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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und zog die andere Hälfte der Waffe aus der Wand. Die Klinge war in der Mitte gebrochen.
    »Hauptmann Mumm«, sagte der Patrizier.
    »Herr?«
    »Würdest du mir bitte das andere Schwert geben?«
    Mumm reichte es ihm. Er sah keinen Sinn mehr darin, Lord Vetinari in irgendeiner Hinsicht Widerstand zu leisten. Wahrscheinlich bekam er eine eigene Skorpiongrube – und die Skorpione darin bekamen
ihn.
    Der Patrizier betrachtete die rostige Waffe von allen Seiten.
    »Wie lange hast du dieses Schwert schon, Hauptmann?« fragte er leise.
    »Es ist nicht meins, Herr. Es gehört Obergefreiter Karotte, Herr.«
    »Obergefreiter…?«
    »Damit bin ich gemeint, Euer Gnaden«, sagte Karotte und salutierte.
    »Ah.«
    Lord Vetinari drehte die Klinge langsam hin und her, während sein faszinierter Blick an ihr festklebte. Mumm fühlte, wie die Luft dicker wurde, so als kondensiere sich geballte Geschichte. Doch der Grund dafür blieb ihm ein unergründliches Rätsel. Dies war eine der Stellen, an der sich die Hose der Zeit gabelte, und wenn man nicht aufpaßte, geriet man ins falsche Bein…

    W onse erhob sich in einer Welt der Düsternis, und eisige Verblüffung strömte in sein Bewußtsein. Verdutzt sah er sich um und richtete den fragenden Blick auf eine hochgewachsene Gestalt, die einen schwarzen Kapuzenmantel trug.
    »Ich habe euch alle für tot gehalten«, murmelte er. Eine sonderbare Stille herrschte, und die Farben um ihn herum wirkten abgenutzt und blaß. Irgend etwas stimmt nicht.
    »Bist du das, Bruder Pförtner?« fragte Wonse zaghaft.
    Die Gestalt streckte den Arm aus.
    IN GEWISSER WEISE, erwiderte sie.

    … und der Patrizier gab Karotte das Schwert zurück.
    »Ausgezeichnet, junger Mann«, sagte er. »Hauptmann Mumm, ich schlage vor, du gibst deinen Leuten den Rest des Tages frei.«
    »Danke, Herr«, erwiderte Mumm. »Also gut, Jungs. Ihr habt Seine Lordschaft gehört.«
    »Aber du solltest noch ein wenig hierbleiben, Hauptmann. Wir müssen einige Dinge besprechen.«
    »Ja, Herr?« entgegnete Mumm unschuldig.
    Die drei anderen Wächter warfen ihrem Vorgesetzten mitfühlende und kummervolle Blicke zu, bevor sie das Zimmer verließen.
    Lord Vetinari trat zum Rand des Bodens und sah nach unten.
    »Armer Wonse«, sagte er.
    »Ja, Herr.« Mumm starrte an die Wand.
    »Weißt du, eigentlich bedauere ich seinen Tod.«
    »Herr?«
    »Er war irregeleitet, ja, aber auch tüchtig. Sein Kopf hätte mir weiterhin nützen können.«
    »Ja, Herr.«
    »Den Rest hätten wir natürlich weggeworfen.«
    »Ja, Herr.«
    »Das habe ich als Scherz gemeint, Mumm.«
    »Ja, Herr.«
    »Der Kerl hat nie begriffen, was es mit Geheimgängen auf sich hat.«
    »Nein, Herr.«
    »Was den jungen Burschen betrifft… Er heißt Karotte, nicht wahr?«
    »Ja, Herr.«
    »Ein guter Mann. Gefällt es ihm in der Wache?«
    »Ja, Herr. Fühlt sich bei uns wie zu Hause.«
    »Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Herr?«
    »Komm mit mir!«
    Lord Vetinari stapfte durch den halbzerstörten Palast, und Mumm folgte ihm zum Rechteckigen Büro. Die Ordnung darin überraschte ihn: Das Zerstörungswerk des Drachen hatte hier nur eine dünne Staubschicht geschaffen. Der Patrizier setzte sich, und plötzlich sah es aus, als hätte er diesen Raum nie verlassen. Mumm fragte sich plötzlich, ob er ihm wirklich im Kerker begegnet war.
    Lord Vetinari strich einige kleine Mörtelbrocken beiseite und griff nach einem Bündel Papiere.
    »Schade«, sagte er. »Lupin war ein sehr ordentlicher Mann.«
    »Ja, Herr.«
    Der Patrizier preßte die Fingerspitzen aneinander und musterte Mumm.
    »Ich möchte dir einen guten Rat geben, Hauptmann.«
    »Ja, Herr?«
    »Vielleicht hilft er dir dabei, die Welt besser zu verstehen.«
    »Herr.«
    »Vermutlich hältst du das Leben deshalb für so problematisch, weil du glaubst, daß die guten Menschen auf der einen Seite stehen und die schlechten auf der anderen«, sagte Lord Vetinari. »Solche Vorstellungen sind natürlich völlig verkehrt. Es gab und gibt immer nur die Bösen,
aber einige von ihnen gehören zu unterschiedlichen Lagern.«
    Er winkte in Richtung Stadt, stand auf und trat zum Fenster.
    »Ein großes wogendes Meer des Bösen«, fuhr es fast besitzergreifend fort. »An manchen Stellen seicht, ja, doch an anderen sehr,
sehr
tief. Nun, Leute wie du bauen sich kleine Flöße aus Regeln und vielleicht sogar guten Vorsätzen und sagen dann: Dies ist die andere Seite, und letztendlich wird sie triumphieren. Erstaunlich!« Der Patrizier klopfte

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