto gestohlen, um damit ein Verbrechen
zu begehen. Er hat vorsätzlich einen Unfall provoziert, hat den Jungen dadurch
in seine Gewalt gebracht und ist mit ihm an einen abgelegenen Ort gefahren. Der
Rauscherpark ist tagsüber meist gut besucht, besonders jetzt im Sommer. Aber
bei Dunkelheit so gut wie menschenleer. Der Tatort, die Höhle, liegt versteckt
hinter wucherndem Gebüsch. Dort konnte er ungehindert sein Vorhaben ausführen
ohne die Befürchtung, entdeckt zu werden.«
    Brock
schob seinen Stuhl zurück, ein Geräusch, das kurz die Aufmerksamkeit der
anderen auf sich zog.
    »Alles
war sorgfältig vorbereitet«, fuhr Olsen fort. »Utensilien, die für seine Tat
notwendig waren, trug er bei sich. Darunter Kabelbinder, um den Jungen zu
fesseln und handlungsunfähig zu machen, sowie Kerzen, die er unter anderem dazu
benutzt hat, das Innere der Höhle zu erleuchten. Vielleicht sogar, um eine
romantische Stimmung zu erzeugen.«
    »Was?«
Brock schrie es fast. »Romantisch? Ich glaub, ich spinne.«
    »Wissen
Sie denn so genau, was in einem solchen Täter vor sich geht?«, fragte Olsen.
Brock schnaubte.
    »Können
Sie sich wirklich vorstellen, aus welchem Bedürfnis der Machtausübung heraus
ein Mensch einen anderen quält und anschließend tötet?« Er blickte

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