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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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geschleudert, was er von ihm hält, und
dieser hat schlichtweg die Kontrolle verloren.«
    »Ist es
nicht auch möglich, dass dem Täter der alleinige Missbrauch nicht mehr
genügte?«, warf Hinterhuber ein. »Dass er, um wirklich befriedigt zu sein,
unbedingt töten wollte?«
    »Omnipotenzgefühle
spielen bei solchen Tätern eine große Rolle«, bestätigte der Fallanalytiker.
»Vor dem Töten wollte er demütigen. Das ist ganz klar zu erkennen. – Nun zu den
Schnitten am Hals«, griff Olsen einen weiteren Aspekt auf. »Einige
Probeschnitte zeugen davon, dass der Täter mehrmals das Messer angesetzt hat,
bevor er den finalen Schnitt ausführte. Daraus kann man eine gewisse
Unsicherheit ableiten, das Schneiden ist ihm nicht leichtgefallen. Der Schnitt
wurde postmortal ausgeführt. Er wusste also nicht, dass das Kind bereits tot
war. Das heißt, er wollte ganz sicher gehen, dass sein Opfer tot ist.«
    Einen
Moment herrschte bedrücktes Schweigen.
    »Herr
Hinterhuber und ich haben das bereits erstellte Täterprofil erweitert. Aus all
diesen Hinweisen können wir nun folgende Rückschlüsse auf die
Täterpersönlichkeit ziehen.« Er nickte in Hinterhubers Richtung. »Es handelt
sich vermutlich um einen unauffälligen, wahrscheinlich sogar sympathischen
Mann, dessen Alter ich zwischen 30 und höchstens 50 Jahren ansetzen würde. Er
ist in irgendeiner Weise mit der Gegend um die Rauschermühle vertraut.
Vielleicht hat er seine Kindheit in Plaidt oder in Saffig verbracht. Oder er
wohnt noch heute dort. Er ist intelligent. Sein Beruf hat wahrscheinlich etwas
mit Pflege oder Sozialarbeit zu tun. Womöglich ist er Arzt oder
Krankenpfleger.«
    »Wie
kommen Sie denn darauf?« Nicht nur Staatsanwalt Hansen schaute ungläubig.
    »Die
Art, wie er mit dem Jungen umgegangen ist, lässt darauf schließen. Natürlich
können wir uns in einigen Punkten täuschen«, räumte Olsen ein. »Diese Gefahr
besteht immer. Aber mit diesem Profil haben wir den Täterkreis erheblich
eingegrenzt.«
    »Das
ist ein ganz feiger Hund«, stieß Brock heftig hervor. »Nur feige Hunde sind in
der Lage, einem Kind so was anzutun.«
    »Da
gebe ich Ihnen vollkommen recht«, erwiderte Berthold Olsen. »Solche Täter sind
auf der Feigheitsskala ganz oben angesiedelt. Aber bei der Aufklärung der Tat
bringen uns moralische Wertungen nicht weiter.«
    Roger
Brock schnaubte, verschränkte die Arme vor seinem Körper und starrte vor sich
hin.
    »Und
was würden Sie raten, wie weiter vorzugehen ist?«, fragte Osterkorn.
    »Ich
würde vorschlagen, die Medien ehestmöglich zu einer weiteren Pressekonferenz
einzuladen. Ich glaube, dass er alle Nachrichten zu dem Fall aufsaugt wie ein
Schwamm. Er soll wissen, was wir von ihm in Erfahrung gebracht haben, das wird
ihn nervös machen. Im Zusammenspiel mit den Medien kann mehr und mehr
Fahndungsdruck aufgebaut werden. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter
gehen und behaupten, es gäbe Zeugen, die ihn am Tatort gesehen haben. Auch wenn
das nicht stimmt. So können wir ihn provozieren und ihn in die Falle locken.
Vielleicht können wir ihn so zermürben, und er begeht einen grundsätzlichen
Fehler, indem er sich verleiten lässt, uns einen Hinweis zu geben, vielleicht
ja auch anonym. Sie wissen, ich halte ihn für ziemlich intelligent, aber auch
der Intelligenteste hat seine Achillesferse.«
    Clarissa
suchte Francas Blick. Genau, wie ich vorgeschlagen habe, aber auf mich wolltet
ihr ja nicht hören, schien ihre triumphierende Miene auszusagen. Von ihrem
Zusammenbruch war ihr nichts mehr anzumerken. Offensichtlich hatte sie sich
wieder gefangen.
    »Wenn
der so schlau ist, wie Sie meinen, dann wird er sich über uns kaputtlachen«,
brummelte Brock mit düsterer Miene.
    »Das
wird ihm schon noch vergehen, glauben Sie mir.«

40
     
    »Die Mitarbeiter der
Mordkommission haben alles versucht, um Licht in den Fall des getöteten Timo S.
zu bringen. Doch auch nach wochenlanger intensiver Arbeit haben die Fahnder
keinen konkreten Verdacht«, drang die gut modulierte Stimme einer jungen
Sprecherin mit langen dunklen Haaren aus dem Fernsehgerät. »Bei der Trauerfeier
waren Hunderte Menschen anwesend, um den kleinen Timo zu verabschieden. Pfarrer
Rainer Liebermann sprach in seiner Predigt bewegende Worte.« Brennende Kerzen
und Grableuchten wurden eingeblendet und herangezoomt, Blumen, Stofftiere und
Zettel mit Botschaften: »Timo, wir vermissen dich.«
    »Auf
der heutigen Pressekonferenz zogen Polizei und Staatsanwaltschaft

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