Vulkanpark
eine
Zwischenbilanz. Der Mörder des kleinen Timo ist noch immer auf freiem Fuß.
Allerdings habe sich ein wichtiger Zeuge gemeldet, so die Leiterin der
Sonderkommission, Franca Mazzari. Die Ermittler sind fest davon überzeugt, den
Täter in allernächster Zeit schnappen zu können.« Aufnahmen vom Rauscherpark
flimmerten über den Bildschirm. Das Auge der Kamera glitt über das
obligatorische flatternde Absperrband hinweg auf die Männer in weißen
Schutzanzügen, die in gebückter Haltung die Gegend um das Flüsschen Nette
absuchten. Das Plätschern des Wassers war durchdrungen von gespenstischer
Musikuntermalung.
»Als
Ergebnis von gezielten Durchsuchungen wurden zahlreiche Gegenstände sichergestellt,
darunter auch Bekleidungsstücke des Jungen in einer Höhle im Rauscherpark bei
Plaidt. Diese Höhle ist der offensichtliche Tatort und befindet sich in der
Nähe des Auffindeortes der Leiche. Sofern nicht von vornherein ein Zusammenhang
mit dem Verschwinden Timos ausgeschlossen werden konnte, wurden alle
Beweisstücke mit der gebotenen Sorgfalt von Spezialisten des Erkennungsdienstes
gesichert. Für die zeitnahe Bearbeitung stehen auch Wissenschaftler des LKA des
Landes Rheinland-Pfalz zur Verfügung.« Schwenk zu einer Frau in mittleren
Jahren, in deren kurzem Haar der Wind spielte und es ein wenig zur Seite
stülpte.
»Die
Anteilnahme und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war von Anfang an sehr groß.
Dennoch appelliert Hauptkommissarin Franca Mazzari eindringlich daran, auch
weiterhin jeden noch so unbedeutend erscheinenden Hinweis der Polizei zu
melden.«
»Bitte
wenden Sie sich an uns. Wir versichern Ihnen, dass jeder Hinweis auf Wunsch
vertraulich behandelt wird. Schließlich könnte das letzte fehlende Puzzlestück
zur Klärung des Verbrechens an Timo dabei sein«, sprach sie in die Kamera.
»Falls
Sie sachdienliche Hinweise geben können, setzen Sie sich bitte mit der Kripo
Koblenz in Verbindung«, wandte sich die Sprecherin an die Zuschauer und nannte
eine Telefonnummer.
Ausschnitte
aus der Pressekonferenz wurden eingeblendet. Dann kam Franca Mazzari wieder ins
Bild. »Wir sind ihm ganz dicht auf der Spur. Früher oder später geht er uns in
die Falle«, erklärte die Hauptkommissarin mit Bestimmtheit.
Er
grinste in sich hinein. Nichts hatten sie. Gar nichts. Da saßen sie mit ernsten
Mienen und demonstrierten Siegesgewissheit. Doch worin diese sich begründete,
konnte niemand benennen.
Zuerst
war er furchtbar erschrocken gewesen und hatte atemlos jedes Wort dieses Berichtes
verfolgt. Sollten sie ihm tatsächlich auf den Fersen sein? Vorsorglich hatte er
den Beitrag aufgezeichnet und sofort nochmals abgespielt. Um ganz sicher zu
gehen, dass er auch nichts übersehen hatte.
Nein.
Nun fühlte er sich erleichtert und erhaben. Sie hatten nichts. Alles nur heiße
Luft, was sie da verkündeten.
Im
Internet verfolgte er jeden neuen Artikel über den Fall. Interessant für ihn
war, dass sie eine Homepage eingerichtet hatten, auf der die neuesten
Ergebnisse nachzulesen waren. Doch er hütete sich, diese Seite allzu oft
anzuklicken. Wenn er einen Fehler gemacht hatte, dann würde er das sofort
erkennen.
Dennoch,
die Fernsehsendung ließ ihn aufhorchen und wühlte ihn auf. Bisher hatte sich
die Polizei mit ihren Ergebnissen ziemlich zurückgehalten und stets auf
ermittlungstaktisches Schweigen verwiesen. Nun legten sie offenbar die Karten
auf den Tisch.
Ein Akt
der Verzweiflung? Oder sollte er sie vielleicht doch unterschätzen? Er war sehr
angespannt. Es wunderte ihn, dass sie die Kleider des Jungen in der
Schlangenhöhle gefunden hatten. Dort hatte er als Kind oft gespielt und einmal
eine Schlange darin entdeckt, wahrscheinlich eine Blindschleiche, deshalb hatte
er sie so genannt.
Er
beglückwünschte sich nochmals zu dem Einfall, nicht sein eigenes Fahrzeug
benutzt zu haben. In dem gestohlenen Wagen hatte er so viele Fremdspuren
verteilt, dass es Jahre dauern würde, bis alle ausgewertet waren.
Nein,
er war sicher, dass sie blufften. Ihm würde man nicht so schnell auf die
Schliche kommen. Er spürte das Kribbeln in seinem Magen. Sein Finger glitt
vorsichtig über die geschärfte Schneide des Jagdmessers. In seinem Kopf regte
sich etwas. Bilder schossen ihm blitzartig durch den Kopf. Er sah ein Kind vor
sich. Ein Junge, dem Horror und Angst im Gesicht standen. Und das Wissen, nicht
entkommen zu können. Bisher hatte er geglaubt, diese Bilder eindeutig zuordnen
zu können. Doch das Bild verschmolz
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